Unter diesem Motto zeigte mir vor vielen Jahren mein Angelkumpel Christopher, wie man einem totem Köderfisch, es war eine frisch gefangene Ukelei, im wahrsten Sinne des Wortes wieder Leben einhauchen kann. Dazu benötigt man einen langschenkligen Einzelhaken, den man mit der Öse auf Höhe der Rückenflosse einführt und aus dem Fischmaul wieder rausschiebt.
In die Öse hängt man ein Stahlvorfach, in dessen runden Wirbel bereits ein kleines Birnenblei eingehängt wurde und fertig ist die simple aber sehr erfolgreiche Köderfisch-Montage. Das Stahlvorfach sollte länger als beim Kunstköderangeln gewählt werden, die immer mal wieder in der Literatur auftauchenden 70 cm halte ich persönlich für übertrieben, selbst bei nur halb so langen Stahlvorfächern gab es bei mir noch nie Probleme! Als Hauptschnur nutze ich eine dünne rundgeflochtene Schnur mit relativ hoher Tragkraft. Die Spinnrute ist 2,70 m lang, hat eine relativ harte Spitze. Mein erster Versuch entlang einer Steinpackungskante von einem Kanal brachte auf 500 m sage und schreibe 12 Bisse, wo ich sonst immer, bewaffnet mit Spinnrute und Mepps- Spinner, deutlich weniger Erfolg hatte. Schnell hatte ich raus, wie der Köderfisch gefühlvoll gezupft werden musste und als ich tieferes Wasser erreichte, tauschte ich das kleine Birnenblei gegen ein größeres aus. So war der Grundkontakt stets gewahrt, mit die wichtigste Bedingung bei dieser Art des Köderfischangelns. Mit dem gefühlvollem Zupfen sind, nach dem Einwurf des Köderfisches an verheißungsvollen Stellen, ein- bis zweimalige Kurbelumdrehungen bei leicht erhobener Rutenspitze verbunden mit weiteren Absinkphasen gemeint. Hier kann man nahezu perfekt ein krankes Fischchen imitieren.
Seit diesem Aha-Erlebnis beschäftige ich mich mit dem toten Köderfisch und dessen Präsentation recht intensiv, konnte einige Petrijüngern vom Gegenteil überzeugen, die immer meinten, wie schön erfolgreich es doch noch zu alten Zeiten auf Hecht und Co. ging, als der lebende Köderfisch noch nicht verboten war. Am einfachsten klappt das Angeln mit dem toten Köderfisch sicherlich in einem Fließgewässer. Hier braucht man den Köderfisch, präsentiert an einer Posenmontage, mit einem langschenkligen 2er bis 1/0er Haken, der unterhalb des Rückflossenansatzes unseres Köderfisches eingestochen wird, nur an verheißungsvollen Stellen treiben lassen. Erfolgt ein Biss, beobachte ich die Schnur. Gerade runter gezogen, bleibt die Pose stehen, ist dies oftmals ein größerer Fisch. Sucht der Raubfisch Deckung, nimmt also mehrere Meter Schnur, ist es oftmals ein kleinerer Spezie der Angst um seine Beute hat. Spätestens, wenn die Schnur ein zweites Mal läuft, haue ich an. Der Raubfisch hat den Köderfisch beim ersten Stopp im Maul gewendet und geschluckt. Gerade beim Zander sehe ich immer wieder, dass Angler durch den Biss aufgeregt sofort anhauen, meistens erfolgt der Anhieb ins Leere und ungläubig wird gerätselt, was die Ursache dafür war. In einem stehendem Gewässer kann man bei Wind mit einer speziellen Raubfisch-Segelpose gehörig Strecke machen. So kann man zielgerichtet die verheißungsvollen Raubfisch-Standplätze absuchen. Mein Lieblings-Köderfisch ist die Plötze bei einer Länge zwischen 8 und 15 cm. Sogar einzeln eingefroren, z.B. in den Fingern eines Einweg- Handschuhs, bringen sie noch Erfolg. Inzwischen gibt es viele Montagen für eine den unterschiedlichen Gegebenheiten angepasste Köderfischangelei. Altbewährt und den meisten Anglern bekannt ist sicherlich das Drachkovic-System, relativ neu ist das Soft Lure Rig-System von Quantum, welches anstelle meines Birnenbleis ein Walkerblei aufweist aber auch das Fireball-System von Rozemaijar wird sich durchsetzen. Fireball-Jigköpfe sind Bleiköpfe speziell zum Twistern oder Vertikalangeln mit toten Köderfischen. Fireballs besitzen einen sehr kurzen weit gebogenen Haken und besitzen eine zweite Öse an der ein Vorfach mit Drilling (Stinger) befestigt wird. In aller Munde und in fast jeder Fachzeitschrift wird zur Zeit über das Drop-Shot-Angeln und das Texas-Rig sowie weitere moderne Rigs gesprochen und diskutiert. Mein Tipp: Nehmt statt Gummi mal einen toten Köderfisch. Er duftet, schmeckt und verliert Schuppen. Die Ködergröße sollte etwas kleiner ausfallen, so 4-8 cm, und der kleine Köderfisch sollte am kurzen Seitenarm (5 bis maximal 15 cm) angeboten werden. So kann dem toten Köderfisch mit etwas Übung tatsächlich Leben eingehaucht werden.
Ralf Behnke