Hechte in Brandenburg

Hechte in Brandenburg

Der Hecht kommt wohl in fast allen Gewässern unseres Bundeslandes vor. Fischereibiologen sagen, dass der Hecht in unseren Breitengraden selbst ohne Schonzeit durch die Angelfischerei in seinem Bestand nicht gefährdet werden könnte. Das hängt ganz einfach damit zusammen, dass Hechte sich in enorm großer Zahl reproduzieren und mitunter sogar die Junghechte die Nahrung für die Altfische bilden. Nicht ohne Grund gibt es viele Hechtköder im Hechtdesign.

Hechte in Brandenburg

Hechte zu beangeln ist unheimlich vielfältig und fast jede Methode kann dabei zum Erfolg führen. Mit dem toten Köderfisch kann man Hechte am Grund beangeln, sie frei im Wasser schweben lassen oder sie mit einer Driftpose auf Reisen schicken, um weite Flächen abzusuchen. Der Hecht ist ein Augenjäger und wird deshalb fast ausschließlich am Tage gefangen. Nur bei einer hellen Vollmondnacht habe ich auch schon Hechte nachts mit Wobblern gefangen.

Unzählige Kunstköder gaukeln dem Hecht eine fette Beute vor und sollen ihn zum Anbiss verleiten. Gummifische, Wobbler, Spinner, Blinker und Streamer gibt es in unzähligen Formen und Farben. Mit welchem Köder wir den Hechten nachstellen hängt zum einen vom Gewässer und den äußeren Umständen ab und zum zweiten von der Vorliebe des Anglers.

Kunstköder sind im Herbst effektiver
Hechte in Brandenburg

Vor allem in den Herbstmonaten ist das Angeln mit Kunstködern oft effektiver und erfolgversprechender als mit dem Köderfisch, denn die Hechte fressen sich jetzt ihren Winterspeck an und sind aggressiv. Schnell geführte Blinker und Wobbler imitieren einen Beutefisch und sprechen sowohl die optischen Reize wie auch das Seitenlinienorgan der Hechte an, mit dem Schwingungen im Wasser wahrgenommen werden. Oft stellen sich Angler die Frage: Wo finde ich den Hecht und welche Farbe sollte mein Köder haben?

Hechte stehen zu dieser Jahreszeit über den langsam absinkenden Krautfeldern oder suchen an den Schilfkanten und überhängenden Bäumen Schutz. Hier sind die Stellen, die wir konzentriert beangeln sollten. Die Hechte in den großen Seen ziehen jetzt ins Freiwasser, denn sie folgen den Futterfischen, die sich jetzt langsam auf den Weg in die Winterquartiere machen. Bei klarem Wasser sollten wir natürlich wirkende Dekore wählen. Das gilt für Blinker ebenso wie für die zahlreichen Wobblermodelle. Haben wir es mit trübem Wasser zu tun, sollten wir eher helle Farben wählen. Sogenannte Schockfarben. Diese „schocken“ den Hecht nicht, sind aber meistens UV-aktiv und können vom Augenjäger Hecht besser wahrgenommen werden.

Umschalten in den „Wintermodus“

Solange die Wassertemperatur nicht unter zehn Grad sinkt, sind die Hechte aktiv und auch mit schnell geführten Ködern zu fangen. Sinken die Temperaturen jedoch weiter, stellen auch die Hechte ihre Aktivitäten ein und schalten um auf „Wintermodus“. Dann ziehen sie langsam durch die Gewässer auf der Suche nach Nahrung. Große Happen sind nun gefragt und langsam geführte Köder. Denn die Hechte müssen jetzt mit ihrer Energie haushalten und verfolgen keinen Köder, wenn er nicht einen fetten Happen darstellt. Zu dieser Jahreszeit hat sich der tote Köderfisch bewährt. Denn die Hechte suchen ihre Beute in der kalten Jahreszeit und finden den toten Köderfisch, den sie ohne Anstrengung fressen können. Bei einem Biss in der kalten Jahreszeit auf einen Köderfisch werden wir feststellen, dass der Hecht viel langsamer mit dem Köder abzieht, als es in der warmen Jahreszeit der Fall wäre. Doch auch mit Kunstködern kann man Hechte jetzt noch beangeln. Sogenannte „Suspender“-Wobbler, die im Wasser schweben, sind jetzt bei den Kunstködern erst Wahl. Denn auch sie können auf der Stelle verharren ohne zu Boden zu sinken und sind eine dankbare Beute für den Hecht.

Keine Angst vor großen Ködern

Bevor man sich die Frage stellt, wie groß denn unser Köder sein sollte, muss man beachten, dass Hechte selbst Artgenossen angreifen, die fast gleich groß sind. Das heißt, mit einem Köder zwischen 15 und 20 Zentimetern können wir nichts falsch machen. Die einzige Ausnahme von dieser Regel bildet der Frühsommer, wenn unzählige Kleinfische die Flachwasserzonen bevölkern und das Wasser warm ist. Denn dann haben sich mitunter auch große Hechte auf diese Nahrung spezialisiert und ignorieren größere Köder. Aber ansonsten gilt: Keine Angst vor großen Ködern, egal ob Köderfisch, Wobbler oder Spinner. Denn Hechte sind Fressmaschinen und was erst einmal in ihren Zähnen gefangen ist, wird auch gefressen.

Wer einige der Ratschläge befolgt und vor allem über sein Gewässer und die Lebensweise der Hechte nachdenkt, wird einen erfolgreichen Saisonabschluss erleben, bei dem er mit Sicherheit den einen oder anderen Esox in den Kescher führen kann.

Thomas Bein
Chefredakteur des „Märkischen Anglers“

Zander auf die weiche Tour

Zander auf die weiche Tour

Zander auf die weiche Tour

Es war Anfang der achtziger Jahre, als eine Ködererfindung aus den USA das Angeln revolutionierte: Der erste Gummitwister als Angelköder war gegossen und an einem Haken montiert.

Diese Twister waren die Vorfahren aller heute bekannten Gummiköder und ihnen eilte ein Ruf wie Donnerhall voraus. Eine Art Wunderköder sollten diese Twister sein und imitierten doch eigentlich nichts weiter, als einen labbrigen Wurm. Als jedoch die ersten Köder zu uns über die damals noch vernagelte Grenze rutschten, waren sie eine echte Wunderwaffe und wurden nicht schlecht bestaunt und hoch gehandelt.

Mitte der neunziger Jahre erblickten dann immer mehr künstliche Gummitiere das Licht der Welt. In unzähligen Farben und Formen kommen sie heute daher und werden immer besser an das Beuteschema der Fische angepasst.

Die meisten Köder kommen aus den Staaten

Wer mit Gummiködern erfolgreich Angeln will, sollte ein wenig die Geschichte und die Herkunft solcher Köder kennen: Die meisten von ihnen stammen aus den USA und aus Japan. Zahlreiche Modelle werden auch in China produziert. Aber sie alle haben im Grunde einen Zielfisch: Den Schwarzbarsch! Auch die Gummiköder, die es bei uns in unseren Läden gibt, sind eigentlich Köder, die für das Schwarzbarschfischen entwickelt wurden. Angetrieben wird diese Entwicklung vor allem durch die großen Turniere und Wettbewerbe in den USA, bei denen es um sehr viel Geld geht. Bei den „Bassmaster Classics“, dem größten Turnier in den USA, beträgt allein die Siegprämie 500.000 Dollar. Ansporn genug, immer neue und noch bessere Köder zu entwickeln. Bei uns ist das Wettkampfangeln durch die Tierschutzgesetzgebung verboten. Allerdings hat diese Gesetzgebung Deutschland zu einem anglerischen Entwicklungsland gemacht. Denn nur durch den Ansporn, immer bessere Köder für den noch größeren Fisch zu entwickeln, gibt es immer neue Modelle, Farben und Formen.

Barsch und Zander sind Hauptzielfisch

Bei uns sind es der Flussbarsch und der Zander, die hauptsächlich mit den Gummiködern beangelt werden. Wer mit solchen Ködern den Stachelrittern nachstellt, sollte zunächst deren Lebensweise kennen: Ähnlich wie der Schwarzbarsch saugen Zander und Barsch ihre Beute an. Durch einen kurzen Unterdruck „spülen“ sie sich die Beute hinter die Kiemen. Deshalb sollten Gummiköder schon die Größe von 10 bis 12 cm haben, um einen ordentlichen Happen zu simulieren, aber dennoch aus einer sehr weichen Gummimischung bestehen, die Barsch und Zander beim Ansaugen quasi zusammenfalten können. Auch der gefischte Bleikopf sollte so leicht wie möglich gewählt werden, um den Fischen das Ansaugen der Beute zu erleichtern. Aus diesem Grund haben weder Barsch noch Zander ähnlich gefährliche Zahnreihen wie der Hecht. Der Zander saugt seine Beute an und kann sie mit den sogenannten „Hundszähnen“, einfach töten. Barsche und Zander leben in Gruppen. Nur die ganz kapitalen Exemplare ziehen als Einzelgänger durch unsere Gewässer. Mancher hat schon mal davon gehört, dass Barsche „petzen“. Das heißt, geht ein Fisch im Drill verloren, flüchten mit ihm auch alle anderen und es gibt keinen Biss mehr. Ein ähnliches Verhalten kann man bei Zandern beobachten. Vor allem nachts, wenn die Zander aktiv rauben, verpetzt uns der verlorene Fisch und es kehrt Ruhe ein, wo eben noch einige Fische auf Raubzug waren. Über Botenstoffe, die die Fische aussenden, die Flucht und Gefahr bedeuten, werden die Artgenossen gewarnt und meiden den Platz. Beim Zanderangeln mit Gummifischen muss man beachten, dass Zander nachtaktive Fische sind. Besonders gut an den „Glasaugen“ zu erkennen, die im Grunde wie Restlichtverstärker wirken. Im Dunkeln kann der Zander etwa zehn Mal so gut sehen wie wir. Wenn wir den Zander am Tage in tiefen Löchern und an abfallenden Kanten nachstellen, suchen wir die Fische im Grunde an ihren Ruheplätzen auf.

In der Mittagshitze wird geruht und nicht gejagt

Hier jagen sie nicht aktiv. Es ist auch einer der Gründe, warum immer wieder weiße und neongrüne Gummifische gut fangen: Sie gehen dem Zander bei seiner Mittagsruhe einfach auf die Nerven. Wie eine lästige Mücke, die wir nachts versuchen zu verscheuchen, so will sich auch der Zander den nervenden Eindringling vom Halse schaffen. Weil Fische aber nun keine Hände zum verscheuchen haben, wird nach dem Plagegeist geschnappt. Meistens sind das die Fische, die knapp gehakt am Stinger, dem sogenannten Angstdrilling hängen. Sicher nimmt der Zander auch an den Ruheplätzen einen angebotenen Köder als dankbaren Appetithappen an. Das ist aber eher in der kalten Jahreszeit der Fall und nicht die Regel. Wer aktive Zander befischen will, sollte sich nachts ans Wasser begeben und dann die Flachwasserzonen in See und Fluss aufsuchen. Manchmal ist das Wasser hier nur einen Meter tief, in dem auch kapitale Zander nachts auf Beutezug gehen und in der Dunkelheit einen dunklen oder naturfarbenen Köder nehmen, der nicht unbedingt am Grund angeboten werden muss und dabei nicht giftgrün oder weiß sein sollte. Wer das verstehen will, sollte sich einfach einmal einen dunklen Gummifisch nehmen und mitten in der Nacht von oben auf den Fisch schauen und ihn dann zum Vergleich gegen das Mondlicht halten und von unten betrachten. Ihr werdet feststellen, dass man aus der „Zanderperspektive“ die Silhouette eines dunklen Köders viel besser im Gegenlicht wahrnehmen kann als bei einem hellen Köder. Wer sich also mit den Lebensgewohnheiten und dem Fressverhalten der Zander beschäftigt, fängt auch nachts mit Gummifischen aktiv raubende Zander. Die beißen aber nicht mit einem leichten „Tock“, also dem Moment des Ansaugens des Köders. Nachts wird gefressen und da steigen auch Zander mitunter rabiater ein, als man es erwarten könnte. Und vor allem in den warmen Sommernächten diesen Jahres habe ich es erlebt, das auch Barsche nur noch nachts zu fangen waren, wenn sie aus ihren Ruheplätzen heraus kamen und aktiv an den Krautkanten auf Jagd gingen.

Thomas Bein, Chefredakteur des „Märkischen Anglers“

Erstes Grün & erste Bisse

Erstes Grün & erste Bisse

Für Karpfen-Fans fängt die heiße Zeit schon an, wenn die Nächte noch kalt sind: im März, spätestens April. Das Angeln früh im Jahr ist manchmal erstaunlich einfach, kann aber auch schwierig werden. Fädeln wir ein paar Boilies auf und gehen es an! Brrr! Das ist jetzt aber kein Frühling mehr. Ich tausche kurzärmeliges T- gegen langärmeliges Rollkragen-Shirt und Baseball Cap gegen Wollmütze. Mit der Sonne sinken die Temperaturen und in der Nacht soll sich das Quecksilber auch wieder unter der Fünf-Grad-Marke verkriechen.

Trotzdem bin ich nach wie vor sicher, dass ich mit dem Wind auf die Nase richtig sitze. Ein kurzer Kontrollgang mit dem Thermometer bei Ankunft am Nachmittag hat Klarheit gebracht: Der Wind drückt das von der Frühlingssonne erwärmte Wasser auf dieses Ufer. Konkret bedeutet das 12,2 Grad auf meiner und nur 10,1 Grad auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht.

Erstes Grün & erste Bisse
Erstes Grün & erste Bisse
Klare Entscheidung

Während ich jetzt im letzten Licht angestrengt das Wasser vor mir nach Fischaktivitäten absuche, piept mein linker Bissanzeiger, um eine Sekunde später die knarrende Rollenbremse mit seinem Dauerpfeiffen zu übertönen. Einen kleinen Jubler kann ich nicht unterdrücken, als fünf Minuten später mein erster Karpfen in den Kescher gleitet. Kopflampe an und erstmal genießen: Ein toller Spiegler weit oberhalb der Zehn-Kilo-Marke liegt da in den Maschen. Und vorfüttern musste ich für diesen Erfolg auch nicht.

Präzision statt Futter

Einen großen Pluspunkt hat die frühe Angelei auf Schuppis und Spiegler: Zu keiner anderen Zeit in der normalen Saison ist Vorfüttern weniger wichtig als jetzt. Die erste Tour des Jahres bereite ich heute gar nicht mehr mit Eimerchen, Wurfkelle oder Boilie-Rohr vor. Fische finden ist gerade jetzt deutlich wichtiger als Fische füttern. Im noch kalten Wasser fressen die Burschen einfach wenig und ziehen oft auch noch keine weiten Strecken im Gewässer herum. Schnell „versenken“ wir unser Futter dort, wo gar kein Rüssler vorbeikommt. Oder wir füttern die Burschen schon ab, bevor wir eine Montage im Wasser haben. Außerdem macht uns Vorfüttern die Entscheidung am Angeltag schwer: Dort, wo wir gefüttert haben, regt sich kein Leben im Wasser, während an anderer Stelle reichlich Rotaugen plätschern und auch eine erste, karpfenverdächtige Bugwelle durchs Flachwasser schiebt. Leicht entscheiden wir dann gegen das Bauchgefühl und bauen dort auf, wo wir gefüttert haben: Die Vorarbeit soll ja auch nicht umsonst gewesen sein! Deshalb: lieber nicht vorfüttern und dafür flexibel dort fischen, wo es gerade am aussichtsreichsten ist. Das ist oft die Uferseite, auf die der warme Wind steht. Kommt es allerdings unangenehm kühl über den Teich, fühlen nicht nur wir uns dort wohler, wo wir Windschutz und etwas Sonne genießen dürfen.

Auffallen!

Typisches Bild an vielen Gewässern in der Phase März/April: Das Wasser steht etwas höher als üblich und ist stark eingetrübt. Da halten wir es am besten so wie ein Spinnfischer es auch bei seiner Köderwahl tut: grelle Köder für trübes Wasser. Unangenehme Erfahrungen mit bunten Kugeln sind den Winter über selbst an stark beangelten Gewässern bei vielen Fischen offensichtlich in Vergessenheit geraten. Erste Wahl am Haar unseres Hakens sind jetzt kleinere und vor allem grelle Murmeln. Ein weißer, gelber oder pinkfarbener Boilie in 12 oder 15 Millimetern trifft den Geschmack der Karpfen oft perfekt. Ach ja, es darf gern ein Pop Up (auftreibender Boilie) oder ein Kombi aus Sinker und Pop Up sein. Natürlich können wir auch einfach zu unserem eher unscheinbaren Lieblingsboilie greifen und diesen aufpimpen. Vielleicht setzen wir oben jetzt einfach ein grelles, buntes Gummimaiskorn drauf – schon fällt der Happen den Fischen viel schneller ins Auge. Oder wir panieren die Karpfenkugel mit aromastarkem und grellem Pulver- Dip. Und auch all die flüssigen Dips in wohlriechenden Duftnoten erleben jetzt ebenfalls ihre Hochphase. Die perfekte Ergänzung zu unserem grellen Hakenköder ist – nicht nur im Frühjahr – ein wasserlösliches Säckchen (PVA-Beutel oder -Netz) mit kleineren Fischpellets oder zerbröselten Boilies.

Stunden, nicht Tage

Im Herbst bleibe ich auch gerne mal mehrere Tage am Wasser und genieße es, wenn die hungrigen Karpfen meinen Futterplatz angenommen haben. Im Frühjahr klappt es auch prima mit kurzen Touren. Ganze Nächte sind oft unnötig, denn wenn das Thermometer nachts ohnehin wieder in karpfenunfreundliche Bereiche rutscht, können wir lieber zu Hause im eigenen Bett schlafen als am See auf einen unwahrscheinlichen Biss warten. Wollen wir trotzdem bis zum Morgen bleiben, legen wir auf jeden Fall mindestens eine Rute etwas tiefer. Vielleicht frisst ja noch ein Fisch bei zwei Metern munter weiter, wenn es bei einem Meter nachts zu kalt wird. Je kälter die Nächte sind, desto sinnvoller wird es, die Angelzeit auf die Nachmittag oder frühen Abendstunden zu legen.

Leichter und länger Eine ganz heiße Adresse für unsere Montagen ist zu Saisonbeginn jeder Bereich, der später im Jahr üppige See- oder Teichrosenfelder hervorbringt. Lange bevor sich das erste Grün an der Oberfläche zeigt, entfalten sich die Grundblätter der Pflanzen und locken allerlei Kleingetier an, dass Grün zum Fressen gern hat. Gartenbesitzer kennen das von den Blattläusen: Die ersten Knospen der liebevoll gehegten Pflanzen sind beliebte Beute bei den hungrigen Parasiten. Seerosenecken haben allerdings oft etwas weicheren Boden und dieser stellt seine eigenen Anforderungen an unsere Montage. Als erstes wählen wir das Blei lieber leichter. 70 Gramm zum Beispiel reichen bei kleinen Ködern und den dazu passenden kleinen Haken für den Selbsthakeffekt völlig aus – und versinken eben nicht tief im Untergrund. Etwas einsinken darf das Ganze gerne, denn eine bessere Tarnung für die Montage gibt es nicht. Länger als auf hartem Boden ist hier das perfekte Vorfach. Wo sonst 15 reichen, gehen wir jetzt auf 20 bis 25 Zentimeter. Ich setze gerne weiches, geflochtenes Material ein, dass ich mit Knetblei oder speziellen Tungstengewichten zum Aufziehen (Sinkers von Korda) daran hindere, auffällige, schwimmende Schlaufen überm Boden zu bilden. Schön weiche Monofile ist eine gute und sehr günstige Alternative für unser Vorfach. Durchmesser: 0,35 bis 0,40 Millimeter.

Mit einem bin ich mir sicher: Wenn ein gerade erwachter Karpfen zwischen den hellgrünen Grundblättern der Seerosen plötzlich etwas Duftendes in Pink entdeckt, dann reagiert er immer gleich: einsaugen! Und schon piept der Bissanzeiger mit den Vögeln um die Wette!

Arnulf Ehrchen

Aale richtig abgefeedert

Aale richtig abgefeedert

An einem Fluss zu angeln, ist mit dem Angeln in stehenden Gewässern kaum zu vergleichen. Ich habe die Elbe für mich als Angelrevier entdeckt. Sicher ist der Strom mit anderen großen Flüssen in Deutschland vergleichbar und dennoch hat jeder seine Eigenart. Ist die Elbe im Oberlauf ein kleinerer, im Wasserstand stark schwankender und launischer Fluss und im Unterlauf bei Hamburg eine den Gezeiten anhängige Dame, so ist sie hier im mittleren Flusslauf groß, breit und beeindruckend. Deshalb sollte man dem Fluss auch und vor allem als Angler Respekt entgegen bringen und auf keinen Fall leichtsinnig sein.

Meine Angeltouren führen mich oft mit dem Boot auf die Elbe hinaus. Nicht unbedingt, um vom Boot zu angeln, sondern um so Buhnen zu erreichen, die vom Ufer aus nur schwer zugänglich sind. Beim Angeln auf Zander wie auf Aal muss man die richtigen Buhnen finden und jede ist immer etwas anders mit ihrem ganz bestimmten Charakter.

Aale richtig abgefeedert

So gestaltet sich auch das Aalangeln anders als im See. Wer hier seine Rute mit dem Grundblei in den Strom wirft, wird oft Schneider bleiben. Denn man muss die Fische und ihre Gewohnheiten kennen. Den dicken Aalknüppel lasse ich seit geraumer Zeit zu Hause, nachdem ich unzählige Fehlbisse hatte. Nicht immer waren es die Wollhandkrabben, die hier die Aalglocke geläutet hatten. Mit straffer Schnur und starrer Rute zupft der Aal am Köder, spürt den Widerstand und lässt sofort wieder los.

Mit weicher Spitze geht’s besser

Viel besser haben sich Feederruten zum Aalangeln bewährt. Mit ihrer weichen Spitze spürt der Fisch den Widerstand nicht sofort. Wenn man dann die Schnur anders als gewohnt beim Feederangeln im Schnurbogen etwas locker lässt, sieht man zwar jeden Zupfer, der Aal spürt die Rute aber nicht. Wichtig beim Feedern auf Aal ist, dass man sich von bekannten Methoden und Montagen trennen muss. Eine Montage auf der ein Futterkorb oder ein Blei in einer Schlaufe läuft, an der gleichzeitig das Vorfach eingehängt ist, führt beim Aalangeln unweigerlich zu Verwicklungen, die sich nur schwer lösen lassen und oft einen kompletten Umbau zur Folge haben.

Meine Montage ähnelt eher der einer normalen Grundmontage. Ein Wirbel mit Einhänger läuft auf der Hauptschnur, eine kleine Perle und eine Gummiperle schützen den Knoten und sorgen dafür, dass die Schnur frei durch den Wirbel laufen kann. An einer Schlaufe sitzt der zweite Wirbel mit Einhänger, in den ein nicht zu langes Vorfach eingehängt wird.

Auswechselbare Bleie und starkes Gerät

Wenn man am Fluss mit der Feederrute erfolgreich sein will, sollte man ein breites Sortiment an Bleien dabei haben. Man weiß nie, was einen erwartet, wie tief man angeln muss und wie stark die Strömung ist. Ein Dreibein mit ausziehbaren Füßen gibt eine praktische und sichere Rutenablage auch auf den großen Granitsteinen der Buhnen. Als Hauptschnur verwende ich eine 30-ger Monofile oder eine 12er geflochtene Schnur. Bei einer geflochtenen Hauptschnur ein 35ger Vorfach, bei Monofiler Hauptschnur ein 25er bis 28er Vorfach mit einem nicht zu großen Haken. Als Köder setze ich hauptsächlich Tauwürmer ein. Weil die Wollhandkrabben aber zum Teil sehr aggressiv und hungrig sind, gibt es immer nur einen halben Tauwurm als Köder. Den schnappen sich nicht nur Aal und Co., sondern auch hin und wieder ein Wels oder ein guter Brassen. Meine Bleie haben je nach Strömung 40 bis 100 Gramm. Das heißt, man sollte stabile und kräftige Ruten verwenden, die auch einem halbstarken Wels zwischen 50 Zentimetern und mehr als einem Meter Parolie bieten können. Denn die Bartelträger gehören mittlerweile zum normalen Beifang in der Elbe. Nach Möglichkeit sollten die Ruten drei Meter oder länger sein, um die Montage mit oder ohne Fisch sicher über die Steinschüttungen am Buhnenrand führen zu können.

Mit den Fischen wandern

Am frühen Abend, so gegen 18 bis 19 Uhr, lege ich meinen Köder entweder an der Strömungskante mit der Strömung oder noch besser an der Strömungskante am Prallhang der Buhne aus. Hier kommen in der Regel der erste oder manchmal die ersten zwei bis drei Aale des Tages. Mit fortschreitender Dämmerung ziehen die Aale in das Flachwasser der Buhne. Weist die Strömungskante oftmals Wassertiefen zwischen drei bis fünf Metern oder mehr auf, so ist es am Ende der Buhne oft nicht tiefer als einen Meter. Hier gehen Breitund Spitzköpfe auf Nahrungssuche und hier muss ihnen mit zunehmender Dunkelheit der Köder angeboten werden. An schwülwarmen Sommerabenden, die vielleicht sogar schon etwas bedeckt sind, funktioniert das Aalangeln im Buhnenfeld am Besten. Wenn man sich am frühen Abend gleich mit seinen Feederruten in der Mitte der Buhne postiert, kann sowohl die Strömungskante wie auch den Flachwasserbereich am Prallhang der Buhne beangeln. Ich habe es oft erlebt, dass die Rute, die in der Mitte der Buhne bei drei Meter Wassertiefe lag, gegen Mitternacht keinen Biss mehr brachte, die Montage im Flachwasser dabei kaum zur Ruhe kam.

Am Anfang nur vorsichtiges Zupfen

Wer denkt, dass der Aal den Köder gierig verschlingt und dann ohnehin am Haken hängt, der irrt in diesem Fall. An der Feederrute erkennt man zuerst nur ein vorsichtiges Zupfen. Dann nehme ich die Rute auf und lasse etwa einen Meter schnur nach. Danach folgt ein zweites vorsichtiges Zupfen, das jetzt immer energischer wird. Plötzlich zieht der Fisch ab, die Feederspitze krümmt sich und jede Bewegung am Haken ist bis ins Handteil zu spüren. Jetzt wird der Anhieb gesetzt. Dabei muss man darauf achten, dass der Schnurbogen, der durch die Strömung unweigerlich gebildet wird, nicht zu groß ist. Vor allem bei der geflochtenen Schnur, kommt aber auch bei einem Schnurbogen der Anhieb immer durch. 90 Prozent der Aale, die ich auf diese Weise gefangen habe hatten den Haken vorn im Maul zu sitzen, in der Regel im Unterkiefer. Das zeigt deutlich, dass ein Großteil der Fische am „Aalknüppel“ nicht am Haken gezappelt hätten.

Die Alternative zum Tauwurm

Doch nicht immer muss man den Tauwurm als Köder zum Aalangeln verwenden. Unzählige Versuche mit Köderfischen in der Elbe zum Erfolg zu kommen, sind am Fressrausch der Krabben gescheitert. Als Alternative kann man aber auch Bienenmaden (Wachsmottenlarven) verwenden. Nicht nur große Brassen und kleine Bleie lieben diesen Köder. Auch der Aal kann dem Duft der Bienenmaden nicht widerstehen. Das Angeln mit den Bienenmaden hat den Vorteil, dass man nicht ganz so lange wie beim Tauwurmangeln mit dem Anhieb warten muss. Meistens kann gleich beim ersten energischen Zug angeschlagen werden. Egal ob Brassen oder Aal, der Fisch ist in der Regel sofort gehakt. Auch wenn man einen Fehlbiss hatte und nur noch ein Rest der Made am Haken hängt, kann man einfach eine zweite oder dritte auf den Haken ziehen. Zum Aalangeln mit Bienenmaden verwende ich kleine Wurmhaken. Sie verhindern, dass die Bienenmaden schnell vom Haken rutschen. Allerdings ist auch dieser Köder vor den Krabben nicht sicher.

Bissanzeiger in der Dunkelheit

In den vergangenen Jahren habe ich als Bissanzeiger im Dunkeln an der Feederrute gern Miniknicklichter verwendet. Sie wurden einfach mit Tesafilm an der Feederspitze befestigt und zeigten so zuverlässig jeden Biss an, ohne dabei beim Auswerfen zu behindern. Leider gibt es offensichtlich keine Miniknicklichter mehr. Weder Gerätehändler noch Versandhäuser konnten mir Miniknicklichter liefern. Deshalb verwende ich jetzt als Bissanzeiger die gemeine Aalglocke mit integrierter Knicklichthalterung. Ich montiere die Glocke an der Steckverbindung zwischen Feederspitze und Rute. Leider wird dabei nicht jeder Zupfer mehr ganz so zuverlässig angezeigt. Diese Art der Bisserkennung erfordert vor allem im Dunkeln viel Aufmerksamkeit. Aber es funktioniert dennoch. Ein leichtes Zittern des Knicklichtes und nur ein leichtes Kullern der Kugeln in der Aalglocke signalisieren den ersten zaghaften Biss. Bereits jetzt wird die Rute aus der Halterung genommen, etwas Schnur nachgegeben und jede Bewegung am Köder bis in den Rutengriff übertragen. Habe ich vor Jahren besenstielharte Ruten zum Aalangeln eingesetzt, so sind es jetzt ausschließlich die Feederruten mit dem starkem Rückrat und der federweichen Spitze.

Allerdings hat sich ein neues Problem aufgetan: Wo gibt es Ersatzspitzen für die Feederrute? Denn hin und wieder geben die bei zu großer Belastung und Dauerspannung durch die Strömung schon mal den Geist auf.

Thomas Bein

Herbstbarsche „Jetzt beginnt das großen Fressen“

Herbstbarsche „Jetzt beginnt das großen Fressen“

Die Blätter an den Bäumen färben sich bunt, die Nächte sind mehr kalt als kühl. Die Wassertemperatur sinkt und nicht nur wir spüren, dass sich das Jahr dem Ende neigt. Auch die Raubfische in unseren Gewässern machen sich jetzt auf, den Winterspeck zu stärken. Das große Fressen hat begonnen. 

Herbstbarsche

Hechte verlassen ihre Standorte auf der Suche nach Futterfischen und auch die Barsche machen sich auf zum Beutezug. Sie lauern jetzt in größeren Gruppen unter den absterbenden Pflanzen, halten sich an abfallenden Kanten zum Flachwasser auf, um hier den Kleinfischen aufzulauern.

Typisch für tiefe und strukturierte Gewässer sind jetzt auch Massenfänge von Barschen. Denn der ausgeprägte Futterneid lässt die gestreiften Räuber unvorsichtig werden. Es regiert die Gier.

Da kann es auch schnell vorkommen, dass kleinere Artgenossen zur Beute werden. Barsche sind da nicht zimperlich. Um den Herbstbarschen auf die Schuppen zu rücken, gibt es jetzt zahlreiche Köder, die man einsetzen kann. Kleine Crankbaits, kugelförmige Wobbler kann man sehr schnell führen. Damit kann man jetzt größere Wasserflächen schnell absuchen. Fängt man hier einen Barsch, kann man mit kleinen Minnows, also kleinen, schlanken Wobblern, oder mit kleinen Gummifischen an der DropShot-Montage diese Stellen intensiver befischen.

Doubletten sind keine Seltenheit

Ich habe es in dieser Jahreszeit nicht selten erlebt, dass der Futterneid bei den Barschen so groß ist, dass mit unter an jedem der beiden Drillinge am Wobbler ein Barsch hing. Was beim Angeln mit Wobblern mitunter für Erstaunen sorgt, kann beim Angeln mit Gummifischen zum Ärgernis werden. Nämlich dann, wenn die Barsche in ihrer Gier den Gummifisch so attackieren, dass ständig die kleinen Gummischwänze abgebissen werden. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern mitunter auch recht teuer. Wer dem aus dem Weg gehen möchte, kann den Barschen am DropShot-Rig auch ruhig mal einen halben Tauwurm präsentieren. Ein über dem Grund etwas zappelnder Wurm macht jeden Barsch schwach, denn für so einen kleinen Snak zwischendurch sind auch die größeren Stachelritter immer zu haben.

Maß halten schont die Bestände

Vor allem zu dieser Jahreszeit ist es möglich, wenn man die richtigen Stellen gefunden hat, wahre Sternstunden beim Barschangeln zu erleben. So hatte ich im vergangenen Jahr, Ende Oktober, einen Angeltag, da kamen mehr als 150 Barsche bei zwei Anglern an einem einzigen Nachmittag ins Boot. Da heißt es dann Maß halten und nicht übertreiben. Wir als Angler dürfen uns dann von der Gier der Barsche nicht anstecken lassen. Oder: Wer will allen Ernstes behaupten, dass er 150 Barsche um die 30 cm komplett verwerten kann? Wir haben an diesem Tag 16 Barsche mit nach Hause genommen. Der Rest durfte wieder schwimmen mit einem netten Gruß an die Kollegen und dem Versprechen, dass man sich noch einmal trifft. Denn auch 16 Barsche dieser Größe sind ein ausreichender Fang für Pfanne und Räuchertonne.

Vorsicht! Grünschnäbel!

Bei der Barschangelei macht es besonders viel Spaß, mit leichterem Gerät ans Wasser zu gehen. Eine Rute mit bis zu 25 Gramm Wurfgewicht, eine leichte Stationärrolle mit einer 0,10 er geflochtenen oder einer 0,25 er monofielen Schnur sind da völlig ausreichend. Doch Vorsicht ist geboten. Wo die Barsche rauben und fressen, sind mitunter auch die Hechte nicht weit. Man kann auch mit dem beschriebenen, leichten Gerät, einen mäßigen Hecht landen. Man sollte aber mindestens ein 40er Fluocarbonvorfach nutzen, um für sich zumindest die Chance zu wahren, den Grünschnabel auch wirklich ins Keschernetz zu bekommen. Sollte sich ein Hecht auf unseren Barschköder stürzen, heißt es vor allem Ruhe bewahren. Unsere leichte Barschrute federt die ersten Fluchten des Hechtes ab, eine richtig eingestellte Bremse tut ihr Übriges dazu. Wenn man jetzt langsam und mit Bedacht drillt und den Hecht langsam in Richtung Ufer lotst, wird der Fang auch gelingen. Sicherlich gehört auch immer etwas Glück dazu, einen Hecht am Barschgeschirr zu landen. Aber in den meisten Fällen kann auch das gelingen. Noch ein kleiner Tipp: Wem das Schuppen der Barsche zu mühselig ist, der kann die Barsche auch einfach mit etwas kochendem Wasser übergießen und die Fischhaut samt Schuppen abziehen. So ist man einem leckeren Barschfilet gleich ein ganzes Stück näher

Th. Bein

Heringsangeln

Heringsangeln

Als es für mich vor vielen Jahren zum erstem Mal an die Küste zum Heringsangeln ging, gab mir ein Angelfreund einen guten Rat: „Nimm die weißen Paternoster, nur die mit echter Fischhaut und dann musst du immer so reißen mit der Rute.“

Der erste Versuch, Heringe damals noch im Rostocker Überseehafen zu fangen, ging gründlich daneben. Ein ganzer Angeltag brachte gerade mal fünf Heringe. Heute, gut 15 Jahre später, hat sich so mancher Kübel mit den Heringen gefüllt. Doch von dem guten Ratschlag des Angelfreundes von damals ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Denn es hat sich gezeigt, dass die weißen Fischhaut-Paternoster nicht unbedingt die beste Wahl sind. Um den Beweis für diese Erkenntnis anzutreten, haben wir verschiedene Paternoster getestet, und festgestellt: Sowohl das Paternoster als auch die Köderführung entscheiden darüber, wie voll der Eimer am Ende wird. Heringe zu fangen, wenn der Fisch gestapelt im Hafen steht, ist keine Kunst. Die Herausforderung besteht vor allem darin, die Heringe zum Anbiss zu überreden, wenn sie eigentlich gar nicht so richtig beißen wollen. Zuerst ist da die Köderführung. Viele Heringsangler reißen die Paternoster förmlich mit einer langen Rute in die Höhe und lassen sie dann wieder absinken, in der Hoffnung ein Hering schnappt sich einen der Köder. Dabei bringt eine langsame Köderführung meistens mehr Fische.

Heringsangeln
Heringsangeln
Heringsangeln

Strömung beachten

An der Küste und in den Häfen gibt es immer Unterströmungen von auflaufenden und ablaufendem Wasser, und auch der Wind spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wie beim Angeln mit Kunstködern im Süßwasser setzt setze ich beim Heringsangeln gern die Faulenzermethode ein. Ich arbeite also nur über die Rolle und halte die Rute weitgehen still. Das Blei liegt auf dem Grund, die Schnur wird einfach straff gehalten. Durch die Strömung im Wasser tänzeln die einzelnen Seitenarme mit den Ködern des Paternosters über dem Grund. Ganz langsam Stück für Stück wird das Paternoster heran gekurbelt und nur leicht gezupft. Dann der erst. Kontakt: Tok. Der Fisch hängt und ich spüre den leichten Zug. Wer jetzt noch einen Moment warten kann, holt vielleicht auch noch den zweiten oder dritten Hering mit ans Paternoster. Ganz langsam wird die Montage mit Fisch heran gekurbelt und oft fasst noch ein zweiter oder dritter Artgenosse zu, um den ersten Zubeißer in den Eimer zu begleiten. Manchmal sind die Strömungen aber auch sehr stark. Zum Beispiel auf dem Rügendamm kann der Wind einen entscheidenden Beitrag dazu leisten. Hier habe ich dann zum Teil mit einem 80 Gramm Birnenblei gefischt, um die Montage am Grund zu halten. Leichtes zupfen hat dann schon gereicht, damit die Fische zum Biss verleitet werden. Nimmt man ein zu schweres Blei, kann man aber schnell an den Heringen vorbei angeln. Dann nämlich, wenn sie in großen Schwärmen im Mittelwasser ziehen. Dann finden sie unseren Köder am Grund natürlich nicht. Für den Fall haben sich leichte Heringsbleie von 35 Gramm aber auch leichte Blinker bewährt. Sie trudeln nur langsam an der straff gespannten Schnur zum Grund und taumeln dabei länger als ein schweres Blei zwischen den ziehenden Heringen, die dadurch mehr Zeit haben, sich unseren Köder zu schnappen.

Farbenspiele

Nicht immer sind die einfachen, weißen Paternoster der Bringer, um den Heringseimer zu füllen. Ich habe nun schon einige Tage an der Küste erlebt, an denen die Angler dicht an dicht standen, aber nur einige von ihnen wirklich gut gefangen haben. Der Grund dafür war wirklich der Paternoster. Farbige Paternoster aus Silikonfolien, manchmal noch mit kleinen Glitzerstreifen garniert, haben an vielen Tagen deutlich mehr Fische in meine Kiste gebracht als die weißen der benachbarten Angler. Es ist dann schon erstaunlich mit anzusehen, wie die Angelkollegen immer nervöser und hektischer werden, wenn man einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser zieht und bei ihnen der Haken leer bleibt. Einige haben dann verzweifelt die Stele gewechselt. Anderen habe ich ein Paternoster geliehen und siehe da: Auch bei ihnen bissen die Heringe plötzlich. Woran diese Farbenfreude der Heringe liegt, kann ich nicht genau sagen. Bei hellem Wetter funktionieren die farbigen Paternoster jedenfalls deutlich besser und bringen zum Teil dreimal so viel Hering wie die einfachen, weißen Heringspaternoster mit der Fischhaut in die Kiste. Vor allem auf dem Rügendamm , wo die Angler zur Saison Schulter an Schulter stehen, sind die Unterschiede sehr deutlich.

Fische suchen

In vielen Bereichen der Ostsee muss man die Heringe immer wieder suchen. Ich erlebe das zum Beispiel an der Rostocker Warnow. Mal sind die Fische im Bereich des Stadthafens, mal viel weiter Stromab. Mal stehen sie am Rande der Fahrrinne und mal im Meter tiefen Wasser direkt an den Schilfkanten. Wenn man sich hier eine halbe Stunde an einer Stelle aufgehalten hat, ohne einen Hering am Band gehabt zu haben, sollte man die Stelle wechseln. Im Frühjahr gibt es vor allem in Rostock regelrechte Heringswanderungen der Angler an den Ufern. Die Angler sind mit Mofas, Fahrrädern und Autos ununterbrochen unterwegs, um auszukundschaften, wo sich die Fische aufhalten und wo gerade gefangen wird. Um sich selbst die Suche zu erleichtern, sollte man mit den anderen Heringssuchern ruhig einige Worte wechseln. So findet man schnell heraus, wo sich ein Versuch lohnt und welche Stellen man besser gar nicht anfährt. Erfahrungsgemäß beißen die Heringe vor allem in den Morgen- und Abendstunden am besten. Aber auch tagsüber kann immer mal wieder ein starker Schwarm hereinkommen und ganz schnell 30 oder 40 Fische in die Kiste bringen. Man kann beim Heringsangeln Sternstunden erleben, aber auch hin und wieder Schneider bleiben. Auf jeden Fall ist eines sicher: Auch das Heringsangeln ist nicht kinderleicht und der Hering kein dummer Fisch, dem man nur irgendein Paternoster vor die Nase zu werfen braucht, damit er sich wie von Sinnen drauf stürzt. Auch der Hering will nach allen Regeln der anglerischen Kunst verführt werden, bevor er sich als Lohn der Mühe in unsere Fischkiste gesellt und anschließend in der Pfanne gebräunt oder im Rauch vergoldet wird.

Thomas Bein