Spinnen im flachen Wasser

Manchmal weiß man erst am Wasser, was man für Schätze in der Gerätekiste hat. Nämlich dann, wenn der Spezialist sein Können ausspielt. Ondex-Spinner von Rublex sind Spezialisten für flaches Wasser, heiße Fische und schwierigste Situationen.

In einem relativ flachen Karpfen- und Schleiengewässer wächst das Schilf Jahr für Jahr weiter in die Wasserfläche. Die Fische freut´s, denn sie haben noch mehr Schutz, doch für Angler wird es immer schwieriger, in diesem Gewässer den Fischen nachzustellen. Neben Karpfen und Schleien gibt es auch einen guten Bestand an Plötzen, Brassen und Rotfedern. Natürlich haben sich bei dem reich gedeckten Tisch auch zahlreiche Hechte eingefunden. Doch auch sie haben sich ihr Jagdrevier und Schilf gesucht, dort wo ihre Beute, die kleinen Plötzen und Rotfedern, sich aufhalten. Wie aber sollen die Hechte dort beangelt werden? Jetzt im Frühjahr sieht der Teich aus wie ein frisch gerodeter Schilfwald. Trockene Halme ragen dicht an dicht aus dem Wasser, das frische Grün sprießt schon leicht. Im Freiwasser ist keiner der Räuber zu fangen. Im Schilfwald räubern die Hechte dafür an vielen Stellen. Wie soll man die Räuber hier aber fangen? Wer ist so verrückt, in diesen Schilfwald seinen Köder hineinzuwerfen? Mit geflochtener Schnur und einer mittelstarken Rute wage ich den Versuch. Als Köder taugt hier aber kein Blinker, kein Gummifisch und auch kein Mepps-Spinner, sondern eine ganz besondere Art von Spinner. Der Ondex von Rublex kommt hier mal wieder zu Ehren. Diese Spinner sind etwas ganz besonderes. Sie haben zum Beispiel kein Blei auf der Spinnerachse. Das Wurfgewicht kommt nur vom Spinnerblatt und den zahlreichen Wollfäden am Drilling, die man vor dem Werfen kurz ins Wasser tauchen sollte, um noch ein paar Gramm mehr Gewicht zu bekommen. Das bedeutet, dass man den Köder auch im sehr flachem Wasser langsam führen kann, denn das breite, löffelförmige Spinnerblatt ist das einzige Gewicht des Köders und sorgt durch seine Rotation für enorme Druckwellen, ohne zu versinken. Das Ganze hat aber noch einen Vorteil. Der Rotationskreis des Spinnerblattes ist sehr groß. Das heißt, dass der Kreis, den das Spinnerblatt bei seiner Rotation beschreibt größer ist als der Drilling dahinter. Dadurch schlägt das Spinnerblatt gegen Hindernisse wie Schilfhalme oder Äste unter Wasser ohne dass der Drilling diese jedes mal greift. Soweit die Theorie. In meinem Schilfwald kann man aber trotzdem nicht blindlinks hineinwerfen, denn auch der beste Spinner findet irgendwann sein Hindernis. Deshalb suche in vor jedem Wurf eine Schneise zwischen den Halmen, die ich anwerfen kann. Hier wird der Köder dann langsam hindurch geführt und mit steil gestellter Rute um Hindernisse sacht herumgeführt. Der erste Wurf ging gleich völlig daneben und hing gleich im Schilf. Der Drilling löste sich aber noch recht leicht und so konnte die Angelei weiter gehen. Der Ondex lässt sich schwierig werfen, denn man muss ihn so geschickt in die Luft schicken, dass das Spinnerblatt an die Achse klappt und der Spinner so sprichwörtlich segelt. Aber eben auch noch dahin, wo er hin soll. Der zweite Wurf war besser und tatsächlich, auf halber Strecke fällt der erste Hecht über den Köder her. Wütend wehrt sich der Bursche gegen den Druck der Rute. Drillen ist hier nicht angesagt. An der steil gestellten Rute muss der Hecht ans Ufer, auch wenn er an der Oberfläche planscht und wütend tobt und versucht, ins Schilf zu flüchten. Im trockenen Schilf sind solche Manöver kein sehr großes Risiko. Anders wäre es im Sommer oder im Herbst, wo scharfe Schilfblätter eine straffe geflochtene Schnur auch schon mal kappen können. Der erste Hecht an diesem Tag landet sicher im Kescher. Kein Riese mit 55 Zentimeter; aber mäßig und gerade die richtige Größe für die Bratpfanne. Nachdem der Bursche von seinem Irrtum befreit ist; geht es weiter. Schneise im Schilf suchen, auf den Wind achten und den Ondex in den Wald schicken. Es dauert nicht lange, keine 15 Minuten, da schlägt der zweite Räuber zu. Auch er stand mit im Schilf und stürzte sich gierig auf den Köder. Mit der selben Methode kommt auch er in den Kescher. Der Kollege ist allerdings noch etwas zu klein und darf nach der Landung wieder schwimmen. Jetzt mache ich erst einmal eine Pause. Bislang habe ich den 5er Ondex in Silber gefischt. Jetzt kommt ein kleineres Modell an den Haken, Messingfarben wie die Schuppen der vielen Rotfedern hier im Teich. Das Räubern zwischen den Schilfhalmen hat etwas nachgelassen, aber noch immer sind Hechte im Schilf unterwegs. Sie haben sich vom Drill ihrer beiden Artgenossen offensichtlich nicht verscheuchen lassen. Rute in die Hand nehmen, Schnur festhalten, Bügel öffnen, die Wollfäden leicht ins Wasser tauchen und ab geht’s in den Schilfwald. Gleich der erste Wurf mit dem neuen Köder funktioniert und landet in einer kleinen freien Stelle im Schilf, die etwa einen Quadratmeter groß ist. Drei, vier Kurbelumdrehungen und schon kocht das Wasser. Ein ordentlicher Hecht hat sich gleich bei den ersten Umdrehungen des Spinnerblattes den Köder geschnappt. Der Bursche ist etwas größer als seine beiden Vorgänger und versucht, kreuz und quer ins Schilf zu flüchten. Mal nach links, mal nach rechts. Anders als an normalen Gewässern kann ich die Rut im Drill nicht zur Wasseroberfläche halten, um das Springen und Schütteln des Hechtes zu verhindern, denn sonst kann ich den Burschen nicht durch das dichte Schilf dirigieren. Immer wieder kommt der Hecht mit dem Kopf aus dem Wasser und reißt das Maul weit auf, versucht den Haken los zu werden. Nur ein Haken des Drillings sitzt direkt vorn im Maul. Langsam führe ich den Hecht zum Kescher, eine letzte kurze Flucht, ein letztes Kopfschlagen und der Hecht löst sich vom Haken. Der hängt jetzt im Kescher. Doch der Hecht ist vom Drill noch ziemlich benommen und bleibt einen kurzen Moment im knöcheltiefen Wasser stehen. Schnell lege ich den Kescher über den Fisch und ziehe ihn zum Ufer. Beim Fluchtversuch schwimmt der Grünschnabel direkt in den Kescher.

Glück gehabt. Immerhin 72 Zentimeter lang ist der Bursche und damit die Bestleistung aus dem Schilfwald an diesem Tag. Für heute reicht es, ich packe meine beiden Hechte ein und arbeite mich durchs Unterholz zurück zum Auto. Es war ein erlebnisreicher Tag und in der Frühlingssonne ein schönes Naturerlebnis. Ich war in diesem Angeljahr noch zweimal im „Schilfwald“. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Wahrscheinlich waren an diesem hier geschilderten Tag die Rotfedern und Plötzen so zahlreich ins Schilf zu ihren Laichplätzen gezogen, dass die Räuber ihnen zahlreich folgten. Allerdings ist im weiteren Frühjahr oder im Sommer das Angeln im Schilf auch mit dem Ondex immer schwieriger, weil die neuen Triebe sehr hoch wachsen und sich so die Schnur bereits beim Werfen in den Halmen verfängt. Erst im Frühjahr, wenn das alte und trockene Schilf gebrochen und die jungen Triebe noch klein und weich sind, kann man den Wurf ins Schilf wagen. Allerdings hat der Ondex in diesem Jahr eine gute Strecke Hechte auf die Seite gelegt, denn es gibt ja noch genug andere flache Gewässer, für die dieser Köder wie gemacht ist.

Thomas Bein