Die große bunte Vielfalt – Teig rettet manchmal den Angeltag. Wer kennt ihn nicht, den Angelteig. Als Knirps hat sicher jeder schon mal schnell ein Brötchen mit Wasser zusammengeknetet und die klebrige Masse an den Angelhaken gesteckt. Kleben war da manchmal wirklich das richtige Wort, denn nicht immer gelang dieser Brötchenteig. Mit den Jahren habe ich meine Teigherstellungsfertigkeiten immer mehr verfeinert und noch heute, viele Hecht- und Karpfensaisons später, fahre ich nie ohne etwas Teig in der Tasche ans Gewässer.

Der Klassiker - Teig
Der Klassiker - Teig

So manchen Angeltag konnte mir der Kleber bereits retten, auch dann wenn Mais, Made und Rotwurm keinen Erfolg mehr brachten. Für meinen Basisteig mische ich einen Teil Semmelmehl und einen Teil Weizenmehl, gebe eine Prise Zucker dazu und dann etwas Wasser. Ich kann das Rezept nicht auf´s Gramm wiedergeben, da gehört einfach Übung und Erfahrung dazu. Aber diese Grundrezeptur ist schnell zubereitet, kostengünstig und bringt immer Plötze, Blei und Karpfen an den Haken. Wer tiefer in das Thema Teig einsteigen möchte, kann natürlich jede Menge experimentieren. Und das ohne in den Angelladen zu gehen. Denn alles was man dazu braucht, findet man in der Küche. So kann man mit Lebensmittelfarbe dem Teig jede beliebige Farbe geben. Ob Rot, Blau oder Grün, alles ist da denkbar. Die Farbe ins Wasser mischen und damit den Teig zusammenkneten. Viel flexibler als bei den Farben ist der Geruch, den wir dem Teig verleihen können. Da kann alles rein, was die Gewürzmühle hergibt. Knoblauch oder Anis, Zimt oder Ingwer, Pfeffer, Vanillearoma oder was einem gerade in die Hände fällt. Sie werden erstaunt sein, worauf Fische so stehen. Nach meiner Erfahrung kommt Anis sehr gut an, aber auch Knoblauch mögen die Fische überraschend gern. Immer wieder sehr gern genommen von unseren schuppigen Feinschmeckern ist der Ingwer. Fruchtig scharf scheinen Plötze und Co. zu mögen. Wer Gewürze in seinen Teig geben will, sollte dies in mindestens doppelter Dosis tun, wie für den menschlichen Verzehr. Denn im Wasser verlieren unsere Gewürze an Intensität. Wer möchte kann in seinen Angelteig auch künstliche Lockstoffe und Aromen beimengen. Allerdings hat hier die Erfahrung gezeigt, dass diese im Wasser sehr schnell auslaugen. Um dem Teig noch etwas mehr Geschmeidigkeit zu verleihen, kann man etwas Öl in die trockene Masse geben. Durch diese wenigen Tropfen Öl hält unser Teig etwas länger am Haken. Ich halte den Angelteig für den Besten Einstiegsköder in die Angelei, der alles kann und jeden Fisch fängt. In früheren Jahren haben wir unserem Angelteig Blutmehl beigemengt und haben damit dann auch gute Barsche gefangen. Der Teig hat als Angelköder eine sehr lange Geschichte und auf ihn gehen zum Beispiel die heute bekannten Boilies zurück. Anfang der 40ger Jahre haben Angler an der Oder mit Teig auf Karpfen geangelt. Auch wegen der Strömung hielt der aber nicht lange am Haken. So wurde ein Teig aus Gries und anderen Zutaten geknetet, ausgerollt, geschnitten und in Wasser gekocht. Nun hatte die Stärke im Grieß gebunden und der Köder löste sich nicht mehr auf. Nach dem Krieg nahmen englische Soldaten diese Angelmethode mit in die Heimat und entwickelten sie hier weiter, bis der gekochte Grießteig als Boilie in tausenden Farben, Formen und Größen zu uns zurück kam. So wie hier beschrieben kann aber auch jeder seinen eigenen Karpfenköder formen. So vielfältig die Herstellung des Teiges als Köder ist, so unterschiedlich kann man ihn den Fischen präsentieren. Da gibt es die kleine Kugel auf der Hakenspitze, oder die flach gedrückte Kugel, die wie eine Hafer- oder Brotflocke beim Absinken zu Boden taumelt. Oder der Tropfen, der den Hakenbogen und den Schenkel bedeckt und für größere Fische bestimmt ist. Ich habe Angeltage erlebt, da wollten die Brassen weder Tauwurm, Made oder Mistwurm. Nur der süße Teig der ihnen am Grund angeboten wurde, fand bei den Fischen Gefallen und führte sie direkt in meinen Kescher. Teig als universeller Köder ist damit mehr als nur etwas für kleine Leute, für Petrijünger und Anfänger. Anders als beim Angeln mit Naturködern darf man beim Angeln mit Teig nicht lange mit dem Anhieb warten. Wenn sich der Bissanzeiger bewegt sofort anschlagen. Der Haken sitzt in der Regel im vorderen Bereich des Fischmaules. Karpfen oder Schleien können den Köder auch schon mal tiefer einsaugen. Aber auch am Grund gefischt kann unser Angelteig gute Brassen in den Kescher bringen.

Ich habe unlängst farbigen Teig getestet. Dieser war in seiner Grundrezeptur völlig gleich. Nur die Farben waren unterschiedlich. Gelb, Grün, Blau und Rot habe ich den Teig mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. Der Futterplatz wurde angelegt, mit der Matchrute ging es frisch ans Werk. Mal wurde der gelbe Teig angeködert, dann wieder eine andere Farbe. Das Angeln mit Teig ist sehr kurzweilig. Denn entweder fressen Kleinfische den Köder ab oder wenn dieser zu lange unbeachtet im Wasser bleibt, löst er sich ganz einfach vom Haken. Das Resultat des Kleinen „Teigtestes“ gegen mich selbst am selben Angelplatz war recht verblüffend. Gute Erfolge erzielte ich mit dem Gelben und dem roten Teig. Grün und Blau wollten die Fische so gut wie gar nicht, obwohl die Zusammensetzung identisch war. Das heißt: Es kommt nicht immer auf die Zutaten an, sondern offenbar auch nicht unwesentlich auf die Farbe der Köder.

Allerdings, und das muss ich zugeben, habe ich noch bei keinem Wettkampfangeln Teig als Köder gesehen. Vielleicht sind da einige nicht mutig genug und na Geja, vielleicht kann er auch nicht ganz so gut gegen Maden und Pinkis mithalten. Auf jeden Fall ist unser Angelteig es aber wert, öfter mal über ihn nachzudenken und hin und wieder etwas neues zu probieren. Es muss ja nicht gleich beim Wettkampf sein. Aber in jedem Fall ist Angelteig eine Alternative und vor allem bietet er uns Anglern die Möglichkeit unheimlich kreativ zu sein und hinter her das Geheimnis des Erfolges ganz für uns zu behalten. Dann war da nur „Teig“ am Haken, als der Große anbiss. Die Zutaten bleiben dann ein gut gehütetes Geheimnis.

Thomas Bein