Viele Köder, die wir Angler verwenden, imitieren die natürliche Nahrung der Fische. Noch besser fängt man aber, wenn man die natürliche Nahrung der Fische als Köder verwendet. Hier kommen Bachflohkrebse ebenso in Betracht wie Sprock, die Larve der Köcherfliege. Aber auch Grashüpfer, Maifliegen oder Zuckmückenlarven lassen sich dafür sehr gut verwenden. Die hier genannten Köder sind „Saisonköder“. Also natürlich Nahrung, die nur zu bestimmten Jahreszeiten von den Fischen gezielt aufgenommen wird. Bachflohkrebse findet man in fließenden Gewässern unter Steinen und an Pflanzen. Sie kommen dabei nicht nur in der Forellenregion von Bachläufen vor, sondern auch an Seen und Kanälen, sind hier aber für uns Angler schwieriger zu fangen.

Meine Erfahrung mit den Bachflohkrebsen ist allerdings die, dass die Krebschen in natürlichem Zustand von den Fischen nur mäßig angenommen werden. Erst als ich die kleinen Krebstiere gekocht hatte und sie sich wie ihre größeren Artverwandten rot färbten, waren sie als Köder unschlagbar. Dabei habe ich die Bachflohkrebse mit einem kleinen Kescher im Bach gesammelt und zu Hause in kochendes Wasser gegeben. Die Tiere sind sofort tot und verfärben sich. Das Kochwasser hebe ich auf, lasse es abkühlen und nehme es um Lockfutter anzumischen. Ins Futter gebe ich einige der Bachflohkrebse hinein. Nun benötigt man eine mittelschwere Montage und einen feindrähtigen Haken. Vorsichtig angeködert sind die kleinen Krebse für Plötzen, Rotfedern und Brassen ein absoluter Leckerbissen.

Naturkost für den großen Fang
Naturkost für den großen Fang
Köder der Saison sind unschlagbar

Während die Bachflohkrebse das ganze Jahr über in unseren Gewässern vorkommen, findet sich Sprock nur im späten Frühjahr. Zu tausenden krabbeln dann die Larven der Köcherfliege am Gewässergrund in den Uferregionen. Auch in Bach- und Flussläufen findet man sie an Wasserpflanzen und an Grashalmen, die ins Wasser ragen. Die Larven bauen sich einen Kokon aus Steinchen und Pflanzenresten, der sie vor ihren Fressfeinden schützen soll. Zu denen gehören vor allem Plötzen, Bleie, Barsch und Rotfeder. Aber auch große Brassen konnte ich mit dem Sprock bereits überlisten. Man kann den Sprock mit der Hülle an den Haken fädeln. Mehr Bisse bringt es aber, wenn man die kleine Larve aus ihrem Schutzpanzer befreit und dann anködert. Sprock wird in einem kleinen Eimer mit Wasser gehältert oder in einer Schachtel, in die feuchte Tücher gelegt werden. Sprock sollte kühl gelagert werden und in den nächsten ein bis zwei Tagen verwendet werden, denn länger überleben die kleinen Larven ohne frisches Wasser nicht. Die Bisse kommen in der Regel aggressiv und energisch. Auch Schleien und Karpfen schlürfen sich die kleinen Larven gern ein. Obwohl man einen kleinen Haken fischt, sollte man deshalb immer auf einen großen Fisch gefasst sein und die Bremse richtig einstellen. Grundsätzlich gilt beim Angeln mit Naturködern: Je feiner die Montage und das Vorfach um so besser der Fang. Im späteren Verlauf des Jahres kommen auch Grashüpfer auf den Speiseplan unserer Fische. Vor allem an Kanälen und Flüssen die von Wiesen gesäumt sind, sind die Grashüpfer im Sommer und im Spätsommer gute Köder. Eine Forelle nimmt den Grashüpfer ebenso gern wie große Plötzen oder Döbel.

Vor dem Angeln fange ich einige der Grashüpfer mit einem kleinen Kescher und hältere sie in einem Glas mit einigen Löchern im Deckel. Es ist nicht ganz einfach die Hüpferlinge anzuködern. Aber mit etwas Geschick funktioniert es. An der Posenmontage gefischt, sollte eine kleine Bleikugel etwa zehn Zentimeter vor den Haken geschaltet werden, weil Grashüpfen sonst an der Oberfläche schwimmen. So ins Spiel gebracht kann im Fluss oder im Kanal kaum ein Fisch dem langsam treibenden Köder widerstehen. Oftmals fangen die Köder, die aus dem Lebensraum der Fische stammen deshalb deutlich besser, weil sie in das normale Beuteschema der Fische passen und sie von den Fischen immer wieder als natürliche und ungefährliche Nahrung aufgenommen werden. Vor allem an sonst vielleicht schwierigen Angeltagen sind die natürlichen Köder die Rettung.

Thomas Bein