Notabfischung der Talsperre Loßnitz

Notabfischung der Talsperre Loßnitz

Keine angenehme Nachricht ereilte Mitte Oktober 2013 den Landesanglerverband Thüringen e.V. (LAVT). Hinter dem Damm der Talsperre Loßnitz trat nahe des Grundablasses Wasser aus und es wurde täglich mehr. Grund war eine seitlich des Dammes verlaufende und wohl schon seit längerer Zeit geborstene Trinkwasserleitung. Eine Bewertung, ob und in welchem Umfang der Damm beschädigt wurde bzw. in wie weit die Standsicherheit der Stauanlage Loßnitz noch gewährleistet ist, macht genauere Untersuchungen dringend notwendig.

Notabfischung der Talsperre Loßnitz
Notabfischung der Talsperre Loßnitz

Nach mehreren Beratungen vor Ort mit der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, der Thüringer Fernwasserversorgung als Betreiber der Anlage sowie weiteren Beteiligten stand am 28. Oktober 2013 fest, die Talsperre muss abgelassen werden.

Sicherlich waren wir als Fischereipächter davon wenig begeistert, denn wir haben gemeinsam mit unseren Vereinen in unzähligen Arbeitsstunden die Talsperre Lossnitz als eines der wenigen Angelgewässer im Territorium über Jahre gepflegt und einen attraktiven Fischbestand aufgebaut. Leider wurde dieser auf Grund des Hochwassers im Frühsommer 2013 schon einmal stark geschädigt, in dem unzählige Fische über den Hochwasserüberlauf aus der Talsperre entwichen sind.

Unserem Verband war von Anfang bewusst, dass die Gewährleistung der Standsicherheit bzw. die Gefahrenabwehr das Primat haben.

Gemeinsam mit den zuständigen Behörden, Unternehmen und Eigentümern vor Ort wurde eine möglichst zeitnahe Abfischung vorbereitet und die Talsperre Loßnitz schrittweise abgesenkt. Die Vereine im Thüringer Gewässerverbund des LAVT wurden umgehend über die Situation informiert und das Angeln am Speicher Loßnitz ab sofort untersagt.

Die Geschäftsleitung des LAVT musste nun möglichst schnell, neben einer Vielzahl anderer Aufgaben im Verband, eine reibungslose Abfischung der Talsperre vorbereiten, denn der Termin der Abfischung wurde auf den 07. November festgelegt.

Notabfischung der Talsperre Loßnitz

Hier zeigte sich, wie wichtig es war, dass der Verband sich in den vergangenen Jahren umfangreiche Fischereitechnik angeschafft hat und so in der Lage ist, auch kurzfristig solche nicht einfachen Aufgaben realisieren zu können.

Da der Wasserstand stetig sank, haben vom 21.10. bis zum 14.11.2013 Mitglieder und Mitarbeiter des LAVT und weitere fleißige Helfer ein bis zwei Mal täglich Teichmuscheln aus dem Schlamm geborgen und umgesetzt.

Bereits Tage vor der Abfischung wurde der Abfischgraben an der Talsperre Loßnitz gemäht, eine entsprechende Stau- und Abfischvorrichtung mit Schlitzblech eingebaut sowie die benötigte Abfisch- und Transporttechnik vorbereitet. Am 06.11.2013 war der Fischtransporter des LAVT einsatzbereit und die Abfischtechnik (5 große Fischbehälter, 2 Transportwannen für den Kran, 4 Teichwaden, 2 Absperrnetze, 20 Kescher,6 Tragekübel, 2 Boote, 2 Belüftungsaggregate, 2 Notstromaggregate, 3 leistungsfähige Pumpen, zwei Elektroabfischgeräte, Schutzbekleidung, 2 Versorgungszelte, Küchentechnik etc.) aufgeladen und zur Talsperre Loßnitz abtransportiert und dort aufgestellt.

Notabfischung der Talsperre Loßnitz

Auf Grund dessen, dass die Talsperre in dieser Zeit kein Wasserzulauf hatte, sind die 3 Behälter des Fischtransporters und die 5 Fischbehälter schon vorher mit Frischwasser gefüllt wurden. Zusätzlich unterstützte uns die Agrargenossenschaft Loßnitz mit der Bereitstellung eines großen Wasserwagens. Damit konnten wir sicherstellen, dass beim Abfischen immer ausreichend frisches Wasser vorrätig war.

Um die hochwertige Fischereitechnik nicht unbewacht zu lassen und das weitere Ablassen kontrolliert vornehmen zu können, wurde zusätzlich ein Nachtdienst mit zwei Personen vom 06.11., 16.00 bis 07.11., 7.00 Uhr organisiert.

Am 07.11.2013 in den frühen Morgenstunden war es dann soweit. Insgesamt 38 fleißige Helfer, Mitglieder aus unseren Vereinen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Mitglieder des Präsidiums des LAVT nahmen an der Abfischung teil.

Da es am Abend geregnet hatte, musste der Wasserstand anfangs nochmals abgesenkt werden, bevor die große Teichwade zum Einsatz kommen konnte.

Um die Fisch später aus dem Netz heben zu können, kam ein großes Kranfahrzeug der Firma Westphal aus Weimar zum Einsatz.

Das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda stellte ein Transportfahrzeug mit Wasserbehälter und 4 Mitarbeiter bereit, welche an diesem Tag vorrangig für das Absammeln und Umsetzen der Muscheln verantwortlich waren.

Den reibungslosen Abtransport der Fische gewährleisteten der Fischtransporter des LAVT und ein Fischtransportfahrzeug der Fischzucht Hickethier. Die Fischzucht Vogel stand mit einem großen Fischtransportfahrzeug auf Abruf bereit.

Der Fischbestand in der Talsperre Loßnitz wurde mehrfach mit der Teichwade ausgedünnt und die Fische in das Naturbad Magdala und den Speicher Kromsdorf umgesetzt. Letztendlich wurde die Talsperre komplett abgelassen und die restlichen Fische hinter dem Damm, im extra dafür vorbereiteteten Abflussgraben entnommen. Insgesamt gingen über 2 Tonnen Fische, vor allem Plötzen, Rotfedern, Karpfen, Hecht, Schleie, Zander und Aal ins Netz.

Ohne das Sommerhochwasser wäre das Ergebnis sicherlich noch besser gewesen, denn wir hatten einiges mehr an Zander, Hecht und Karpfen erwartet.

Natürlich hatte der LAVT für die fleißigen Helfer reichlich Getränke sowie ein leckeres Frühstück und Mittagessen bereitgestellt.

Nach 17 Uhr wurden unter „Flutlicht“ die Versorgungszelte abgebaut und die erste Fischereitechnik verladen.

Am Folgetag wurde die Abfischung bzw. die Nachlese der Fische (vor allem Aale) aus den Restlöchern mit 5 Helfern fortgesetzt und die Fischereitechnik abtransportiert. Natürlich musste die gesamte Fischereitechnik hinterher gesäubert und gewartet werden. Das hat nochmals mehrere Tage in Anspruch genommen.

Das Ablesen und Umsetzen der Muscheln ging noch bis zum 14.11.2013. Sicherlich konnten nicht alle geborgen werden, insbesondere die, welche sich weiter im Gewässer befanden. Die Schlammschicht ist hier teilweise mehrere Meter stark und eine Bergung der Muscheln durchaus gefährlich.

Insgesamt lief die gut vorbereitete Notabfischung ohne Probleme, was auch die Anerkennung der Betreiber der Stauanlage fand.

Im Moment können wir optimistisch sein, dass die Talsperre Loßnitz im Frühjahr wieder angestaut wird. Der Fischbesatz wurde schon jetzt geplant und Karpfen, Schleien, Zander, Hechte und Weißfisch stehen bereits in den Überwinterungsteichen der Fischzucht Hickethier für das Frühjahr bereit. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert und alles so eintritt wie geplant, kann in der Talsperre Loßnitz wieder ab dem Jahr 2015 geangelt werden.

Petri Heil
André Pleikies, Hauptgeschäftsführer LAVT

Hegeprädikat „Sehr gut“ – Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt

Hegeprädikat „Sehr gut“ – Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt

Dr. rer. nat. Falk Wagner führte am 27. September 2013 im Flutgraben Erfurt zwischen der Wehranlage Schmidtstedter Brücke und Brücke Kämpferstraße eine Fischbestandsuntersuchung mittels Elektroabfischung durch.

Ziel der Untersuchung war die qualitative Erfassung der Fische und Rundmäuler. Zu dieser waren wir als Fischereipächter des Flutgrabens mit anwesend. Die Untersuchung selbst ist Bestandteil eines faunistischen Gutachtens, welches vom Institut für biologische Studien Jörg Weipert im Auftrag der Stadtverwaltung Erfurt, Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, durchgeführt wird. In der Vergangenheit wurde die fischfaunistische Wertigkeit des Flutgrabens Erfurt trotz unserer stetigen fachlichen Hinweise immer wieder unterschätzt bzw. ignoriert. In einigen Veranstaltungen zur Perspektive und Gestaltung der Durchgängigkeit der innerstädtischen Gewässer, Gera und Flutgraben durften wir wiederholtfachlich äußerst fragwürdige Diskussionen erleben, welche deutlich auf andere Interessenslagen hinwiesen.

Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt
Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt

Die Entwicklung in den letzten Jahren ging zunehmend zu Lasten des Flutgrabens und eines stabilen Wasserregimes. Im Ergebnis kam es wiederholt zu Fischsterben, welche hauptsächlich durch eine viel zu geringe Wasserführung verursacht waren. Nur durch den hohen hegerischen Aufwand unseres Verbandes konnte ein attraktiver Fischbestand erhalten werden. So zeigte die Bestandskontrolle im Flutgraben, trotz der Strukturarmut und der temporär geringen Wasserführung einen für den Gutachter überraschend guten Fischbestand. Die guten Bestände der im Anhang II der FFH Richtlinie gelisteten und in der roten Liste Thüringens als gefährdet eingestuften Westgroppe (Cottus gobio) und stark gefährdeten Äsche (Thymallus thymallus) belegen das ökologische Potential dieses Gewässers.

Neben Besatz- und Hegemaßnahmen zeigt die Bestandskontrolle auf Grund der vorgefundenen Altersstruktur, dass beide Fischarten, wie auch die in hoher Zahl vorgefundenen Bachforellen, sich erfolgreich reproduzieren. Leider müssen wir jedoch bei diesen Fischarten immer wieder Rückschläge durch Abwassereinleitungen und dem fast Trockenlegen des Flutgrabens in den Sommermonaten verzeichnen. Von den Kleinfischarten konnten neben der sehr zahlreich vorkommenden Groppe, die Schmerle, Elritze und Plötze in geringeren Stückzahlen nachgewiesen werden.

Mit der Schaffung von mehr Fischunterständen, Uferbuchten und Strömungslenkern (z.B. Störsteine) würde ein stabilerer Lebensraum für viele Fischarten entstehen und es könnten sich auch Arten wie Gründling, Bachneunauge und Döbel besser ansiedeln.

Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt
Bestandskontrolle im Flutgraben Erfurt

Insgesamt konnten in der untersuchten, nur 220 m langen Gewässerstrecke, 1043 Fische nachgewiesen werden. Die drei am häufigsten vorkommenden Fischarten waren die Groppen mit 420 Stück, die Äsche mit 392 Stück und die Bachforelle mit 214 Stück.

Da mit dem Elektroabfischgerät in einem relativ breiten Gewässer wie dem Flutgraben nicht alle Fische gefangen werden können bzw. nachzuweisen sind, dürfte die tatsächliche Individienzahl höher liegen.

Der vorgefundene Fischbestand wird vom Gutachter als überraschend gut eingestuft und zeigt, dass die Hege- und Besatzmaßnahmen des LAVT, trotz aller Widrigkeiten, richtig und erfolgreich sind. Ohne das starke Engagement des Fischereipächters wäre die Gesamtsituation des Fischbestandes sicherlich deutlich schlechter. Erinnern möchten wir an unser seit 2006 laufendes Äschenschutzprogramm und an unser Programm der Förderung autochtoner Bachforellenbestände. Allein in diese Schutzprogramme hat der Thüringer Gewässerverbund des LAVT über 60.000 Euro investiert.

Sicherlich wird die Zusammensetzung der Fischzönose im Flutgraben nicht unwesentlich von seiner funktionsbedingten, zeitweise geringen Wasserführung und den temporär hohen Durchflüssen beeinflusst bleiben. Durch ein besser abgestimmtes, stabileres Wasserregime, die Verbesserung der Durchgängigkeit und durch strukturverbessernde Maßnahmen ließe sich die Wertigkeit, aus Sicht des Biotop- und Artenschutzes, der Lebensqualität für die Erfurter Bürger und für den Tourismus nachhaltig erhöhen. 

André Pleikies Hauptgeschäftsführer

Schutz vor dem Turbinentod

Pilotanlage des Landes NRW am RWE-Kraftwerk Unkelmühle an der Sieg erleichtert die Wanderung der Fische schonend – Optimierter Fischaufstieg und -abstieg soll neue wissenschaftliche Erkenntnisse bringen – Millionenprojekt ist deutschlandweit einmalig.

Vor dem Hintergrund der Energiewende kommt der Stromgewinnung aus regenerativen Energiequellen eine besondere Bedeutung zu. Die Nutzung der Wasserkraft ist dabei durchaus nicht unumstritten. In der Fachwelt tobt seit Jahren ein erbitterter Kampf zwischen Befürwortern und Gegnern bei dieser Art der Stromgewinnung. Besonders die Fischereiverbände haben sich dem Kampf gegen die negativen Folgen dieser Technik auf die Fahnen geschrieben.

Schutz vor dem Turbinentod

Diverse Untersuchungen an deutschen Flüssen hatten in der Vergangenheit ergeben, dass ein Großteil der an einer Kraftwerksanlage ankommenden Fische durch die Gitterrechen vor der Turbine gequetscht und anschließend in den Turbinen regelrecht gehäckselt wurden. Ein Horrorszenario besonders für die Flüsse, in denen man seit Jahren mit erheblichem Aufwand versucht, bedrohte Wanderfischarten im Rahmen von Artenschutzprojekten wieder anzusiedeln, wie zum Beispiel den Lachs.

Aber nicht nur dieser ist betroffen. Auch weitere wandernde Süßwasserfische ziehen die Flüsse hinauf und hinunter. Wie man nun die Situation an den bestehenden Wasserkraftanlagen entschärfen kann, soll die neue Pilotanlage des Landes am RWE-Kraftwerk Unkelmühle sicher stellen. Dabei griffen die Planer auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Wanderverhalten der Fische zurück. Besonders im Focus standen dabei der bedrohte Aal und der Lachs. Beides Arten, die einen komplizierten Lebenszyklus haben und im Laufe ihres Lebens tausende von Kilometern zurücklegen.

In der Vergangenheit hatte man bereits in den 90iger Jahren versucht, den Fischen die Wanderung siegaufwärts durch Aufstiegshilfen am Kraftwerk zu erleichtern. Zum einen wurde die sogenannte raue Rampe am Siegufer gebaut und zum anderen sollte eine Fischtreppe direkt am Kraftwerksgebäude den Wassertieren die ungehinderte Wanderung ermöglichen. Crux an dieser Technik, an den Fischabstieg, siegabwärts hatte niemand gedacht. Diese Defizite sollen nun mit dem Neubau ausgeglichen werden. Ein Fachbüro aus Aachen konzipierte den Bau.

Die alte Fischtreppe (Denil-Fischpass) ist inzwischen verschwunden und durch einen Neubau ersetzt. Vor dem Turbineneinlauf sollen nun sogenannte Feinrechen – im Winkel von 28 Grad angebracht – (10 mm Rillenabstand) die abwandernden Fische schonend auf verschiedene Abstiegsmöglichkeiten leiten. Der Winkel der Rechen soll den Strömungswiderstand verringern und den Tieren Gelegenheit zum Ausweichen bieten.

Die Aale können über seitlich angebrachte Röhren in unterschiedlichen Höhenhorizonten ausweichen oder aber über eine in Grundnähe angelegte „Bottom-Gallery“, den Weg um das Kraftwerk herum finden. Diese Gallery ist nichts anderes als ein offener Schacht, der auch verschließbar ist. Für die wandernden Junglachse gibt es die Möglichkeit beim Abstieg über Einkerbungen an der Wasserlinie an der Rechenoberkante und dann über eine Abschwemmungsrinne das Hindernis zu umschwimmen. Der Clou dabei: Alle drei Abstiegswege können zur Überwachung so gesteuert werden, dass die abwandernden Tiere in gesonderten Hälterbecken landen und registriert werden. Mit dieser Aufgabe soll ein externes Fachbüro für die Dauer von drei Jahren beauftragt werden.

Den ungehinderten Fischaufstieg am Kraftwerksgebäude soll nun ein neuer sogenannter „Vertical Slot Pass“ gewährleisten. Es sind 29 Betonbecken auf ca. 80 Meter Länge so angeordnet worden, dass die vor dem Kraftwerk ankommenden Fische über eine Lockströmung am Eingang des Passes den Weg nach oben finden können. Dabei haben auch die schwimmschwächeren Arten nun eine Chance das Bauwerk zu passieren, denn am Grund der Becken soll eingebrachtes Geröll Gelegenheit zum Verweilen und Ausruhen anbieten. Am Ausgang – oberhalb der Turbinenanlage – führt für Fische der weitere Weg dann wieder in den Obergraben und zum Weiterschwimmen siegaufwärts. An diesem Ausgang könnte später eine Videoanlage angebracht werden, über die man dann genau sehen kann, wer da denn gerade unterwegs ist.

Von dieser Anlage und ihrer Konzeption erhoffen sich die Fachleute zum einen wichtige Erkenntnisse über das Wanderverhalten der Fische im Jahresverlauf sowie einen deutlichen Schutz vor den Turbinen. Die Praxis wird zeigen, ob der Neubau den Erwartungen entspricht, wobei man davon ausgehen muss, dass die gemachten Erfahrungen in die Optimierung der Technik einfließen werden.

Ergänzungsartikel: Baubeginn der Pilotanlage war im Februar 2011. Mit der Fertigstellung wird im September 2012 gerechnet. Investiert wurden insgesamt 5,5 Millionen Euro. 4,5 Millionen davon trägt das Land NRW, 1 Million Euro steuerte das RWE bei, das im Rahmen der Bauarbeiten auch die Technik im Kraftwerksgebäude sanierte.

Kommentar:

Es ist ein stiller, aber grausamer Tod, den jedes Jahr zig Tausend Fische sterben, die in die Turbinen oder Rechen der Wasserkraftwerke an deutschen Flüssen geraten und zu Tode gequetscht oder gehäckselt werden. Meist stammen die Anlagen aus früheren Zeiten, als man sich noch keine Gedanken über die schädlichen Auswirkungen dieser Technik auf die Wasserbewohner machte. Die effiziente Stromgewinnung stand und steht auch heute im Vordergrund für die Betreiber.

Demgegenüber stehen nun die Bemühungen an der Rheinschiene, den Lachsen und anderen Wanderfischen den ungehinderten Auf- und Abstieg durch die Flüsse zu ermöglichen, möglichst ohne große Verluste an den Turbinenanlagen.

So setzt die neue Pilotanlage an der Sieg Maßstäbe und kann als Beispiel dafür dienen, wie man die Ansprüche aus der Ökologie und Ökonomie unter einen Hut bringen kann. Vorausgesetzt der gute Wille der Betreiber ist vorhanden.

Der ungehinderte Weg für die wandernden Fische in ihren traditionellen Heimatgewässern ist mit Voraussetzung dafür, dass zum Beispiel die Ziele des Wanderfischprogrammes NRW keine bloße Utopie bleiben. Bei der Fisch schonenden Nachrüstung von Auf- und Abstiegsanlagen an Wasserkraftwerken an den Flüssen gibt es einen riesigen Nachholbedarf im Land. Wer aber den Nutzen der Wasserkraft will, darf auf keinen Fall den Schutz der Lebewesen im Wasser ignorieren.

Die heutigen Zustände an den vielen Flusskraftwerken sind alles andere als erfreulich und gehen zu Lasten der Fische, die zurzeit häufig als „Gulasch“ aus den Turbinen herauskommen. Ein unhaltbarer Zustand.

Von Horst Stolzenburg

Pressemitteilung Naturschutz/ Gewässerschutz/ Tag des Wassers 22. März

Gemeinsame PM des Deutschen Angelfischerverbandes (DAFV) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

BfN und DAFV fordern Neubau-Verzicht von kleinen Wasserkraftanlagen:
● Stellen unüberwindbare Barrieren für Wanderfische dar
● Weil energetisch irrelevant, soll EEG-Vergütung gestrichen werden

Der morgige Weltwassertag steht unter dem Motto „Wasser und Energie“. Aus diesem Anlass bringen das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) gemeinsam ihre Sorge über den ökologischen Zustand der Gewäs-ser zum Ausdruck. Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gibt verbindlich umzuset-zende Ziele vor. So sind die europäischen Gewässer europaweit spätestens bis 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu überführen. Dies betrifft neben der Gewässerqualität vor allem den ökologischen Zustand der Gewässer. Für einen guten ökologischen Zustand sind eine Reihe von Faktoren maßgeblich, darunter in erster Linie biologische Komponenten, aber auch die Ge-wässermorphologie (Ausgestaltung) und insbesondere auch die Durchgängigkeit der Gewässer. Eine Vielzahl von Querbauwerken, häufig mit einer Nutzung der Wasserkraft verbunden, behin-dern jedoch die Durchgängigkeit der Gewässer u.a. für Wanderfische wie den Lachs, die Meerfo-relle und den Aal. Sie haben durch Stauwirkungen negative Auswirkungen auf die Gewässerqualität und -dynamik.

„Aus Sicht des BfN darf daher zukünftig kein Neubau kleiner Wasserkraftanlagen mehr ange-strebt werden“, sagte Prof. Beate Jessel, die Präsidentin des BfN. “Denn hier stehen die gravie-renden ökologischen Auswirkungen in keinem Verhältnis zur erzeugten Energiemenge und der erzielten CO2-Minderung.”

Entsprechende Vergütungsregelungen im Erneuerbaren-Energien-Gesetz, dessen Novellierung gerade ansteht, sollten daher gestrichen werden. Denn die Auswirkungen von vorhandenen Kleinwasserkraftanlagen auf die Gewässer – insbesondere hinsichtlich Durchgängigkeit und Ge-wässerdynamik – stünden in keinem Verhältnis zu dem damit verbundenen Energieertrag.

Der Deutsche Angelfischerverband fordert darüber hinaus eine bessere artenschutzrechtliche Gleichbehandlung der geschützten Fischarten im wasserrechtlichen Vollzug. Zur Rettung des stark vom Aussterben bedrohten Aals, er ist nach Bundesnaturschutzgesetz eine „besonders geschützte Art“ und wird durch fehlende effektive Schutzsysteme in Wasserkraftanlagen signifi-kant geschädigt, suchen EU-Parlament und -Kommission nach Sofortmaßnahmen zur Freima-chung der Wanderwege. Eine dieser Maßnahmen könnte nach dem Beispiel der Nachtabschal-tung von Windrädern bei Gefährdung von Fledermäusen analog der Schutz gefährdeter Fischar-ten vor Wasserkraftanlagen in Wanderkorridoren sein.

Von den rund 55 000 Querbauwerken besitzen nur etwa fünf Prozent eine Fischaufstiegsmöglich-keit. Davon wiederum erfüllt die überwiegende Mehrheit ihre Funktion nicht. Um die Ziele der WRRL zu erreichen, müssen die Gewässerstruktur und -durchgängigkeit verbessert sowie der Erhalt und die Entwicklung der Fischzönosen ermöglicht werden. Hierbei ist die ungehinderte Durchwander-barkeit von Fließgewässern – flussauf- und -abwärts – eine notwendige Voraussetzung.

Bundesamt für Naturschutz
Pressesprecher Franz August Emde
Stellvertreterin Andrea Steglich

Gewässersanierung „Wasserspeicher Gänserieth“

Im Sommer 2011 wurde in der Mitgliederversammlung der Gramme-Unstrut-Sportfischer Werningshausen e. V. beschlossen, das Verbundgewässer „Wasserspeicher Gänserieth“ zu sanieren.

Das Gewässer „Wasserspeicher Gänserieth“ ist ein idyllischer Dorfweiher von ca. 0,15 ha, welcher Anfang der siebziger Jahre künstlich angelegt wurde. Der Zulauf erfolgt über ein altes Stahlrohr aus der Schmalen Gera. Über einen Überlauf wird das durchströmende Wasser in den Umfluter der Gramme abgeleitet. Da der Zulauf stark beschädigt und das gesamte Gewässer verschlammt war, musste unbedingt gehandelt werden, um ein Umkippen des „Wasserspeicher Gänserieth“ zu vermeiden.

Als im Oktober die Anträge auf Fördergelder vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz (Gewährung einer Zuwendung aus Mitteln der Fischereiabgabe) beim Verein vorlagen, wurden die notwendigen Sanierungsarbeiten konkreter. So musste die Planung und Vorbereitung der Gewässersanierung vorangetrieben werden. Grundlage für die Beantragung der Fördergelder war eine detaillierte Kostenkalkulation. Bei der Kostenplanung musste das Vereinsvermögen berücksichtigt werden, da nur 50 % vom Ministerium gefördert werden. Eine weitere Hürde bei der Planung war die Einholung aller notwendigen Genehmigungen und Zustimmungen bei den zuständigen Behörden und dem Gemeinderat.

Gewässersanierung „Wasserspeicher Gänserieth“
Gewässersanierung „Wasserspeicher Gänserieth“
Gewässersanierung „Wasserspeicher Gänserieth“

Am 10.12.2012 erfolgte das Abfischen des Gewässers. Die Fische wurden in das angrenzende Verbundgewässer Umfluter der Gramme, welches mit dem Wasserspeicher Gänserieth über Zu- und Ablauf verbunden ist, umgesetzt. Als Überraschung fanden wir auch ca. 200 Teichmuscheln im Gewässer. Diese wurden während der Sanierungsmaßnahmen in ein anderes Gewässer umgesiedelt und nach Beendigung der Tiefbauarbeiten wieder zurückgesetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde der Geschäftsführer des LAVT, André Pleikies, eingeladen, um ihn die geplanten Sanierungsmaßnahmen am Gewässer zu erläutern und die notwendigen Schritte mit ihm abzustimmen. An dieser Stelle möchten wir uns für die vielfältige Unterstützung durch unseren Landesverband und seine Geschäftsleitung recht herzlich bedanken. Ohne diese wäre die Realisierung dieses umfangreichen Projektes für unseren Verein nur schwer möglich gewesen.

Nach der Bewilligung der Fördermittel wurden die Baufirmen angeschrieben und Termine festgelegt. Leider spielte das Wetter bei der Planung nicht mit, und so mussten die geplanten Termine für den Februar, aufgrund der kalten Witterung, auf den März verschoben werden. Der Kälteeinbruch hatte aber auch etwas Gutes, so konnte im Rahmen mehrerer Arbeitseinsätze der Baumbestand verschnitten werden. Mit dem Baumschnitt wurden dann Faschinen gebunden. Diese Faschinen wurden auf einer Länge von ca. 150 m zur Uferbefestigung von den Vereinsmitgliedern eingebaut. Die stark erodierte Insel wurde ebenfalls mit Faschinen gesichert.

Am 03.03.2012 erfolgte die Erneuerung des maroden Gewässerzulaufes durch Bohrspülen in geschlossener Bauweise. Dabei wurde durch die Firma Horizontal Bohrtechnik Schütze ein HD-PE-Rohr DN 160 eingezogen. Die notwendigen Tiefbauarbeiten hat die Firma Elektro- Zimmer geleistet. Als Abschluss der Zulaufsanierung erfolgte noch der Einbau eines neuen Revisionsschachtes.

Nach Beendigung der Vorleistungen kam am 24.03.2012 der Bagger der Firma Wagner Straßen- und Tiefbau GmbH. Zur großen Überraschung aller wurde durch die Schaulustigen eine Atmosphäre mit Dorffestcharakter geschaffen. So waren Jung und Alt, Angler und nicht Angler auf den Beinen. Während der Baggerarbeiten wurde die Gewässerprofilierung mit Flach- und Tiefwasserzone neu gestaltet. Im Flachwasserbereich wurden ca. 20 cm bis 30 cm Schlamm abgetragen in der Tiefwasserzone 2,0 m bis 2,5 m. Das entspricht mehr als 1.000 m2 Schlamm. Anhand dieser Zahlen kann man die Notwendigkeit der Gewässersanierung sehen. Nach Beendigung der Baggerarbeiten haben die Fein-Arbeiten der Gewässergestaltung begonnen. So wurden auf der Insel Sumpfschwertlilien und eine Trauerweide gepflanzt. Im Bereich des Ufers wurden mit Schaufel und Spaten noch die Angleichungsarbeiten durchgeführt und Rasen gesät.

Ein großes Lob muss den Vereinsmitgliedern für Ihre tatkräftige Unterstützung ausgesprochen werden. So wurden durch 47 Vereinsmitglieder 492 Arbeitsstunden geleistet.

Im Laufe des Jahres wurde durch den LAVT begonnen, das Gewässer mit Fischen zu besetzen. Die Besatzmaßnahmen werden im Herbst 2012 fortgeführt.

Geplant ist der langsame und langfristige Aufbau des Gewässers als ein attraktives, naturnahes Angelgewässer.

Wir danken dem LAVT und dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz für die uns gegebene Unterstützung, den Firmen Horizontal Bohrtechnik Schütze, Elektro- Zimmer und Wagner Straßen- und Tiefbau GmbH für die fachliche Ausführung der notwendigen Arbeiten.

Wir wünschen allen Petri-Jüngern ein erfolgreiches Angeln am „Wasserspeicher Gänserieth“.

Petri Heil
Torsten Bostelmann, 1. Vorsitzender
Fotos: T. Bostelmann, A Pleikies

Unser neues Gewässer – Der Barschsee

Unser neues Gewässer – Der Barschsee

Seit diesem Jahr gibt es im Gewässerverbund ein neues Gewässer. Das ist der Barschsee, nach dem Gewässerverzeichnis die Nr. 47, der dort recht schlicht und einfach beschrieben ist.

Ein solch junger Kiessee wird einige Jahre benötigen, um an bestehende Gewässer anknüpfen zu können. Man kann bereits angeln und es sind auch Fische vorhanden, auch die erste „eigene“ Fischbrut findet man schon. Also fehlt nur noch eins, die Pflege rund herum.

Diese haben im September die Thüringer Angelfreunde im Polizeisportverband Erfurt e.V. übernommen. Auch wir haben uns entwickelt. Von einem Verein mit ca. 50 Mitgliedern, der kaum in Erscheinung trat, zu einem über 200 Sportfreunde starken Verein, der regelmäßig mit seiner Jugendgruppe an den Veranstaltungen des Landesverbandes teilnimmt und auch dort den ein oder anderen Erfolg verbuchen konnte.

Am 29.09.2012 um 14:00 Uhr hatten wir den ersten Arbeitseinsatz am Barschsee. Die Arbeitsgeräte waren schnell in der Geschäftsstelle reserviert und am Vortag abgeholt.

Unser neues Gewässer - Der Barschsee
Unser neues Gewässer - Der Barschsee

Bei herrlichstem Sonnenschein trafen sich fast 60 Sportfreundinnen und Sportfreunde am Denkmal. Für die Einweisung in die Technik war Sportfreund Kloß von den Brühler Angelfreunden vor Ort und kümmerte sich gut um alles. Da sich Disteln, Kletten und andere Wildkräuter den ganzen Sommer über frei entfalten konnten, war auch mehr als genug Arbeit da. Dem teilweise über meterhohen Bewuchs wurden wir dank der Freischneider vom LAVT schnell Herr und die Uferzone am Westufer bekam ein neues Gesicht. Die Jugendgruppe wappnete sich mit Müllbeuteln, um den Unrat anderer zu beseitigen. Immerhin wurden stattliche 60 kg Müll beseitigt. Natürlich macht so viel Arbeit auch hungrig und durstig.

Bastian und André besorgten Grillgut und Getränke und mein Detlef heizte den Grill an. An dieser Stelle, ein Dank an die Freiwillige Feuerwehr Udestedt, die uns den Bratwurstrost schon oft zur Verfügung stellten.

Gegen 17:30 Uhr war dann schon ein gutes Ergebnis zu sehen. Wir hatten ca. 300 m vom Ufer zum Reihersee wieder begehbar gemacht und die Freifläche vor dem Denkmal bereinigt. Auch am Nordufer wurde bereits begonnen.

Beim 2. Arbeitseinsatz, eine Woche später, starteten wir früh um 8:00 Uhr. An diesem Samstag wurde der restliche Uferbereich zum Reihersee frei geschnitten und am Nordufer kamen wir bis zum Steilbereich. Nun waren auch wieder die ersten wilden Weidenstecklinge und Schilfpflanzen zu erkennen. Bei diesem Einsatz wurden gleichzeitig die ersten organisatorischen Mängel abgestellt, denn auf diesem Gebiet sind wir noch lernfähig.

Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sieht, wie der Barschsee ein neues Gesicht bekommt und die Sportfreundinnen und Sportfreunde etwas geleistet haben. Beim 2. Einsatz waren fast 30 m³ Grünabfälle angefallen, die bei den Stadtwerken Erfurt entsorgt wurden.

Noch weitere zwei Arbeitseinsätze folgten, und der letzte sogar im ersten Schneegestöber dieses Jahres. Aber auch hier waren fleißige Sportfreunde für „unser Gewässer“ im Einsatz.

So erhält der Barschsee nach und nach vom ersten Arbeitseinsatz bei stahlendem Sonnenschein (am 29.September) bis zum letzten Arbeitseinsatz im Schnee (am 27. Oktober) ein neues Gesicht. Geschehen nicht nur durch die Jahreszeiten, nein, auch durch die Hände vieler fleißiger Anglerinnen und Angler.

Deshalb möchte ich mich bei allen beteiligten Mitgliedern für diese Unterstützung noch einmal ausdrücklich bedanken, natürlich auch beim Vorstand, den Mitarbeitern des LAVT und Achim Kloß. Übrigens: Bei den vier Einsätzen wurden durch die 112 Mitglieder 336 Stunden für die Gewässerpflege erbracht. Das ist der Beitrag zum Naturschutz, den wir Angler leisten, den aber nur wenige Menschen richtig würdigen.

Wir werden auch in den kommenden Jahren am Barschsee fleißig sein und Ihn zu einer Idylle für Angler und andere Naturliebhaber machen und damit zeigen, dass Angeln auch etwas mit AKTIVEM Naturschutz zu tun hat.

Bernd Hartung
Vorsitzender Thüringer Angelfreunde