An einem Fluss zu angeln, ist mit dem Angeln in stehenden Gewässern kaum zu vergleichen. Ich habe die Elbe für mich als Angelrevier entdeckt. Sicher ist der Strom mit anderen großen Flüssen in Deutschland vergleichbar und dennoch hat jeder seine Eigenart. Ist die Elbe im Oberlauf ein kleinerer, im Wasserstand stark schwankender und launischer Fluss und im Unterlauf bei Hamburg eine den Gezeiten anhängige Dame, so ist sie hier im mittleren Flusslauf groß, breit und beeindruckend. Deshalb sollte man dem Fluss auch und vor allem als Angler Respekt entgegen bringen und auf keinen Fall leichtsinnig sein.

Meine Angeltouren führen mich oft mit dem Boot auf die Elbe hinaus. Nicht unbedingt, um vom Boot zu angeln, sondern um so Buhnen zu erreichen, die vom Ufer aus nur schwer zugänglich sind. Beim Angeln auf Zander wie auf Aal muss man die richtigen Buhnen finden und jede ist immer etwas anders mit ihrem ganz bestimmten Charakter.

Aale richtig abgefeedert

So gestaltet sich auch das Aalangeln anders als im See. Wer hier seine Rute mit dem Grundblei in den Strom wirft, wird oft Schneider bleiben. Denn man muss die Fische und ihre Gewohnheiten kennen. Den dicken Aalknüppel lasse ich seit geraumer Zeit zu Hause, nachdem ich unzählige Fehlbisse hatte. Nicht immer waren es die Wollhandkrabben, die hier die Aalglocke geläutet hatten. Mit straffer Schnur und starrer Rute zupft der Aal am Köder, spürt den Widerstand und lässt sofort wieder los.

Mit weicher Spitze geht’s besser

Viel besser haben sich Feederruten zum Aalangeln bewährt. Mit ihrer weichen Spitze spürt der Fisch den Widerstand nicht sofort. Wenn man dann die Schnur anders als gewohnt beim Feederangeln im Schnurbogen etwas locker lässt, sieht man zwar jeden Zupfer, der Aal spürt die Rute aber nicht. Wichtig beim Feedern auf Aal ist, dass man sich von bekannten Methoden und Montagen trennen muss. Eine Montage auf der ein Futterkorb oder ein Blei in einer Schlaufe läuft, an der gleichzeitig das Vorfach eingehängt ist, führt beim Aalangeln unweigerlich zu Verwicklungen, die sich nur schwer lösen lassen und oft einen kompletten Umbau zur Folge haben.

Meine Montage ähnelt eher der einer normalen Grundmontage. Ein Wirbel mit Einhänger läuft auf der Hauptschnur, eine kleine Perle und eine Gummiperle schützen den Knoten und sorgen dafür, dass die Schnur frei durch den Wirbel laufen kann. An einer Schlaufe sitzt der zweite Wirbel mit Einhänger, in den ein nicht zu langes Vorfach eingehängt wird.

Auswechselbare Bleie und starkes Gerät

Wenn man am Fluss mit der Feederrute erfolgreich sein will, sollte man ein breites Sortiment an Bleien dabei haben. Man weiß nie, was einen erwartet, wie tief man angeln muss und wie stark die Strömung ist. Ein Dreibein mit ausziehbaren Füßen gibt eine praktische und sichere Rutenablage auch auf den großen Granitsteinen der Buhnen. Als Hauptschnur verwende ich eine 30-ger Monofile oder eine 12er geflochtene Schnur. Bei einer geflochtenen Hauptschnur ein 35ger Vorfach, bei Monofiler Hauptschnur ein 25er bis 28er Vorfach mit einem nicht zu großen Haken. Als Köder setze ich hauptsächlich Tauwürmer ein. Weil die Wollhandkrabben aber zum Teil sehr aggressiv und hungrig sind, gibt es immer nur einen halben Tauwurm als Köder. Den schnappen sich nicht nur Aal und Co., sondern auch hin und wieder ein Wels oder ein guter Brassen. Meine Bleie haben je nach Strömung 40 bis 100 Gramm. Das heißt, man sollte stabile und kräftige Ruten verwenden, die auch einem halbstarken Wels zwischen 50 Zentimetern und mehr als einem Meter Parolie bieten können. Denn die Bartelträger gehören mittlerweile zum normalen Beifang in der Elbe. Nach Möglichkeit sollten die Ruten drei Meter oder länger sein, um die Montage mit oder ohne Fisch sicher über die Steinschüttungen am Buhnenrand führen zu können.

Mit den Fischen wandern

Am frühen Abend, so gegen 18 bis 19 Uhr, lege ich meinen Köder entweder an der Strömungskante mit der Strömung oder noch besser an der Strömungskante am Prallhang der Buhne aus. Hier kommen in der Regel der erste oder manchmal die ersten zwei bis drei Aale des Tages. Mit fortschreitender Dämmerung ziehen die Aale in das Flachwasser der Buhne. Weist die Strömungskante oftmals Wassertiefen zwischen drei bis fünf Metern oder mehr auf, so ist es am Ende der Buhne oft nicht tiefer als einen Meter. Hier gehen Breitund Spitzköpfe auf Nahrungssuche und hier muss ihnen mit zunehmender Dunkelheit der Köder angeboten werden. An schwülwarmen Sommerabenden, die vielleicht sogar schon etwas bedeckt sind, funktioniert das Aalangeln im Buhnenfeld am Besten. Wenn man sich am frühen Abend gleich mit seinen Feederruten in der Mitte der Buhne postiert, kann sowohl die Strömungskante wie auch den Flachwasserbereich am Prallhang der Buhne beangeln. Ich habe es oft erlebt, dass die Rute, die in der Mitte der Buhne bei drei Meter Wassertiefe lag, gegen Mitternacht keinen Biss mehr brachte, die Montage im Flachwasser dabei kaum zur Ruhe kam.

Am Anfang nur vorsichtiges Zupfen

Wer denkt, dass der Aal den Köder gierig verschlingt und dann ohnehin am Haken hängt, der irrt in diesem Fall. An der Feederrute erkennt man zuerst nur ein vorsichtiges Zupfen. Dann nehme ich die Rute auf und lasse etwa einen Meter schnur nach. Danach folgt ein zweites vorsichtiges Zupfen, das jetzt immer energischer wird. Plötzlich zieht der Fisch ab, die Feederspitze krümmt sich und jede Bewegung am Haken ist bis ins Handteil zu spüren. Jetzt wird der Anhieb gesetzt. Dabei muss man darauf achten, dass der Schnurbogen, der durch die Strömung unweigerlich gebildet wird, nicht zu groß ist. Vor allem bei der geflochtenen Schnur, kommt aber auch bei einem Schnurbogen der Anhieb immer durch. 90 Prozent der Aale, die ich auf diese Weise gefangen habe hatten den Haken vorn im Maul zu sitzen, in der Regel im Unterkiefer. Das zeigt deutlich, dass ein Großteil der Fische am „Aalknüppel“ nicht am Haken gezappelt hätten.

Die Alternative zum Tauwurm

Doch nicht immer muss man den Tauwurm als Köder zum Aalangeln verwenden. Unzählige Versuche mit Köderfischen in der Elbe zum Erfolg zu kommen, sind am Fressrausch der Krabben gescheitert. Als Alternative kann man aber auch Bienenmaden (Wachsmottenlarven) verwenden. Nicht nur große Brassen und kleine Bleie lieben diesen Köder. Auch der Aal kann dem Duft der Bienenmaden nicht widerstehen. Das Angeln mit den Bienenmaden hat den Vorteil, dass man nicht ganz so lange wie beim Tauwurmangeln mit dem Anhieb warten muss. Meistens kann gleich beim ersten energischen Zug angeschlagen werden. Egal ob Brassen oder Aal, der Fisch ist in der Regel sofort gehakt. Auch wenn man einen Fehlbiss hatte und nur noch ein Rest der Made am Haken hängt, kann man einfach eine zweite oder dritte auf den Haken ziehen. Zum Aalangeln mit Bienenmaden verwende ich kleine Wurmhaken. Sie verhindern, dass die Bienenmaden schnell vom Haken rutschen. Allerdings ist auch dieser Köder vor den Krabben nicht sicher.

Bissanzeiger in der Dunkelheit

In den vergangenen Jahren habe ich als Bissanzeiger im Dunkeln an der Feederrute gern Miniknicklichter verwendet. Sie wurden einfach mit Tesafilm an der Feederspitze befestigt und zeigten so zuverlässig jeden Biss an, ohne dabei beim Auswerfen zu behindern. Leider gibt es offensichtlich keine Miniknicklichter mehr. Weder Gerätehändler noch Versandhäuser konnten mir Miniknicklichter liefern. Deshalb verwende ich jetzt als Bissanzeiger die gemeine Aalglocke mit integrierter Knicklichthalterung. Ich montiere die Glocke an der Steckverbindung zwischen Feederspitze und Rute. Leider wird dabei nicht jeder Zupfer mehr ganz so zuverlässig angezeigt. Diese Art der Bisserkennung erfordert vor allem im Dunkeln viel Aufmerksamkeit. Aber es funktioniert dennoch. Ein leichtes Zittern des Knicklichtes und nur ein leichtes Kullern der Kugeln in der Aalglocke signalisieren den ersten zaghaften Biss. Bereits jetzt wird die Rute aus der Halterung genommen, etwas Schnur nachgegeben und jede Bewegung am Köder bis in den Rutengriff übertragen. Habe ich vor Jahren besenstielharte Ruten zum Aalangeln eingesetzt, so sind es jetzt ausschließlich die Feederruten mit dem starkem Rückrat und der federweichen Spitze.

Allerdings hat sich ein neues Problem aufgetan: Wo gibt es Ersatzspitzen für die Feederrute? Denn hin und wieder geben die bei zu großer Belastung und Dauerspannung durch die Strömung schon mal den Geist auf.

Thomas Bein