Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,
Liebe Anglerinnen und Angler,
Liebe Naturfreunde,

wie viele wissen gibt es seit 2019, verstärkt ab 2020 mit der Aktivierung der Westringkaskade und den Betrieb von zwei Wasserkraftanlagen in Erfurt und Gotha massive Wasserprobleme in der Apfelstädt.

Dieser einst attraktive Fluss mit einer artenreichen Flora und Fauna liegt seit ca. 4 Jahren großflächig trocken. Außer dem Landesanglerverband Thüringen e.V. (LAVT) hat sich kein anderer Naturschutzverband gegen dieses massive Artensterben ausgesprochen und sich aktiv für mehr Wasser in der Apfelstädt engagiert. Im Gegenteil, es war keinerlei Kritik gegenüber dem Umweltministerium zu vernehmen, welches vor allem für diese Umweltkatastrophe verantwortlich ist.

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Alle bisherigen Initiativen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort, der Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, des Landratsamtes des Landkreises Gotha, der Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“ und des LAVT haben letztendlich kein zufriedenstellendes Ergebnis gebracht.

Offensichtlich nehmen das Thüringer Umweltministerium sowie seine nachgelagerten Behörden und Institutionen die berechtigten Anliegen und Kritiken der Betroffenen an der Apfelstädt nicht ernst.

Doch vor allem auf Grund der Blockadepolitik der Regierungskoalition finden sich aktuell im Thüringer Landtag keine politischen Mehrheiten dafür, dass die Apfelstädt ihr, über die Westringkaskade entzogenes Wasser zurückerhält und wieder ganzjährig ein aquatisches Leben in diesem Fluss möglich ist.

Auch die mündliche Anhörung im Umweltausschuss des Thüringer Landtages am 04. Oktober 2022 war überaus enttäuschend und bestätigte die obigen Erfahrungen. Insbesondere die Vertreter des Umweltministeriums sowie von Bündnis90/Die Grünen und der SPD versuchten mit ihren Redebeiträgen die aktuell dramatische Wassersituation der Apfelstädt und den uneingeschränkten Weiterbetrieb der beiden Wasserkraftanlagen zu rechtfertigen.

Dass der Großteil der aquatischen Lebewesen, so auch Fische, in wenigen Minuten ohne Wasser tot sind und der Fluss ganzjährig ausreichend Wasser benötigt, wurde in der Diskussion völlig ausgeblendet.

Als Zuhörer verfestigte sich zunehmend der Eindruck, dass die Landesregierung und dessen Umweltministerium kein Interesse an einer ausgewogenen Lösungsfindung hat und die Schäden, welche der massive Wasserentzug in der Apfelstädt verursacht, bewusst ausblenden.

Das verwundert nicht, denn von einst 9 Cent ja Kilowattstunde, über 23 Cent sind nunmehr auf dem Strommarkt 38 bis 40 Cent je Kilowattstunde zu erzielen. Tendenz weiter steigend.

Zur gleichen Zeit senken sich die Fundamente vieler Häuser an der Apfelstädt, Hauswände bekommen erste Risse, die Vegetation stirbt großflächig ab, selbst alte schützenswerte Bäume in den Parks von Kommunen sterben, fünf Wasserkraftanlagen, welche das genutzte Wasser wieder an den Fluss abgeben liegen trocken, das ausgewiesene FFH-Gebiet 55 „Apfelstädt Aue“ zwischen Wechmar und Neudietendorf ist stark geschädigt, die Ausübung der Fischereirechte durch die Fischereipächter ist nicht mehr möglich – ein einst hochwertiges Salmonidengewässer ist zerstört, die langfristigen ökologischen Schäden sind aktuell noch gar nicht zu beziffern und die späteren Kosten zur Beseitigung der gewaltigen Schäden kann heute noch keiner genau benennen.

Auch der CO2 – Abdruck wäre bei einem lebendigen Fluss Apfelstädt um ein Vielfaches geringer, damit positiver, als aktuell über die Produktion von sogenannten „ökologischen Strom“ in den beiden Anlagen in Erfurt und Gotha.

Trotz der unzähligen Initiativen sowie berechtigten Kritiken und Hilferufe von Bürgerinnen und Bürgern, Initiativgruppen, Landes-, Kreis- und Kommunalpolitikern, Stadt- und Gemeinderäten sowie von Vereinen und Verbänden ist das Ergebnis, siehe unser aktuelles Video, erschreckend.

Ist die Produktion von wenigen Kilowattstunden Wasserkraftstrom, welche allein durch zwei Windräder oder eine entsprechende Photovoltaik Anlage kompensiert werden könnten, dies alles  wert? Ist das Ausblenden von Realitäten bzw. das ungenügende Handeln durch die verantwortlichen politischen Akteure tatsächlich noch zu rechtfertigen?

Nicht nur wir wissen, dass wir für eine gute Sache im Interesse des Gemeinwohls streiten.

Je mehr uns dabei unterstützen, umso erfolgreicher werden wir gemeinsam sein.

Landesanglerverband Thüringen e.V.


Für Interessierte verlinken wir hier unseren Redebeitrag in der Anhörung des Ausschusses am 04.10.2022:
Rede-im-Umweltausschuss-am-04.102022.pdf