Sanierung „Unterer Henneteiche“ in Erfurt

Bei diesem Gewässer handelt es sich um einen ökologisch wertvollen Landschaftsbestandteil mit einer schützenswerten Flora und Fauna. Es war seit Jahren ein wichtiges Anliegen unseres Verbandes dieses Biotop, welches auch zur stillen Angelfischerei genutzt wird, als Lebensraum für eine Vielzahl von seltenen Insekten-, Vogel- und Fischarten sowie als Amphibienlaichgewässer zu erhalten.

Der in den vergangenen Jahren stetig abnehmende Wasserzulauf, die starke Verschlammung des Gewässers, die defekten Stau- und Ablassvorrichtungen sowie das instabile Wasserregime machten eine Sanierung dringend erforderlich. Der defekte Überlauf vom „Oberen, in den Unteren Henneteich“ hatte zusätzlich negative Auswirkungen auf den Wasserstand des oberen Gewässerbiotops.

Sanierung „Unterer Henneteiche“ in Erfurt

Aus naturschutzfachlicher Sicht und im Interesse der Standsicherheit waren auch dringend Pflegearbeiten an der Ufervegetation, wie das Verschneiden der Kopfweiden sowie das Beseitigen bzw. teilweise Zurückdrängen von Verlandungsbereichen, dringend erforderlich. Der vorhandene Fischbestand war auf Grund des instabilen Wasserregimes, speziell in den Sommer- und Wintermonaten, zunehmend in seiner Existenz gefährdet.

Für unser Anliegen hatten wir von Anfang an die uneingeschränkte Unterstützung der Stadtverwaltung Erfurt, vor allem von Herrn Lummitsch, Leiter des Umweltund Naturschutzamtes, Herrn Dr. Bößneck, untere Naturschutzbehörde, Bereich Land- schaftspflege und von Herrn Flasche, Garten- und Friedhofsamt. In enger Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Bößneck und Herrn Dr. Karwoth vom Thüringer Landesverwaltungsamt, obere Naturschutz- behörde, ist es uns gelungen, Fördermittel vom Freistaat Thüringen zu erhalten. Ohne diese staatlichen Zuwendungen hätten wir das Projekt nicht realisieren können. Ein besonders Dankeschön geht an den Landwirt Herrn Lapp, welcher uns uneigennützig seine Flächen für die Ablagerung des Teichschlammes zur Verfügung stellte.

Nach dem alle grundsätzlichen Fragen abgeklärt und die Vorarbeiten, wie die Ermittlung der tatsächlichen Schlammstärke im Gewässer, das seuchenbiologische Gutachten für den Fischbestand, die Untersuchung des Teichschlammes auf Schadstoffe (Unbedenklichkeit wurde bestätigt), abgeschlossen waren und alle notwendigen Genehmigungen vorlagen, wurde am Montag, dem 19. Oktober 2009, mit dem Ablassen des „Unteren Henneteiches“ begonnen.

Davor waren die Beseitigung von Unrat, alter Betonteile und Schilf vor dem Mönch, die Reinigung der zugesetzten Abflussrohre und die Wiederherstellung des verlandeten, stark zugewachsenen Ablaufgrabens auf einer Länge von ca. 300 m notwendig. Auf Grund ständig nach fließenden Wassers (trotz Abdichtung des Zulaufes) und dem zu geringen Gefälle konnte die notwendige Senkung des Wasserspiegels nur durch den ständigen Einsatz von leistungsfähigen Pumpen über mehrere Tage hinweg realisiert werden.

Beim Fischen mit dem Netz zeigte sich sehr schnell, dass bei weitem nicht alle sperrigen Gegenstände vorab im Teich gefunden wurden. Auf Grund von Unebenheiten, Meter tiefen Schlamm und immer noch unzähliger Gegenstände, wie mehrere Geldkassetten, einem Tresor, einem Motorrad, Kinderwagen, Metallplatten, Fahrradrahmen, große Betonteile, sowie Unmengen Holz (Windbruch) am Gewässergrund wurde das Netz immer wieder angehoben bzw. konnte nicht zügig bewegt werden. Dadurch entkam immer wieder ein Teil der Fische.

Nach dem ca. die Hälfte des Teiches abgelassen war, mussten wir feststellen, dass das Gefälle nicht ausreichte. So lag ein Teil des Gewässers tiefer als der Mönch. Die Leistung der gemieteten Pumpen aus den Bauhöfen war nicht ausreichend und sie schafften es gerade mal, das frisch zulaufende Wasser abzupumpen.

Zur erfolgreichen Absenkung des Wasserspiegels war letztendlich der Einsatz von leistungsstarken Pumpen der Erfurter Feuerwehr und zwei freiwilliger Feuerwehren notwendig. Ohne diese Unterstützung hätten der Teich nicht trockengelegt und die noch im Gewässer vorhandenen Fische lebend geborgen werden können. Die Fische wurden zuerst mit der Teichwade und später mit Keschern aus dem Gewässer entnommen und mit unserem Fischtransporter in den Speicher Vieselbach umgesetzt.

Allein bei der Abfischung zeigte sich, wie wichtig es ist, über die entsprechende Fischerei- und Transporttechnik zu verfügen.

Sehr arbeitsaufwenig war die Beräumung des Zwischendammes von Totholz, Müll und Betonteilen. Des Weiteren wurde abgestorbenes Holz und Schilf im Abflussbereich vom „Oberen in den Unteren Henneteich“ entfernt. Nicht ungefährlich gestaltete sich die Gehölzpflege des älteren, teilweise sehr morschen Großbaumbestandes auf der Feldseite. Diese wurde nur von extra an der Kettensäge ausgebildeten Anglern, welche einen gültigen Führerschein für Kettensägen besitzen, durchgeführt. In Abstimmung mit dem Unternehmen und der Naturschutzbehörde Erfurt wurden die Einfahrten für den Großbagger vorbereitet.

Am Dienstag, dem 27. Oktober 2009, war es dann soweit. Ein Großbagger begann mit der Entnahme des Teichschlammes und brachte diesen auf das angrenzende Ackerland aus. Die dafür vorgesehene Fläche war im Vorfeld mit dem zuständigen Landwirt abgestimmt und von diesem genehmigt worden. Der dort ausgebrachte Schlamm musste regelmäßig nach Müll, Totholz und Betonteilen abgesucht werden, damit später bei der Bestellung des Feldes nicht die Gerätschaften des Landwirtes beschädigt werden.

Sanierung „Unterer Henneteiche“ in Erfurt

Die Entschlammung des Teiches ging über mehrere Tage, an welchen auch die Gehölzpflege durch die Angler fortgesetzt wurde. Der alte Mönch wurde mit Hilfe des Großbaggers abgerissen und die Betonteile auf einen LKW verladen und entsorgt. Alle notwendigen Nacharbeiten wurden in Eigenleistung von Mitgliedern des TLAV realisiert. Es musste ein neuer Mönch gesetzt und der Dammbereich mit zusätzlich angeliefertem Lehm abgedichtet werden. Danach wurden mit einem kleineren Bagger der Zwischendamm und die Randbereiche des „Oberen Henneteiches“ saniert.

Die Gewässer- und Gehölzpflege haben die Mitglieder des TLAV bis Anfang Mai 2010 intensiv fortgeführt und allein von Oktober 2009 bis Mai 2010 über 1.400 Stunden in Eigenleistung für die Sanierung und Pflege der Henneteiche realisiert. Es erfolgte zusätzlich zu den schon genannten Maßnahmen eine biotopgerechte Bepflanzung des Uferbereichs, die großflächige Ausbringung von Muttererde und Rasen auf den durch die Bautechnik stark in Anspruch genommenen Flächen, die Schaffung eines Rundweges um das Teichbiotop, der Bau von Nistkästen, Struktur verbessernde Maßnahmen im Gewässer sowie die Reparatur einer Natursteintreppe.

Insgesamt wurde damit der „Untere Henneteich“ als Natur- und Erholungsraum nicht nur erhalten, sondern deutlich aufgewertet.

Leider haben wir aber nicht wirklich Grund zur Freude und nicht jeder ist begeistert über das Engagement unseres Verbandes im Gewässer- und Fischartenschutz. Wir hatten schon vor Jahren immer wieder große Probleme mit direkten Einleitungen von Abwässern und mit Fischsterben in beiden Teichen. Wir waren guten Glaubens, dass nach mehr-fachen Vorortterminen und Gesprächen mit den zuständigen Behörden, mehreren Anzeigen durch unseren Verband und kriminaltechnischen Untersuchungen sich die Abwassereinleitungen nach der Sanierung des „Unteren Henneteiches“ nicht wiederholen.

Doch es hat sich bis heute an der Problemstellung nichts geändert. Aktuell findet weiterhin eine massive Schädigung von zwei ökologisch wertvollen Teichbiotopen mit Schutzstatus statt. Dabei weisen Indizien eindeutige auf mögliche Ursachen bzw. Verursacher hin. Wenn sich die Abwassereinleitungen weiter so fortsetzen, waren die gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten und die über 25.000,- Euro, welche in die Sanierung des „Unteren Henneteiches“ investiert wurden, umsonst. Dies ist unseren Mitgliedern und der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln.

André Pleikies, Geschäftsführer TLAV