Am vergangenen Samstag fand in der Galerie der Stadtwerke Erfurt eine interessante Fachtagung zum Thema „Die Thüringer Fischfauna im Wandel der Zeit – Welchen Einfluss bzw. Folgen hat das Klima für die heimischen Arten?“ statt. An dieser nahmen über 90 Interessierte aus unseren Vereinen, den Fischerei- und Naturschutzbehörden sowie aus der Thüringer Landespolitik teil.
Zu folgenden Themen wurde im Einzelnen referiert:
- Fischereiliche Hege: rechtliche Aspekte, Inhalt und Umsetzung in der Praxis
Referent: Herr Daniel Hühn – wissenschaftlicher Mitarbeiter Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow - Folgen von Klimaveränderungen für Fischbestände und Angler – Beispiele und Handlungsoptionen
Referent: Herr Dr. Thomas Klefoth, Fischereibiologe – Anglerverband Niedersachsen e.V. - Die Regenbogenforelle im Wandel der Zeit. Pro und contra Regenbogenforellenbesatz in freien Gewässern
Referent: Herr Dr. Sebastian Hanfland – Geschäftsführer Landesfischereiverband Bayern e.V. - Die Thüringer Fischfauna im Wandel der Zeit – Welchen Einfluss hat das Klima?
Referent: Herr Diplomfischereiingenieur Roland Müller
Nach Meinung aller Anwesenden war es eine wirklich interessante Veranstaltung mit tollen Vorträgen und vielen neuen Erkenntnissen zur zukünftigen Hege der Fischbestände in natürlichen Gewässern. In einer lebendigen Diskussionsrunde stellten sich die Referenten den vielfältigen Fragen der Anwesenden. Dafür und für die tollen Vorträge nochmals an alle Referenten ein herzliches Dankeschön.
Die Fachvorträge zeigten sehr deutlich, dass der Klimawandel und es gab in der Vergangenheit schon immer Kalt- und Warmzeiten verbunden mit Zu- und Abwanderungen von Fischarten, zunehmend Einfluss auf die Artenzusammensetzung in den aquatischen Lebensräumen haben wird.
Auf Grund des zu erwartenden Temperaturanstiegs wird sich die Fischartenzusammensetzung auch in den Thüringer Gewässern verändern.
Fische, welche kaltes, sauerstoffreiches Wasser bevorzugen, ziehen sich immer häufiger in die Oberläufe der Fließgewässer zurück. Zum Beispiel kommen Arten, wie die Bachforelle, immer weniger mit Lebensräumen, wie der Äschen Region, zurecht. Eine Alternative, so ein Ergebnis des Vortrages von Dr. Sebastian Hanfland, wäre hier die Regenbogenforelle.
Fischarten, welche wärmeres Wasser bevorzugen, wie vielen Karpfen- oder Barschartige haben mit dem Klimawandel weniger Probleme. Diese Arten werden sich eher noch ausbreiten.
Ein zunehmendes Problem, mit dem wir bereits in den vergangenen zwei Jahren zu tun hatten, wird sein, dass nach größeren Starkregenereignissen längere Trockenphasen folgen und die Sommer deutlich heißer werden. Damit nimmt die Gefahr zu, dass die Wasserstände in unseren Fließgewässern, Talsperren, Speichern und Teichen soweit sinken, dass größere Fischsterben oder ein Austrocknen nicht mehr auszuschließen sind.
Im Ergebnis werden die Bedingungen für die Ausübung der Angelfischerei sowie für die Fischhege und den Fischartenschutz in vielen unserer Thüringer Gewässern andere sein. Diesen Veränderungen werden sich die fischereilichen Bewirtschafter/ Fischereipächter zukünftig neu stellen müssen.
Die Problematik des notwendigen Erhalts unserer Thüringer Talsperren und Speicher (auch der herrenlosen Stauanlagen) sowie die Umsetzung einer das Wasser stärker zurückhaltenden Durchgängigkeit und Gewässerstruktur werden ebenfalls eine größere Rolle einnehmen.
Das Thema Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die heimische Fischfauna, den Artenschutz sowie auf die Thüringer Berufs- und Angelfischerei wird uns immer stärker beschäftigen und alle Betroffenen vor neue Herausforderungen stellen.
André Pleikies
Geschäftsführer
Landesanglerverband Thüringen e.V.