Europaabgeordnete zeigen sich erfreut über große Mehrheit für EU-weit koordiniertes Kormoranmanagement. Auszugsweise veröffentlichen wir Ihre Stellungnahmen zum Abstimmungsergebnis.

Wie berichtet, hat sich das Europäische Parlament am 4. Dezember 2008 mit einer überwältigenden Mehrheit von 96 Prozent für einen „Europäischen Kormoran-Managementplan zur Reduzierung der zunehmenden Schäden durch Kormorane für Fischbestände, Fischerei und Aquakultur“ ausge- sprochen. Die Abgeordneten haben damit den Bericht von Dr. Heinz Kindermann (SPD) angenommen. Der VDSF, die EAA, insbesondere Dr. Franz Kohl vom Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz und EAA-Generalsekretär Jan Kappel haben daran tatkräftig mitgearbeitet. Über 50 nationale und internationale Organisationen hatten das Vorhaben unterstützt. Im Vor- feld der Abstimmung hatten VDSF und EAA Mitglieder des Europaparlaments und Vertreter der europäischen Fischerei zu einem parlamentarischen Abend in die Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union eingeladen. Es ist nunmehr zu hoffen, dass die EU-Kommission, zum Nutzen des Artenschutzes und der Biodiversität in und an unseren Gewässern, zügig den Auftrag des Eu- ropäischen Parlaments umgesetzt. Ein Schritt in diese Richtung könnte eine für Ende Januar von der Kommission angesetzte Konferenz sein, an der ausschließ- lich Regierungsvertreter der EU-Mitgliedstaaten teilnehmen.

Dr. Heinz Kindermann (SPD), Initiator „Gesamteuropäischer Kormoranmanagementplan“

„Die breite Unterstützung über alle Par- teigrenzen hinweg zeigt, dass der Kormo- ran in vielen Regionen ein echtes Problem darstellt. Durch verstärkte Koordinierung, Kooperation sowie Kommunikation aller betroffenen Gruppen kann die EU einen entscheidenden Beitrag zur Lösung des Problems leisten.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auf Grund der großen Mobilität des Kormo- rans regionale oder nationale Maßnahmen nicht ausreichen, um die negativen Folgen durch Kormorane für die Tier- und Pflanzenwelt zu reduzieren“, erklärte der Be- richterstatter. Ein gemeinsamer, rechtlich verbindlicher und am Ökosystem orien- tierter Ansatz, der europaweit akzeptiert und umgesetzt wird, sei daher unbedingt erforderlich und würde nicht zuletzt allen beteiligten Gruppen mehr Rechtssicher- heit garantieren.

„Das Europäische Parlament hat seine Hausaufgaben gemacht, jetzt ist die Europäische Kommission gefordert“, so Dr. Kindermann weiter.

Jo Leinen (SPD)

Der saarländische Europaabgeordnete Jo Leinen betonte dass die massive Vermeh- rung der Kormorane in den letzten Jahren zu immer größeren Schäden bei den Fisch- beständen und damit zur Bedrohung von Existenzen im Fischereigewerbe geführt habe. Allein im Saarland beliefen sich die Schäden auf 500.000 EUR pro Jahr. „Das Kormoranproblem ist ein europäisches Problem, das auch nur durch ein koordiniertes europäisches Vorgehen gelöst wer- den kann“, machte Leinen deutlich. Statt der europaweiten Freigabe der Jagd auf Kormorane schlägt das Europäische Parlament eine europaweite Eindämmung der Brutgebiete vor. „Dieser Vorschlag verbin- det die Interessen der Naturschützer mit den Interessen der Naturnutzer“, sagte Leinen. „Die saarländischen Fischereiver- eine sollten mit den Nachbarverbänden in Lothringen und Luxemburg gemeinsam ein Konzept zum Kormoranmanagement erarbeiten, auch um eine Verlagerung des Problems von einer Region in eine andere zu verhindern“, erklärte Leinen.

Albert Deß (CSU)

„Ich freue mich, dass das EU-Parlament hier Flagge zeigt und die EU-Kommission zum Handeln auffordert. Es ist unverständlich, wenn Vertreter der EU-Kom- mission immer noch behaupten, dass nur Deutschland und Frankreich nennenswerte Kormoranschäden zu beklagen ha- ben, weshalb ein EU-weiter Regulierungsplan beim Kormoran nicht notwendig sei. Nur mit einem abgestimmten Vorgehen auf EU-Ebene kann auf die stark zunehmende Populationsentwicklung reagiert werden. Bei derzeit rund zwei Millionen Exemplaren in der EU und Osteuropa besteht dringend Handlungsbedarf. Zu einer verantwortungsvollen Naturschutzpolitik gehört es auch, regulierend einzugreifen, wenn natürliche Lebensgrundlagen anderer Tiere empfindlich gestört sind. Ich fordere die EU-Kommission auf, sinnvolle Vorschläge für einen EU-weiten Kormoran-Managementplan vorzulegen.“

EU-Minister wollen Fischbestände besser schützen

Die für Fischerei zuständigen Minister der Europäischen Union haben bei einem Treffen am 29. September in Brüssel signalisiert, die in Europas Gewässern noch vorhandenen Fische besser zu schützen. Angesichts der dramatischen Überfischung verständigten sich die zuständigen Minister auf eine Reform der EU-Fischereipolitik. Hauptziel der Reform ist die Verklei- nerung der europäischen Fischfangflotte. EU-Fischereikommissar Joe Borg aus Malta betonte, es gebe nach wie vor eine ÜberfischungvonsignifikantemAusmaß: 80 Prozent der europäischen Fischbestän- de seien noch immer überfischt. Borg sprach von einem Teufelskreis aus Überkapazitäten bei der Fischereiflotte und schwindenden Beständen. Dieser Teu- felskreis müsse mit der Reform ein für allemal durchbrochen werden. Doch dies sei nur in Zusammenarbeit mit den Fi- schern möglich, erklärte der französische Landwirtschaftsminister Michel Barnier. Ohne oder sogar gegen die Fischer wäre diese Politik ein vergebliches Unterfangen. Deshalb werde man sich Zeit nehmen, die Fischer anzuhören, ebenso wie die Umweltschutz-Verbände und Wissenschaftler. Nach dem vereinbarten Zeitplan sollen die 27 EU-Staaten und das Europaparlament das Reformpaket 2011 verabschieden. Im folgenden Jahr könnte es dann in Kraft treten.