Auf Initiative des Landesanglerverbandes Thüringen e.V. (LAVT) wurde ein Gutachten zur Ermittlung der Kormoranschäden im Winter 2016/ 2017 in Thüringer Fließgewässern in Auftrag gegeben. 

Grundlage für die Datengewinnung werden Vergleichsbefischungen von WRRL-Monitoringstrecken zur Untersuchung von Auswirkungen der Prädation von Kormoranen auf die gewässertypspezifischen natürlichen Fischartengemeinschaften sein. 

Ziel ist es, die zu gewinnenden Daten mit vorhandenen Daten insbesondere aus dem Herbst 2016 und weiter zurück liegenden Jahren zu vergleichen und auszuwerten. 

Aufgrund des vergleichsweise strengen Winters 2016/ 2017 mit lang anhaltender Eisbedeckung der stehenden Gewässer waren große Teile des in Thüringen überwinternden Kormoranbestandes gezwungen, zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs die Fließgewässer aufzusuchen. In den drei vorhergehenden Wintern war das durch überdurchschnittlich milde Temperaturen weniger der Fall, so dass sich der Prädationsdruck von Kormoranen vor allem auf die stehenden Gewässer verlagerte. 

In den Fließgewässern zeichnete sich dagegen eine wahrnehmbare leichte Erholung der gewässertypspezifischen natürlichen Fischartengemeinschaften ab. 

Wie sich die Kormoranprädation im vergangenen Winter auf diese Fischartengemeinschaften n Fließgewässern ausgewirkt hat, soll mit den vorgesehenen Vergleichsbefischungen ermittelt werden. 

Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand
Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand

Ausgewählt wurden für dieses Vorhaben 22 repräsentative WRRL- Kontrollstrecken an Fließgewässern aus allen Regionen Thüringens. 

Kriterien für die Auswahl waren strukturelle Besonderheiten, die repräsentative Abdeckung der geografischen Thüringer Regionen und der fischereilichen Fließgewässerregionen. 

Die Befischungen werden von öffentlich bestellten und vereidigten Gutachtern, welche an gleichen Stellen in den Vorjahren Daten erhoben hatten, mittels gleicher Methodik und gleichen Fangeräten der Elektrofischerei durchgeführt werden. 

Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand
Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand

Die Aufgabenstellung ist von besonderer und für ganz Thüringen übergreifender Bedeutung. 

Sie soll dazu beitragen, Ursachen für das erhebliche Abweichen von der gewässertypspezifischen natürlichen Fischartengemeinschaft und damit zu einer bisher zu schlechten Bewertung im Zuge des WRRL- Monitorings, zu ermitteln. Bei Fortbestand dieser erheblichen Abweichungen von den Zielstellungen der WRRL sind Sanktionen der EU mit erheblichen finanziellen Auswirkungen für Thüringen nicht auszuschließen. 

Das Gutachten wird auf einer vom LAVT organisierten Fachtagung mit Vorträgen rund um den Problemkreis Kormoran am 21. Oktober 2017 präsentiert und zur Diskussion gestellt. 

Den Termin sollten sich alle Interessierten schon mal vormerken. 

Der LAVT hat für die Realisierung dieses Projekts beim Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) eine Förderung aus Mitteln der Fischereiabgabe beantragt. Ein vorzeitiger Maßnahmebeginn wurde bewilligt, die ersten Abfischungen wurden bereits vorgenommen. 

An der Werra in Themar war es am 29. März soweit. Herr Wolfgang Schmalz und sein Team von der 

Fischökologischen & Limnologischen Untersuchungsstelle Südthüringen (www.fluss-im-netz.de) und sechs Mitglieder des Angelsportvereins Themar 1959 e.V. fischten, sortierten, maßen und zählten alles, was die beiden Elektrofischgeräte zu den Keschern brachten. Wie erwartet, war das Ergebnis ernüchternd. Nach einem ersten Überblick wurden im Herbst auf 400 m Fließstrecke 66 und im Frühjahr 21 Bachforellen = 31,8 % und Äschen 35 (Herbst) 3 (Frühjahr) = 8,6 % gefangen. Kleinfische wie Groppen, Gründlinge und Elritzen waren dagegen in unvermindert hoher Stückzahl dominant. 

Text und Bilder: Andreas Kirsch