Begleitende Informationen zu unserer aktuellen Radio-Kampagne “Artenschutz 2023”

Die aktuelle Gefährdungssituation der heimischen Fischfauna wird immer kritischer – dringende Notwendigkeit eines Kormoranmanagements.

Zu diesem Thema liegen umfangreiche wissenschaftliche Studien mit oft traurigen Erkenntnissen vor, was die Zukunft unserer heimischen Fischfauna in Europa, Deutschland und Thüringen betrifft. Der Politik und den zuständigen Fachbehörden sind die Gründe für die Gefährdung unserer heimischen Fischarten seit vielen Jahren bekannt.

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Auf Grund von intensiven Schutzmaßnahmen war der Kormoran, welcher so gut wie keine natürlichen Feinde hat, spätestens seit den 90er Jahren in seinem Bestand nicht mehr gefährdet und hat sich überproportional entwickelt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hätte im Rahmen eines Kormoran – Managementplanes eine Regulierung, z.B. durch unfruchtbar machen der Eier in den Brutgebieten, stattfinden müssen.

Diese dringend notwendigen Regulierungsmaßnahmen sind nicht geschehen, so dass sich die Kormorane flächendeckend auch in Deutschland, selbst in Regionen, wo sie bisher nicht vorkamen, ausbreiten konnten. – Das Ergebnis für die Fischfauna ist katastrophal.


Der Deutsche Bundestag stellte bereits am 19.10.2011 fest, dass die Süßwasserfische in Europa trotz Verbesserung der Wasserqualität und der Erfolge bei der Renaturierung von Gewässern zu den am stärksten gefährdeten Wirbeltieren gehören.

Nach den Kriterien der IUCN sind 38 Prozent der Süßwasserfischarten Europas gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Regionale, autochthone Bestände einzelner Fischarten stehen dabei besonders stark unter Existenzdruck. Dies trifft ganz speziell auch für Thüringen zu. Hier sind beginnend ab 2001/02 in vielen Fließgewässern, wie beispielsweise in der Ilm, Gera, Apfelstädt, Unstrut Helme, Schleuse, Werra oder Ulster die Bestände der Äsche teilweise völlig zusammengebrochen. Ähnliches gilt für den Aal in der Werra, Saale oder Unstrut. 

Laut Aussagen des Bundesamtes für Naturschutz gelten in Deutschland 74 Prozent der heimischen Rundmäuler und Fischarten als gefährdet oder bereits ausgestorben.


Folgende negative Auswirkungen auf die heimischen Fischbestände und die Gewässerbiotope auf Grund der zu hohen Kormoranpopulation können in Thüringen zweifelsfrei festgestellt werden:   

  • zu starker Fraßdruck auf die verschiedenen Fischarten unabhängig von ihrem Schutzstatus, Schon- und Laichzeiten sowie Mindestmaßen,
  • Dezimierung vieler Fischarten bereits vor dem Erreichen ihrer Laichreife, damit negative Auswirkung auf die Reproduktion und das Fortbestehen vieler Arten,
  • Ausdünung des Klein- und Jungfischbestandes
  • Zerstörung der notwendigen Arten- und Altersklassenstruktur in den Fischbeständen,
  • Vernichtung autochthoner Fischbestände
  • deutliche Abnahme der Weidegänger, wie Barbe und Nase mit dem Ergebnis einer erhöhten organischen Belastung der Gewässer, verbunden mit der Vernichtung von Laichplätzen
  • Verringerung der genetischen Vielfalt der Fische in den Gewässern
  • Nahrungskonkurrenz gegenüber Raubfischen durch Vernichtung wichtiger Beutefische in den Gewässern – negative Auswirkungen auf das stabile Räuber-Beuteverhältnis
  • Belastungen und Energieverluste der Fische durch starke Scheuchwirkungen führt oft nachträglich zum Tod der Fische
  • Verletzungen der Fische mit umfangreichen Spätfolgen und Sekundärinfektionen
  • Übertragung von Fischkrankheiten in andere Gewässer
  • Vernichtung wertvoller Satz- und Speisefische in Teichen und Anlagen der Aquakultur – in Gewässer, welche sich in Naturschutzgebieten befinden, liegen die Fischverluste oft deutlich über 80 %
  • erheblicher Rückgang des natürlichen Fischertrages verbunden mit dem Zusammenbruch von Fischpopulationen
  • Schädigung der Ufervegetation durch Vogelkot 

Die vom Landesanglerverband Thüringen e.V. im Jahr 2017 in Auftrag gegebene und auf wissenschaftlicher Basis erstellte, großflächige Studie „Einfluss des Kormorans auf die Fischbestände in Thüringer Fließgewässern“ bestätigt zum wiederholten Male, die dramatischen Auswirkungen des hohen Fraßdrucks des Kormorans auf die heimische Fischfauna.

Traurig dies feststellen zu müssen, die dortigen Ergebnisse gelten heute noch. Im Gegenteil die negativen Auswirkungen auf unsere heimischen Fischarten haben sich in den vergangenen Jahren weiter verstärkt.

Aktuell kämpfen viele Fischereibetriebe und Anglervereine bereits um ihre Existenz. Die Produktion von Satzfischen in der Berufsfischerei wird auf Grund der massiven Fischverluste durch Prädatoren, wie den Kormoran, wirtschaftlich immer unrentabler. Diese Situation verschärft sich mit der zusätzlichen Förderung der Ausbreitung des Fischotters in Thüringen. Bereits heute haben die ersten Einzelteichbewirtschafter aufgeben müssen.

Bei der aktuell praktizierten Artenschutzpolitik gibt es wenig Hoffnung, dass die traditionelle Teichwirtschaft sowie unsere heimischen Fischarten, ohne teure Schutz- und Förderprogramme, realistische Überlebenschancen haben.

Es bedarf im Artenschutz ein grundsätzliches Umdenken und in den kommenden Jahren ein neues, an den Fakten orientiertes Handeln.

Ein effektiver Biotop- und Fischartenschutz ist ohne ein umfassendes Management, verbunden mit einer drastischen Reduzierung der Kormoranbestände, nicht möglich!

Landesanglerverband Thüringen e.V.


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