Dr. rer. nat. Falk Wagner führte am 27. September 2013 im Flutgraben Erfurt zwischen der Wehranlage Schmidtstedter Brücke und Brücke Kämpferstraße eine Fischbestandsuntersuchung mittels Elektroabfischung durch.

Ziel der Untersuchung war die qualitative Erfassung der Fische und Rundmäuler. Zu dieser waren wir als Fischereipächter des Flutgrabens mit anwesend. Die Untersuchung selbst ist Bestandteil eines faunistischen Gutachtens, welches vom Institut für biologische Studien Jörg Weipert im Auftrag der Stadtverwaltung Erfurt, Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, durchgeführt wird. In der Vergangenheit wurde die fischfaunistische Wertigkeit des Flutgrabens Erfurt trotz unserer stetigen fachlichen Hinweise immer wieder unterschätzt bzw. ignoriert. In einigen Veranstaltungen zur Perspektive und Gestaltung der Durchgängigkeit der innerstädtischen Gewässer, Gera und Flutgraben durften wir wiederholtfachlich äußerst fragwürdige Diskussionen erleben, welche deutlich auf andere Interessenslagen hinwiesen.

Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt
Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt

Die Entwicklung in den letzten Jahren ging zunehmend zu Lasten des Flutgrabens und eines stabilen Wasserregimes. Im Ergebnis kam es wiederholt zu Fischsterben, welche hauptsächlich durch eine viel zu geringe Wasserführung verursacht waren. Nur durch den hohen hegerischen Aufwand unseres Verbandes konnte ein attraktiver Fischbestand erhalten werden. So zeigte die Bestandskontrolle im Flutgraben, trotz der Strukturarmut und der temporär geringen Wasserführung einen für den Gutachter überraschend guten Fischbestand. Die guten Bestände der im Anhang II der FFH Richtlinie gelisteten und in der roten Liste Thüringens als gefährdet eingestuften Westgroppe (Cottus gobio) und stark gefährdeten Äsche (Thymallus thymallus) belegen das ökologische Potential dieses Gewässers.

Neben Besatz- und Hegemaßnahmen zeigt die Bestandskontrolle auf Grund der vorgefundenen Altersstruktur, dass beide Fischarten, wie auch die in hoher Zahl vorgefundenen Bachforellen, sich erfolgreich reproduzieren. Leider müssen wir jedoch bei diesen Fischarten immer wieder Rückschläge durch Abwassereinleitungen und dem fast Trockenlegen des Flutgrabens in den Sommermonaten verzeichnen. Von den Kleinfischarten konnten neben der sehr zahlreich vorkommenden Groppe, die Schmerle, Elritze und Plötze in geringeren Stückzahlen nachgewiesen werden.

Mit der Schaffung von mehr Fischunterständen, Uferbuchten und Strömungslenkern (z.B. Störsteine) würde ein stabilerer Lebensraum für viele Fischarten entstehen und es könnten sich auch Arten wie Gründling, Bachneunauge und Döbel besser ansiedeln.

Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt
Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt

Insgesamt konnten in der untersuchten, nur 220 m langen Gewässerstrecke, 1043 Fische nachgewiesen werden. Die drei am häufigsten vorkommenden Fischarten waren die Groppen mit 420 Stück, die Äsche mit 392 Stück und die Bachforelle mit 214 Stück.

Da mit dem Elektroabfischgerät in einem relativ breiten Gewässer wie dem Flutgraben nicht alle Fische gefangen werden können bzw. nachzuweisen sind, dürfte die tatsächliche Individienzahl höher liegen.

Der vorgefundene Fischbestand wird vom Gutachter als überraschend gut eingestuft und zeigt, dass die Hege- und Besatzmaßnahmen des LAVT, trotz aller Widrigkeiten, richtig und erfolgreich sind. Ohne das starke Engagement des Fischereipächters wäre die Gesamtsituation des Fischbestandes sicherlich deutlich schlechter. Erinnern möchten wir an unser seit 2006 laufendes Äschenschutzprogramm und an unser Programm der Förderung autochtoner Bachforellenbestände. Allein in diese Schutzprogramme hat der Thüringer Gewässerverbund des LAVT über 60.000 Euro investiert.

Sicherlich wird die Zusammensetzung der Fischzönose im Flutgraben nicht unwesentlich von seiner funktionsbedingten, zeitweise geringen Wasserführung und den temporär hohen Durchflüssen beeinflusst bleiben. Durch ein besser abgestimmtes, stabileres Wasserregime, die Verbesserung der Durchgängigkeit und durch strukturverbessernde Maßnahmen ließe sich die Wertigkeit, aus Sicht des Biotop- und Artenschutzes, der Lebensqualität für die Erfurter Bürger und für den Tourismus nachhaltig erhöhen. 

André Pleikies Hauptgeschäftsführer