Kleingewässer sind wichtige Strukturen in unserer mitteleuropäischen Landschaft. Sie haben eine hohe ökologische Bedeutung für zahlreiche ans Wasser gebundene Tier– und Pflanzenarten und bereichern das Landschaftsbild. In den vergangenen Jahrhunderten und bis heute erfolgt aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus allerdings vielfach immer noch die Trockenlegung und das Verschütten zahlreicher dieser kleinen Sölle, Weiher und Tümpel.

Kleine Standgewässer und ihre ökologische Bedeutung

Auch die Grundwasserabsenkung im Zusammenhang mit Baumaßnahmen oder Bergbau spielt eine große Rolle. Im Zuge der Überdüngung der Landschaft gelangen zu viele Nährstoffe in diese Kleingewässer. All dies hat Auswirkungen auf die jeweils in den Gewässern anzutreffende Fauna und Flora. Auch spielen die Periodizität der Wasserführung, die Ufervegetation und die Landnutzung in der Umgebung hierfür eine wichtige Rolle.

Die meisten sehr flachen Gewässer erwärmen sich schnell und bieten unter den Tieren insbesondere bestimmtem Mollusken-, Insekten- und Amphibienarten Lebensmöglichkeiten.

Viele dieser Kleingewässer sind nährstoffreich. Die wenigen nährstoffarmen haben eine besonders hohe Bedeutung für den Naturschutz, da nur hier konkurrenzschwache Pflanzenarten gedeihen können. Die verschiedenen Mikrostrukturen dieser Kleingewässer wie Verlandungsbereich, Schwimmplattzonen, wenig bewachsene Schlamm– oder Kiesbänke, werden von ganz speziellen Lebensgemeinschaften besiedelt.

So können an Kleingewässern ganz verschiedene Groß- und Kleinlibellen beobachtet werden, die besonders empfindlich auf Verschlechterung ihrer Lebensgrundlagen reagieren.

Entgegen nicht ausrottbarer Vorurteile können Libellen im Übrigen nicht stechen, sie ernähren sich von Mücken, Fliegen und anderen Insekten, die im Fluge gefangen werden. Somit tragen sie zum ökologischen Gleichgewicht bei. Die häufig über Gewässern besonders intensiv fliegenden Insekten locken natürlich auch Fledermäuse an, die dieses gute Nahrungsangebot zu nutzen wissen. Auch die Vogelwelt benötigt die kleinen Wasserflächen als Nahrungs- und Rastplätze, selbst Bruten kommen vor.

In gewässerarmen Gebieten kann es sinnvoll sein, durch die Anlage von Kleingewässern wasserabhängigen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum zu bieten. Wichtig sind jedoch die richtige Wahl des Standortes sowie notwendige Absprachen mit Behörden und Eigentümern.

Mit entsprechender Geduld kann spätestens nach einigen Jahren mit der Ansiedlung speziell angepasster Organismen der Erfolg dieser Maßnahme beobachtet werden. Als Projekt für Kinder und Jugendliche würde dies das Verständnis für die biologischen Abläufe in und am Wasser steigern. Ein Beispiel dafür ist auch der am 13. Juni 2008 in Erfurt mit Schülern des Albert-Schweizer-Gymnasiums durchgeführte „Tag der Artenvielfalt“. Die erfolgreiche Organisation dieser von der Zeitschrift GEO initiierten Aktion übernahm der TLAV (siehe Ausgabe 2/2008).

Da Kleingewässer auch besonders wichtige Lebensräume für Amphibien sind, führen der fortschreitende Straßenbau und die Versiegelung der Landschaft zu erheblichen Problemen im Zusammenhang mit deren Laichwanderungen. Der Neubau einer Straße zerschneidet unter Umständen die traditionellen Wanderrouten, welche ehemals durch Gärten oder Ackerland führten. Die Amphibienwanderungen beginnen im März oder Anfang April, wenn die Nachttemperaturen nicht mehr unter 5 o C absinken. So kommt es vor, dass in einer einzigen Nacht Tausende Kröten auf einer neu angelegten Straße zu Tode kommen. Eine weitere Wanderungswelle betrifft die das Gewässer nach der Metamorphose verlassenen Jungkröten.

Diese findet in Thüringen meist zwischen Ende Juni und Mitte Juli statt. Die Jungkröten messen nur 1 cm und sind daher außer durch den Straßenverkehr vielfältigen anderen Gefahren, z.B. durch Beutegreifer, ausgesetzt. Um wenigstens die Verluste auf den Straßen gering zu halten, sind technische Lösungen unverzichtbar.

So können beispielsweise ortsfeste Amphibienschutzanlagen installiert werden, die jedoch sehr teuer sind. Nicht so kostspielig sind Schutzzäune mit Fangeimern. Hier sind jedoch das jährliche Aufstellen und Abbauen sowie die Betreuung aufwendig. Als Leitbahnen werden meist Plastikfolien verwendet.

Zur Hauptwanderzeit sind täglich bis zu drei Kontrollen notwendig, um die Fangeimer zu leeren. Leider werden die Hinweisschilder zu Amphibienschutzanlagen, meist mit zeitweisen Geschwindigkeitsbegrenzungen gekoppelt, von vielen Fahrzeugführern ignoriert.

Neben dem Straßenverkehr besteht für die Amphibienlaichgewässer gerade im Erfurter Umfeld ein weiteres Problem. Trotz Pressekampagnen und ohnehin generellen Verbots werden Fische, so insbesondere auch Goldfische, in Kleingewässern illegal eingesetzt.

Diese fressen neben Amphibienlaich auch die jungen Kaulquappen vieler Lurcharten und schädigen die Lebensgemeinschaften dieser Biotope nachhaltig.

Jörg Rainer Trompheller, Erfurt