Thüringer Landesjugendangeltage 2017 an den Herbslebener Teichen

Thüringer Landesjugendangeltage 2017 an den Herbslebener Teichen

Rund 30 Kilometer nördlich der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt liegt Herbsleben. Neben der idyllischen Ortsstruktur und den Resten eines ehemaligen Schlosses mitten im Ortskern ist Herbsleben durch seine Teichlandschaft bekannt. Rund 2 Kilometer östlich des Ortes liegen mehrere große Teiche, welche einst Gruben zur Silikat – Gewinnung waren. Erst durch die organisierte Angelfischerei wurden diese Gruben mit viel ehrenamtlichen Engagement des ortsansässigen Vereins zu wertenvollen Gewässerbiotopen entwickelt und erhielten ihr heutiges Aussehen.

Seit nunmehr zwölf Jahren finden hier alljährlich im Sommer die Thüringer Jugendangeltage statt, welche gemeinsam vom Sportfischerverein „Unstrut“ Herbsleben e.V. und dem Landesanglerverband Thüringen e.V. (LAVT) organisiert und durchgeführt werden.

Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war der Besuch von Frau Ministerin Birgit Keller vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Ihre Teilnahme zeigt Ihr großes Interesse an der Jugendarbeit des LAVT.

Thüringer Landesjugendangeltage 2017 an den Herbslebener Teichen
Thüringer Landesjugendangeltage 2017 an den Herbslebener Teichen
Thüringer Landesjugendangeltage 2017 an den Herbslebener Teichen

Zahlreiche weitere hochrangige Ehrengäste, wie die Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbandes e.V. (DAFV), Frau Dr. Happach-Kasan, Landrat des Unstrut – Hainich – Kreises, Herr Harald Zanker, Bürgermeister Herr Reinhard Mascher oder der Präsident des Landesanglerverbandes Sachsen – Anhalt, Herr Uwe Bülau überbrachten herzliche Grü.e und würdigten die engagierte Jugendarbeit des Landesanglerverbandes Thüringen und seiner Vereine.

Im Anschluss, wurde die Veranstaltung vom Vorsitzenden des ausrichtenden Vereins, Angelfreund Hendrik Eger eröffnet. Wie jedes Jahr wartete auf die Petri Jünger ein interessantes, vielfältiges Rahmenprogramm. Die Tricks und Kniffe von den Profis waren wie immer sehr gefragt. Frau Ministerin Birgit Keller ließ es sich nicht nehmen, den zahlreichen Ständen, an denen die verschiedenen Angelmethoden vorgestellt wurden, ihre Aufwartung zu machen und auch die eine oder andere praktische Übung zu absolvieren – wie beim Fliegenfischen.

Viel Leckeres von herzhaft bis sü., wie Spanferkel, Räucherforelle, frisches Obst und Gemüse, Eis oder selbst gebackener Kuchen, wartete auf unsere Jungangler und Ihre Betreuer, denn niemand soll hungrig am Gewässer sitzen.

Auch die Ehrengäste konnten sich vom herzhaften Geschmack geräucherten Fisches und Thüringer Rostbratwürste überzeugen.

Thüringer Landesjugendangeltage 2017 an den Herbslebener Teichen

Darüber hinaus gab es Präsentationen zum Bau von fängigen Montagen, die richtige Köderauswahl sowie das Angeln unter Anleitung von Spezialisten, Vorführungen zum Fliegenbinden und zum Werfen mit der Fliegenrute, einen Wettbewerb im Turnierangeln und Weitwerfen sowie Tipps zum Schlachten und Verwerten von Fischen.

Bis Sonntagmittag konnten die Jungangler auf einen kapitalen Fang hoffen. Auch dieses Jahr gingen den Mädchen und Jungen wieder zahlreiche große Fische an den Haken.

Königsfischer der 12. Thüringer Jugendangeltage des LAVT wurde Eric Bauer vom Anglerverein Straußfurt 1949 e.V. mit einem Graskarpfen von 12.55 kg und einer Länge von 1,01 Meter.

Doch auch der Spiegelkarpfen (Gewicht: 11,8 kg/ Länge: 83 cm) von Nick Abe, Brühler Angelfreunden e.V., oder die Schleie (Gewicht: 1,3 kg/ Länge 47 cm) von Sebastian Grüner, Angelfreunde Saalekaskade e.V., sind kapitale, nicht alltägliche Fänge. Bei der abschließenden Auswertung waren wieder lukrative Präsente zu gewinnen und natürlich erhielt jeder die schon zur Tradition gewordene Teilnehmermedaille.

In der neuen mit aufgenommenen Disziplin Weitwerfen, eine Idee und umgesetzt von Tobias Steinbrück und seinem Team der Firma Nash, war mit einer Weite von unglaublichen 90,20 m. Paul Engelhardt vom Fischereiverein Bad Langensalza der erfolgreichste Werfer.

Bei den Mädchen warf Nicky Ludwig vom SFV „Unstrut“ Herbsleben e.V. mit einer Weite von 62,45 m das Gewicht am Weitesten. Eine rege Teilnahme auch dieses Jahr beim Turnierangeln mit Zielwerfen auf die Arenberg- und Skishscheibe. Hier gewann bei den Jungen in der Altersklasse U13 Isedor Nietzsche vom AV Goldisthal e.V. und in der Altersklasse Ü13 Simon Stöber vom AV Mühlhausen e.V. Bei den Mädchen freute sich Luise Winkler vom AV Mühlhausen e.V. (1.v.r.) über den Siegerpokal im Turnierangeln.

Das schöne Wetter schienen wir auch 2017 wieder gebucht zu haben und so waren die 12. Jugendangeltag an den Herbslebener Teiche und das insgesamt 17. Große Landesjugendlager des LAVT ein rundum gelungenes Event.

Für eine tolle Rundumversorgung, viel Spaß und gute Laune sorgten mehr als 80 fleißige Helfer, Betreuer und Angelexperten, welche den 240 Mädchen und Jungen mit viel Hingabe und Herz zwei erlebnisreiche, unvergessliche Tage gestaltet.

Wir möchten an dieser Stelle nicht versäumen, vor allem dem Vorstand und den Mitgliedern des Sportfischervereines „Unstrut“ Herbsleben e.V. für die Bereitstellung ihrer Vereinsgewässer und für die sehr angenehme, super Zusammenarbeit sowie den Betreuern, Referenten und Sponsoren für ihre Unterstützung herzlich zu danken.

In einem waren sich alle einig – auch 2018 sehen wir uns an den Herbslebener Teichen wieder, zum nunmehr 18. Landesjugendlager im Herzen Thüringens.

André Pleikies
Geschäftsführer

Riesen-Dankeschön an den Landesangelverband Thüringen e.V.

Am Sonntag, dem 25.06.2017 – zum Höhepunkt der 700-Jahrfeierlichkeiten – unserer kleinen Gemeinde, wirkte auch der LAVT Erfurt mit und adelte somit unser Fest rund um das Angelheim.

Besuchermagnet war der Drillsimulator. Stets dicht umlagert, sorgte er für spannende Drills mit virtuellen Fischen. Ebenfalls großer Beliebtheit erfreute sich das Kinderangelbecken.

Im Namen des Fischereivereins Neustädt, bedanken wir uns beim Präsidenten des LAVT Herrn Dietrich Roese, dem Hauptgeschäftsführer Herrn André Pleikies, Frau Iris Reinhardt, Herrn Enrico Krupke, Frau Viola und Herrn Egbert Thon für die freundliche Unterstützung und Mitwirkung bei einem der größten Feste in der Geschichte Neustädts.

Den vielen, interessierten Besuchern, wurde somit unser wunderschönes Hobby auf eine beeindruckende Art und Weise präsentiert.

Angelverein „Werratal“ Neustädt e.V.
Angelverein „Werratal“ Neustädt e.V.
Angelverein „Werratal“ Neustädt e.V.
Angelverein „Werratal“ Neustädt e.V.
Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand

Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand

 Auf Initiative des Landesanglerverbandes Thüringen e.V. (LAVT) wurde ein Gutachten zur Ermittlung der Kormoranschäden im Winter 2016/ 2017 in Thüringer Fließgewässern in Auftrag gegeben. 

Grundlage für die Datengewinnung werden Vergleichsbefischungen von WRRL-Monitoringstrecken zur Untersuchung von Auswirkungen der Prädation von Kormoranen auf die gewässertypspezifischen natürlichen Fischartengemeinschaften sein. 

Ziel ist es, die zu gewinnenden Daten mit vorhandenen Daten insbesondere aus dem Herbst 2016 und weiter zurück liegenden Jahren zu vergleichen und auszuwerten. 

Aufgrund des vergleichsweise strengen Winters 2016/ 2017 mit lang anhaltender Eisbedeckung der stehenden Gewässer waren große Teile des in Thüringen überwinternden Kormoranbestandes gezwungen, zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs die Fließgewässer aufzusuchen. In den drei vorhergehenden Wintern war das durch überdurchschnittlich milde Temperaturen weniger der Fall, so dass sich der Prädationsdruck von Kormoranen vor allem auf die stehenden Gewässer verlagerte. 

In den Fließgewässern zeichnete sich dagegen eine wahrnehmbare leichte Erholung der gewässertypspezifischen natürlichen Fischartengemeinschaften ab. 

Wie sich die Kormoranprädation im vergangenen Winter auf diese Fischartengemeinschaften n Fließgewässern ausgewirkt hat, soll mit den vorgesehenen Vergleichsbefischungen ermittelt werden. 

Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand
Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand

Ausgewählt wurden für dieses Vorhaben 22 repräsentative WRRL- Kontrollstrecken an Fließgewässern aus allen Regionen Thüringens. 

Kriterien für die Auswahl waren strukturelle Besonderheiten, die repräsentative Abdeckung der geografischen Thüringer Regionen und der fischereilichen Fließgewässerregionen. 

Die Befischungen werden von öffentlich bestellten und vereidigten Gutachtern, welche an gleichen Stellen in den Vorjahren Daten erhoben hatten, mittels gleicher Methodik und gleichen Fangeräten der Elektrofischerei durchgeführt werden. 

Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand
Wissenschaftlicher Nachweis der Gefährdung unserer heimischen Fischfauna durch einen zu hohen Kormoranbestand

Die Aufgabenstellung ist von besonderer und für ganz Thüringen übergreifender Bedeutung. 

Sie soll dazu beitragen, Ursachen für das erhebliche Abweichen von der gewässertypspezifischen natürlichen Fischartengemeinschaft und damit zu einer bisher zu schlechten Bewertung im Zuge des WRRL- Monitorings, zu ermitteln. Bei Fortbestand dieser erheblichen Abweichungen von den Zielstellungen der WRRL sind Sanktionen der EU mit erheblichen finanziellen Auswirkungen für Thüringen nicht auszuschließen. 

Das Gutachten wird auf einer vom LAVT organisierten Fachtagung mit Vorträgen rund um den Problemkreis Kormoran am 21. Oktober 2017 präsentiert und zur Diskussion gestellt. 

Den Termin sollten sich alle Interessierten schon mal vormerken. 

Der LAVT hat für die Realisierung dieses Projekts beim Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) eine Förderung aus Mitteln der Fischereiabgabe beantragt. Ein vorzeitiger Maßnahmebeginn wurde bewilligt, die ersten Abfischungen wurden bereits vorgenommen. 

An der Werra in Themar war es am 29. März soweit. Herr Wolfgang Schmalz und sein Team von der 

Fischökologischen & Limnologischen Untersuchungsstelle Südthüringen (www.fluss-im-netz.de) und sechs Mitglieder des Angelsportvereins Themar 1959 e.V. fischten, sortierten, maßen und zählten alles, was die beiden Elektrofischgeräte zu den Keschern brachten. Wie erwartet, war das Ergebnis ernüchternd. Nach einem ersten Überblick wurden im Herbst auf 400 m Fließstrecke 66 und im Frühjahr 21 Bachforellen = 31,8 % und Äschen 35 (Herbst) 3 (Frühjahr) = 8,6 % gefangen. Kleinfische wie Groppen, Gründlinge und Elritzen waren dagegen in unvermindert hoher Stückzahl dominant. 

Text und Bilder: Andreas Kirsch 

Zander auf die weiche Tour

Zander auf die weiche Tour

Zander auf die weiche Tour

Es war Anfang der achtziger Jahre, als eine Ködererfindung aus den USA das Angeln revolutionierte: Der erste Gummitwister als Angelköder war gegossen und an einem Haken montiert.

Diese Twister waren die Vorfahren aller heute bekannten Gummiköder und ihnen eilte ein Ruf wie Donnerhall voraus. Eine Art Wunderköder sollten diese Twister sein und imitierten doch eigentlich nichts weiter, als einen labbrigen Wurm. Als jedoch die ersten Köder zu uns über die damals noch vernagelte Grenze rutschten, waren sie eine echte Wunderwaffe und wurden nicht schlecht bestaunt und hoch gehandelt.

Mitte der neunziger Jahre erblickten dann immer mehr künstliche Gummitiere das Licht der Welt. In unzähligen Farben und Formen kommen sie heute daher und werden immer besser an das Beuteschema der Fische angepasst.

Die meisten Köder kommen aus den Staaten

Wer mit Gummiködern erfolgreich Angeln will, sollte ein wenig die Geschichte und die Herkunft solcher Köder kennen: Die meisten von ihnen stammen aus den USA und aus Japan. Zahlreiche Modelle werden auch in China produziert. Aber sie alle haben im Grunde einen Zielfisch: Den Schwarzbarsch! Auch die Gummiköder, die es bei uns in unseren Läden gibt, sind eigentlich Köder, die für das Schwarzbarschfischen entwickelt wurden. Angetrieben wird diese Entwicklung vor allem durch die großen Turniere und Wettbewerbe in den USA, bei denen es um sehr viel Geld geht. Bei den „Bassmaster Classics“, dem größten Turnier in den USA, beträgt allein die Siegprämie 500.000 Dollar. Ansporn genug, immer neue und noch bessere Köder zu entwickeln. Bei uns ist das Wettkampfangeln durch die Tierschutzgesetzgebung verboten. Allerdings hat diese Gesetzgebung Deutschland zu einem anglerischen Entwicklungsland gemacht. Denn nur durch den Ansporn, immer bessere Köder für den noch größeren Fisch zu entwickeln, gibt es immer neue Modelle, Farben und Formen.

Barsch und Zander sind Hauptzielfisch

Bei uns sind es der Flussbarsch und der Zander, die hauptsächlich mit den Gummiködern beangelt werden. Wer mit solchen Ködern den Stachelrittern nachstellt, sollte zunächst deren Lebensweise kennen: Ähnlich wie der Schwarzbarsch saugen Zander und Barsch ihre Beute an. Durch einen kurzen Unterdruck „spülen“ sie sich die Beute hinter die Kiemen. Deshalb sollten Gummiköder schon die Größe von 10 bis 12 cm haben, um einen ordentlichen Happen zu simulieren, aber dennoch aus einer sehr weichen Gummimischung bestehen, die Barsch und Zander beim Ansaugen quasi zusammenfalten können. Auch der gefischte Bleikopf sollte so leicht wie möglich gewählt werden, um den Fischen das Ansaugen der Beute zu erleichtern. Aus diesem Grund haben weder Barsch noch Zander ähnlich gefährliche Zahnreihen wie der Hecht. Der Zander saugt seine Beute an und kann sie mit den sogenannten „Hundszähnen“, einfach töten. Barsche und Zander leben in Gruppen. Nur die ganz kapitalen Exemplare ziehen als Einzelgänger durch unsere Gewässer. Mancher hat schon mal davon gehört, dass Barsche „petzen“. Das heißt, geht ein Fisch im Drill verloren, flüchten mit ihm auch alle anderen und es gibt keinen Biss mehr. Ein ähnliches Verhalten kann man bei Zandern beobachten. Vor allem nachts, wenn die Zander aktiv rauben, verpetzt uns der verlorene Fisch und es kehrt Ruhe ein, wo eben noch einige Fische auf Raubzug waren. Über Botenstoffe, die die Fische aussenden, die Flucht und Gefahr bedeuten, werden die Artgenossen gewarnt und meiden den Platz. Beim Zanderangeln mit Gummifischen muss man beachten, dass Zander nachtaktive Fische sind. Besonders gut an den „Glasaugen“ zu erkennen, die im Grunde wie Restlichtverstärker wirken. Im Dunkeln kann der Zander etwa zehn Mal so gut sehen wie wir. Wenn wir den Zander am Tage in tiefen Löchern und an abfallenden Kanten nachstellen, suchen wir die Fische im Grunde an ihren Ruheplätzen auf.

In der Mittagshitze wird geruht und nicht gejagt

Hier jagen sie nicht aktiv. Es ist auch einer der Gründe, warum immer wieder weiße und neongrüne Gummifische gut fangen: Sie gehen dem Zander bei seiner Mittagsruhe einfach auf die Nerven. Wie eine lästige Mücke, die wir nachts versuchen zu verscheuchen, so will sich auch der Zander den nervenden Eindringling vom Halse schaffen. Weil Fische aber nun keine Hände zum verscheuchen haben, wird nach dem Plagegeist geschnappt. Meistens sind das die Fische, die knapp gehakt am Stinger, dem sogenannten Angstdrilling hängen. Sicher nimmt der Zander auch an den Ruheplätzen einen angebotenen Köder als dankbaren Appetithappen an. Das ist aber eher in der kalten Jahreszeit der Fall und nicht die Regel. Wer aktive Zander befischen will, sollte sich nachts ans Wasser begeben und dann die Flachwasserzonen in See und Fluss aufsuchen. Manchmal ist das Wasser hier nur einen Meter tief, in dem auch kapitale Zander nachts auf Beutezug gehen und in der Dunkelheit einen dunklen oder naturfarbenen Köder nehmen, der nicht unbedingt am Grund angeboten werden muss und dabei nicht giftgrün oder weiß sein sollte. Wer das verstehen will, sollte sich einfach einmal einen dunklen Gummifisch nehmen und mitten in der Nacht von oben auf den Fisch schauen und ihn dann zum Vergleich gegen das Mondlicht halten und von unten betrachten. Ihr werdet feststellen, dass man aus der „Zanderperspektive“ die Silhouette eines dunklen Köders viel besser im Gegenlicht wahrnehmen kann als bei einem hellen Köder. Wer sich also mit den Lebensgewohnheiten und dem Fressverhalten der Zander beschäftigt, fängt auch nachts mit Gummifischen aktiv raubende Zander. Die beißen aber nicht mit einem leichten „Tock“, also dem Moment des Ansaugens des Köders. Nachts wird gefressen und da steigen auch Zander mitunter rabiater ein, als man es erwarten könnte. Und vor allem in den warmen Sommernächten diesen Jahres habe ich es erlebt, das auch Barsche nur noch nachts zu fangen waren, wenn sie aus ihren Ruheplätzen heraus kamen und aktiv an den Krautkanten auf Jagd gingen.

Thomas Bein, Chefredakteur des „Märkischen Anglers“

Erstes Grün & erste Bisse

Erstes Grün & erste Bisse

Für Karpfen-Fans fängt die heiße Zeit schon an, wenn die Nächte noch kalt sind: im März, spätestens April. Das Angeln früh im Jahr ist manchmal erstaunlich einfach, kann aber auch schwierig werden. Fädeln wir ein paar Boilies auf und gehen es an! Brrr! Das ist jetzt aber kein Frühling mehr. Ich tausche kurzärmeliges T- gegen langärmeliges Rollkragen-Shirt und Baseball Cap gegen Wollmütze. Mit der Sonne sinken die Temperaturen und in der Nacht soll sich das Quecksilber auch wieder unter der Fünf-Grad-Marke verkriechen.

Trotzdem bin ich nach wie vor sicher, dass ich mit dem Wind auf die Nase richtig sitze. Ein kurzer Kontrollgang mit dem Thermometer bei Ankunft am Nachmittag hat Klarheit gebracht: Der Wind drückt das von der Frühlingssonne erwärmte Wasser auf dieses Ufer. Konkret bedeutet das 12,2 Grad auf meiner und nur 10,1 Grad auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht.

Erstes Grün & erste Bisse
Erstes Grün & erste Bisse
Klare Entscheidung

Während ich jetzt im letzten Licht angestrengt das Wasser vor mir nach Fischaktivitäten absuche, piept mein linker Bissanzeiger, um eine Sekunde später die knarrende Rollenbremse mit seinem Dauerpfeiffen zu übertönen. Einen kleinen Jubler kann ich nicht unterdrücken, als fünf Minuten später mein erster Karpfen in den Kescher gleitet. Kopflampe an und erstmal genießen: Ein toller Spiegler weit oberhalb der Zehn-Kilo-Marke liegt da in den Maschen. Und vorfüttern musste ich für diesen Erfolg auch nicht.

Präzision statt Futter

Einen großen Pluspunkt hat die frühe Angelei auf Schuppis und Spiegler: Zu keiner anderen Zeit in der normalen Saison ist Vorfüttern weniger wichtig als jetzt. Die erste Tour des Jahres bereite ich heute gar nicht mehr mit Eimerchen, Wurfkelle oder Boilie-Rohr vor. Fische finden ist gerade jetzt deutlich wichtiger als Fische füttern. Im noch kalten Wasser fressen die Burschen einfach wenig und ziehen oft auch noch keine weiten Strecken im Gewässer herum. Schnell „versenken“ wir unser Futter dort, wo gar kein Rüssler vorbeikommt. Oder wir füttern die Burschen schon ab, bevor wir eine Montage im Wasser haben. Außerdem macht uns Vorfüttern die Entscheidung am Angeltag schwer: Dort, wo wir gefüttert haben, regt sich kein Leben im Wasser, während an anderer Stelle reichlich Rotaugen plätschern und auch eine erste, karpfenverdächtige Bugwelle durchs Flachwasser schiebt. Leicht entscheiden wir dann gegen das Bauchgefühl und bauen dort auf, wo wir gefüttert haben: Die Vorarbeit soll ja auch nicht umsonst gewesen sein! Deshalb: lieber nicht vorfüttern und dafür flexibel dort fischen, wo es gerade am aussichtsreichsten ist. Das ist oft die Uferseite, auf die der warme Wind steht. Kommt es allerdings unangenehm kühl über den Teich, fühlen nicht nur wir uns dort wohler, wo wir Windschutz und etwas Sonne genießen dürfen.

Auffallen!

Typisches Bild an vielen Gewässern in der Phase März/April: Das Wasser steht etwas höher als üblich und ist stark eingetrübt. Da halten wir es am besten so wie ein Spinnfischer es auch bei seiner Köderwahl tut: grelle Köder für trübes Wasser. Unangenehme Erfahrungen mit bunten Kugeln sind den Winter über selbst an stark beangelten Gewässern bei vielen Fischen offensichtlich in Vergessenheit geraten. Erste Wahl am Haar unseres Hakens sind jetzt kleinere und vor allem grelle Murmeln. Ein weißer, gelber oder pinkfarbener Boilie in 12 oder 15 Millimetern trifft den Geschmack der Karpfen oft perfekt. Ach ja, es darf gern ein Pop Up (auftreibender Boilie) oder ein Kombi aus Sinker und Pop Up sein. Natürlich können wir auch einfach zu unserem eher unscheinbaren Lieblingsboilie greifen und diesen aufpimpen. Vielleicht setzen wir oben jetzt einfach ein grelles, buntes Gummimaiskorn drauf – schon fällt der Happen den Fischen viel schneller ins Auge. Oder wir panieren die Karpfenkugel mit aromastarkem und grellem Pulver- Dip. Und auch all die flüssigen Dips in wohlriechenden Duftnoten erleben jetzt ebenfalls ihre Hochphase. Die perfekte Ergänzung zu unserem grellen Hakenköder ist – nicht nur im Frühjahr – ein wasserlösliches Säckchen (PVA-Beutel oder -Netz) mit kleineren Fischpellets oder zerbröselten Boilies.

Stunden, nicht Tage

Im Herbst bleibe ich auch gerne mal mehrere Tage am Wasser und genieße es, wenn die hungrigen Karpfen meinen Futterplatz angenommen haben. Im Frühjahr klappt es auch prima mit kurzen Touren. Ganze Nächte sind oft unnötig, denn wenn das Thermometer nachts ohnehin wieder in karpfenunfreundliche Bereiche rutscht, können wir lieber zu Hause im eigenen Bett schlafen als am See auf einen unwahrscheinlichen Biss warten. Wollen wir trotzdem bis zum Morgen bleiben, legen wir auf jeden Fall mindestens eine Rute etwas tiefer. Vielleicht frisst ja noch ein Fisch bei zwei Metern munter weiter, wenn es bei einem Meter nachts zu kalt wird. Je kälter die Nächte sind, desto sinnvoller wird es, die Angelzeit auf die Nachmittag oder frühen Abendstunden zu legen.

Leichter und länger Eine ganz heiße Adresse für unsere Montagen ist zu Saisonbeginn jeder Bereich, der später im Jahr üppige See- oder Teichrosenfelder hervorbringt. Lange bevor sich das erste Grün an der Oberfläche zeigt, entfalten sich die Grundblätter der Pflanzen und locken allerlei Kleingetier an, dass Grün zum Fressen gern hat. Gartenbesitzer kennen das von den Blattläusen: Die ersten Knospen der liebevoll gehegten Pflanzen sind beliebte Beute bei den hungrigen Parasiten. Seerosenecken haben allerdings oft etwas weicheren Boden und dieser stellt seine eigenen Anforderungen an unsere Montage. Als erstes wählen wir das Blei lieber leichter. 70 Gramm zum Beispiel reichen bei kleinen Ködern und den dazu passenden kleinen Haken für den Selbsthakeffekt völlig aus – und versinken eben nicht tief im Untergrund. Etwas einsinken darf das Ganze gerne, denn eine bessere Tarnung für die Montage gibt es nicht. Länger als auf hartem Boden ist hier das perfekte Vorfach. Wo sonst 15 reichen, gehen wir jetzt auf 20 bis 25 Zentimeter. Ich setze gerne weiches, geflochtenes Material ein, dass ich mit Knetblei oder speziellen Tungstengewichten zum Aufziehen (Sinkers von Korda) daran hindere, auffällige, schwimmende Schlaufen überm Boden zu bilden. Schön weiche Monofile ist eine gute und sehr günstige Alternative für unser Vorfach. Durchmesser: 0,35 bis 0,40 Millimeter.

Mit einem bin ich mir sicher: Wenn ein gerade erwachter Karpfen zwischen den hellgrünen Grundblättern der Seerosen plötzlich etwas Duftendes in Pink entdeckt, dann reagiert er immer gleich: einsaugen! Und schon piept der Bissanzeiger mit den Vögeln um die Wette!

Arnulf Ehrchen