Erhalt und Pflege der Gewässer – ein zentrales Anliegen des Landesanglerverbandes Thüringen e.V. (LAVT)

Die achtlose, zum Teil gezielt betriebene billige Entsorgung von Müll an und in unseren Thüringer Gewässern ist ein bekanntes und leider zunehmendes Problem. Allein an den Gewässern des Thüringer Gewässerverbundes des LAVT werden jährlich ehrenamtlich von den Mitgliedern der Pflegevereine und den Mitarbeitern des LAVT mehrere Tonnen Müll beseitigt und auf Kosten der Angler entsorgt. Dabei müssen wir leider immer wieder feststellen, dass sich an der Mehrzahl der Gewässer allein die Angelfischer für deren Sauberhaltung verantwortlich fühlen. Wir vermissen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, regelmäßig bei der Gewässerpflege all die anderen Gewässernutzer.

Erhalt und Pflege der Gewässer

Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Anglervereine und Ihre Mitglieder oft als einzige Personengruppe für die Ausübung Ihres Hobbys an und auf den Gewässern zahlen müssen. Allein die stetig steigenden Kosten für die Gewässerpachten und behördlichen Gebühren sind nicht unerheblich. Dennoch investieren die Angler in Thüringen zusätzlich jedes Jahr mehrere Millionen Euro in den Gewässer- und Fischartenschutz. Neben der Entsorgung des Mülls spielt die Pflege und die Erhaltung unserer Thüringer Gewässer durch die Angelfischerei eine immer größere Rolle.

Gewässerpflege kostet sehr viel Geld und benötigt Personal. Beides ist bei den Gewässern I. Ordnung (verantw. Freistaat Thüringen) und den Gewässern II. Ordnung (verantw. Kommunen) nur begrenzt vorhanden.

In vielen Bereichen, zum Beispiel an Stauanalgen wie Talsperren und Speichern, fehlen mittlerweile die Schäfer mit ihren Herden, welche in der Vergangenheit die Landschafts- bzw. Dammpflege übernahmen. Besonders künstlich angelegte Gewässer wie Teiche, Kiesgruben, landwirtschaftliche Speicher etc. benötigen in unserer Kulturlandschaft ein Mindestmaß an Pflege-, Erhaltungs- und Standsicherungsmaßnahmen. Nur so können sie auch als wertvolle Biotope mit einer artenreichen Flora und Fauna langfristig erhalten werden.

Unser Verband engagiert sich schon seit Jahrzehnten für den Erhalt unserer Thüringer Gewässer als Erholungsraum für die Allgemeinheit und als Lebensraum für eine artenreiche Flora und Fauna. Dabei ist uns stets an einem konstruktiven, sachlichen Miteinander aller Beteiligten gelegen. In diesem Zusammenhang würden wir uns einen offeneren Dialog und mehr Unterstützung, insbesondere von einigen Naturschutzbehörden, sowie modernere Konzepte bei der Erhaltung von Gewässern als wichtigen Natur- und Lebensraum wünschen.

Um die zunehmenden Gewässererhaltungsund pflegearbeiten weiterhin absichern bzw. noch effektiver gestalten zu können, wurde in den vergangenen Jahren im Thüringer Gewässerverbund weitere moderne Technik wie verschiedene Großmäher, ein leistungsfähiger Häcksler (Hacker), mehrere Motorsägen, Motorsensen, Freischneider Astsägen etc. angeschafft.

Erhalt und Pflege der Gewässer
Erhalt und Pflege der Gewässer
Erhalt und Pflege der Gewässer

Damit sich die Angler das für die Bedienung und Wartung notwendige Wissen aneignen können sowie um allen arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben gerecht zu werden, bot der Thüringer Gewässerverbund des LAVT für die Mitglieder seiner Pflegevereine im I./II. Quartal 2012 mehrere entsprechende theoretische und praktische Lehrgänge an. Die erfolgreiche Teilnahme am Lehrgang wurde durch die Firma Herkules durch Ausstellung einer Urkunde/Zertifikat jedem Teilnehmer bestätigt. Interessenten wurde außerdem der Erwerb eines Kettensägeführerscheines ermöglicht.

Je nach Bedarf werden zukünftig weitere Lehrgänge angeboten. Um die Gewässerpflegeeinsätze bzw. die Bereitstellung der dafür notwendigen Technik durch die Geschäftsleitung des LAVT optimal koordinieren zu können, ist durch die Vereine die rechtzeitige Einreichung der im Jahr geplanten Arbeitspläne notwendig.

Auf Grund zunehmender Aufgaben bei der Erhaltung und Pflege der Gewässer sowie durch das Pachten weiterer Gewässer macht sich zukünftig eine Überarbeitung bzw. der Abschluss neuer Gewässerpflegevereinbarungen notwendig. Dazu wird sich in den kommenden Monaten mit den jeweiligen Anglervereinen abgestimmt.

Wir glauben, dass der Landesanglerverband Thüringen e.V. und sein Gewässerverbund, welcher neben der hier vorgestellten Gewässerpflegetechnik außerdem eine umfangreiche Fischereitechnik vorhält, gut gerüstet sind, sich den neuen Aufgaben und Herausforderung verantwortungsvoll zu stellen.

Auch wenn das einiger Kritiker nicht gern wahr haben wollen, die Angelfischerei in Thüringen, so auch die Mitglieder unseres Verbandes, leistet mit ihrer Arbeit aktiven Gewässer- und Naturschutz sowie einen wertvollen Beitrag für den Gemeinnutz.

André Pleikies, Geschäftsführer LAVT

Resolution des Deutschen Fischerei-Verbandes
anläßlich des Deutschen Fischereitages in Papenburg

Resolution zur Reform der europäischen Fischereipolitik Nachhaltigkeitswende festigen!

Mehr als die Hälfte der Fischbestände im Nordost-Atlantik einschl. Nord- und Ostsee wird bereits jetzt nachhaltig bewirtschaftet und nach dem Prinzip des höchstmöglichen Dauerertrages befischt. Der Anteil überfischter Bestände ist in den vergangenen 7 Jahren von 94 % auf 47 % zurück gegangen.

Mehr als 60 % der deutschen Anlandungen befinden sich im Zertifizierungsprozess oder sind bereits öko-zertifiziert.

Diese Erfolge sind das Ergebnis von gezielten Bewirtschaftungsmaßnahmen:

Einführung und Durchsetzung von Langzeitmanagementplänen Orientierung der Quotenfestsetzung am Prinzip des höchstmöglichen Dauerertrages (msy) Neue EU-Kontrollverordnung (2009) zur Kontrolle und Durchsetzung der Fangquoten Gezielter Flottenabbau in bestimmten Fischereien z. B. in Polen, Dänemark, Holland.

Die nachhaltige Fischereiausübung bringt bereits jetzt wachsende Erträge. Um diese Entwicklung fortzusetzen sind folgende Maßnahmen aus Sicht des Deutschen Fischerei-Verbandes erforderlich:

Weitere Langzeitmanagementpläne mit dem Ziel nachhaltiger Bewirtschaftung (msy) wenn möglich bis 2015, in begründeten Ausnahmefällen spätestens 2020. Vermeidung von Rückwürfen (Discard) durch umfangreichere fangtechnische Forschung.

Fischereibezogene Regelungen zu Anlandegeboten (Discard-Verbot) mit Berücksichtigung der Überlebensraten, Freistellung von Kleinmengen, Anrechnung auf Zielartenquote und spezifische Problemlösungen (z. B. beim Eberfisch in der Stöcker- und Makrelenfischerei auf der Hochsee).

Flexibles Quotenmanagement durch Quotentausch und starke Erzeugergemeinschaften gemäß aktueller deutscher Praxis.

Nachhaltige Drittlandsabkommen der EU zur Wahrung der externen Fischereiinteressen mit klar definierter entwicklungspolitischer Zielsetzung.

Aquakultur und Fischerei an Binnengewässern:

Die Erträge der Meeresfischerei sind durch die natürlichen Rahmenbedingungen begrenzt. Der wachsende Bedarf der Menschheit nach hochwertigen tierischen Proteinen muss durch eine wachsende Aquakultur gedeckt werden. In Europa ist der Zugang zu den Ressourcen Fläche und Wasser durch gesetzliche Regelungen (Natura 2000, Wassergesetze) so erschwert, dass die Erzeugung nicht, wie in der übrigen Welt, zunehmen kann.

Das Wachstum der Aquakultur setzt jedoch eine Steigerung der Produktion voraus.

Für das Wachstum der Aquakultur sind folgende Maßnahmen erforderlich:

Intensivierung der Förderung für Steigerung und Erzeugung Beseitigung bürokratischer Hemmnisse Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Importen.

Berufs- und Angelfischer bewirtschaften die Binnengewässer nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Um die Fischfauna zu erhalten und die nachhaltige Ressourcennutzung zu entwickeln sind folgende Maßnahmen notwendig: Stärkere Förderung der nachhaltigen Binnenfischerei Nachhaltiges Populationsmanagement für Kormorane Durchgängigkeit der Fließgewässer Sicherung der Aalbestände durch Besatz und Durchsetzung der Exportverbote für Glasaal.

Herbstputz am Speicher Kromsdorf

Herbstputz am Speicher Kromsdorf

Am 29.10.2011 haben wir, der TLAV und die Angelfreunde des „Ersten Weimarer Angelvereins e.V.“, unser Pflegegewässer, den Speicher Kromsdorf, winterfest gemacht. Dabei hat uns unser Landesverband tatkräftig mit den notwendigen Arbeitsgeräten und Personal unterstützt. So konnte der Damm noch einmal komplett gemäht werden.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch der Überlauf des Speichers wurde soweit es möglich war mit Schaufel und Spaten gereinigt.

Herbstputz am Speicher Kromsdorf
Herbstputz am Speicher Kromsdorf
Herbstputz am Speicher Kromsdorf

Mit den Motorsensen und der Kettensäge wurden einige Angelplätze wieder in einen ordentlichen Zustand versetzt, so dass wir gut über den Winter kommen und im nächsten Jahr unserem Hobby gleich wieder an einem gepflegten Gewässer frönen können.

In der wohlverdienten Pause waren sich alle anwesenden Angelfreunde einig, dass es seit der Klärung des Pachtverhältnisses und den umfangreichen Besatzmaßnahmen durch den TLAV wieder Spaß macht, am Gewässer zu angeln und zu arbeiten. So wurden auch gleich eifrig Pläne geschmiedet, wie es im Frühjahr mit der Pflege weiter gehen soll.

Der Speicher Kromsdorf soll nicht nur für uns Petrijünger ein attraktives Angelgewässer bleiben, sondern wir möchten auch, dass für die Vogelschützer die Interessen ihrer Schützlinge gewahrt bleiben. Letztendlich möchten wir, dass nicht nur wir Angler, sondern auch die zahlreichen Spaziergänger an einem gepflegten Speicher weiterhin Erholung finden.

Wir werden natürlich auch zukünftig über die Entwicklungen an unserem Pflegegewässer informieren und wünschen allen Angelfreunden für den Rest des Jahres noch viele interessante Fänge und erholsame Stunden bei der Ausübung unseres schönen Hobbys, sowie ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das Jahr 2012.

Die Angelfreunde des ersten Weimarer Angelvereins. e.V.

Abfischung des Speichers Töttelstedt

Abfischung des Speichers Töttelstedt

Am Speicher Töttelstedt war der Ablass defekt und musste dringend erneuert werden. Die Stadt Erfurt, die das Gewässer unterhält, bat den TLAV um Mithilfe, da beim Ablassen des Speichers Fische zu erwarten waren.

Abfischung des Speichers Töttelstedt
Abfischung des Speichers Töttelstedt
Abfischung des Speichers Töttelstedt

Der leitenden Mitarbeiterin Frau Albrecht, Abteilungsleiterin Gewässerunterhaltung, und den Kollegen von der Wasserwirtschaft kamen wir gern entgegen, verfügt doch der TLAV über moderne Fischereitechnik. Nachdem die nötigen Vorbereitungen gemeinsam mit dem Garten- und Friedhofsamt der Stadtverwaltung Erfurt getroffen und alle notwendigen Genehmigungen eingeholt waren, konnte am 18. und 19. Oktober 2011 abgefischt werden. Erfreulicherweise haben einige Angelfreunde ihre Freizeit zur Verfügung gestellt, um tatkräftig und ehrenamtlich zu helfen. Da die Herbstferien gerade begonnen hatten, konnten auch einige Jungangler bei den Abfischarbeiten mithelfen. Nachdem der Ablass geöffnet war, begann der Wasserspiegel sich langsam zu senken. Zwischenzeitlich wurde mit Hilfe des Arbeitsbootes das Gewässer von treibendem Unrat befreit und der erste Fischzug mit der Teichwade durchgeführt. Der Erfolg war nicht zufriedenstellend, da versunkene Bäume und eine starke Schlammschicht ein Abfischen mit dem Netz stark behinderten. Also Planänderung.

Klaus Hilse und Klaus Freund als leitende Elektrofischer bekamen die meisten Fische dann mit Hilfe modernster Elektrotechnik. Es wurde vom Ufer und vom Boot aus gefischt. Hier möchte ich erwähnen, dass unsere jugendlichen Helfer Maximilian Pfotenhauer und Florian Hladtka aus Erfurt und Marcel Kipsch von den Angelfreunden der Saalekaskade besonders fleißig mitgeholfen haben. Schließlich wollten sie so viel wie möglich Fische fangen. Die gelandeten Fische, es handelte sich in der Hauptsache um Giebel, fanden im Zoo in Gotha einen dankbaren Abnehmer. Nachdem der Wasserstand soweit abgenommen hatte, dass auch mit dem Boot kein vorwärtskommen mehr möglich war, begannen die nächsten Schwierigkeiten.

Der See gab preis, was jahrelang auf dem Gewässergrund lag. Holz, Schutt, Schrott, Unrat, Unmengen leere Flaschen und ein Autodach, das aus der meterdicken Schlammschicht herausragte. Es entpuppte sich als komplettes Autowrack. Das war ganz schön anstrengend, das Boot über den Schlamm bugsieren und die Fische dem PKW keschern. Schließlich macht man das nicht alle Tage. Die herbei gerufene Polizei und Feuerwehr prüften die Situation und bargen und entsorgten fachmännisch das Autowrack. So ein versunkenes Auto birgt immerhin eine große Gefahr für unsere Umwelt. Bei den schwierigen Bedingungen mussten die letzten Fische per Hand von den fleißigen Helfern abgelesen werden. Das waren immerhin mehrere tausend Stück.

Die Abfischung war für jede Angelfreundin bzw. Angelfreund sowie für Frau Albrecht und ihre Mitarbeiter eine echte, auch körperliche Herausforderung. Darum schmeckte das warme Essen, das die Geschäftsleitung des TLAV jeden Tag anliefern ließ, allen besonders lecker.

Dank der Hilfe der Angelfreunde des Thüringer Landesangelfischereiverbandes e.V. (TLAV) kann die Stauanlage nunmehr saniert werden und steht uns hoffentlich bald als ein weiteres, attraktives Angelgewässer zur Verfügung. Die Abfischaktion zeigte zum wiederholten Male die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung Erfurt und dem TLAV und dass auf uns Angler Verlass ist.

Klaus Freund

Erfahrungsaustausch mit der Arbeitsgemeinschaft Sinntal – Gewässerökologie

Erfahrungsaustausch mit der Arbeitsgemeinschaft Sinntal – Gewässerökologie

Unter dem Motto „Die Äsche – Fisch des Jahres 2011“ fand am 01. Oktober 2011 ein Erfahrungsaustausch mit Vertretern der ARGE Sinntal (Hessen) und Vetretern aus Mitgliedsvereinen des Thüringer Landesangelfischereiverbandes statt.

Ca. 25 Thüringer Angler reisten dazu nach Altengronau ins landschaftlich reizvolle Sinntal zwischen Rhön und Spessart. Empfangen wurden wir von den Herren Alfred Schmidt (Vorsitzender und Sprecher der ARGE), Rainer Hennings (Verband Hessischer Fischer) und Peter Paulini (Mitglied der Arge) im „Gasthof zur Krone“ in Altengronau.

Gewässerökologie
Gewässerökologie
Gewässerökologie

Nach einer kurzen gegenseitigen Vorstellung eröffnete Herr Alfred Schmidt mit seinen Ausführungen zur mittlerweile fast zehnjährigen Arbeit der ARGE unseren Erfahrungsaustausch.

Als Hauptursachen wurden genannt: 

  • Verschlechterung der Wasserqualität.
  • Sedimenteintrag in das Kieslückensystem.
  • Querverbauungen durch Kleinkraftwerke. Hierbei ist auffällig, dass die Hauptinstallationsmaßnahmen mit dem Beginn des Zerfalls der Äschenund anderer Kieslaicher-Populationen sehr zeitnah sind.
  • Wunschfischbesatzmaßnahmen mit Aalen und Regenbogenforellen, letztere besetzen den Äschenlebensraum.
  • Die Befischungsmethoden.
  • Der Fraßdruck Fischfressender Vögel. Wobei heimische Arten, wie der Eisvogel und der Graureiher, sich an der heimischen Fauna ohne nachhaltige Auswirkungen bedienen können, sie beeinträchtigen das Jäger-Beute Verhältnis nicht. Verheerende Schäden sind durch den Kormoran zu verzeichnen.

Probleme, wie wir sie auch aus unseren Thüringer Gewässern kennen.

In der hessischen Sinn und in der schmalen Sinn liegt die hegerische Verantwortung für insgesamt sechs Pachtstrecken bei der ARGE Sinntal Gewässerökologie. Der Äschenrückgang sowie der Zerfall der Barben- und Nasenpopulationen begründet sich hauptsächlich in den Querverbauungen (Wasserkraftnutzung) sowie einem übermäßigen Aalbestand und starken Kormoraneinflügen in den letzten Frostperioden mit bis zu 200 Vögeln. Es ist davon auszugehen, dass der ohnehin schon geschwächte Bestand in weiten Streckenabschnitten durch Kormoranfraßdruck weitestgehend vernichtet worden ist. Das Flusssystem Sinn verfügt über ausgezeichnete Laichhabitate, hohen Natürlichkeitsgrad, ein ausgezeichnetes Nährtieraufkommen, sehr gute Wasserqualität und eine biologische Gewässergüte von durchschnittlich 1,50. Es ist ein sommerkaltes Gewässer mit durchweg hartem Untergrund, die Höchsttemperatur im Fünf-Jahres-Mittel beträgt 15,5°C. Die Bewirtschaftung erlaubt nur das Fischen mit der künstlichen Fliege, ohne Widerhaken und mit geringen Entnahmen. Äschen, Barben und Nasen sind seit fünf Jahren ganzjährig geschützt. Die Zahl der Fischereierlaubnisscheine ist begrenzt, ein großer Streckenteil darf nur vier Monate im Jahr befischt werden. Trotz der eigentlich bezüglich des Gewässers existierenden idealen Voraussetzungen einschließlich des Baus einer Fischwanderhilfe am Kleinwasserkraftwerk Altengronau und umfangreicher Besatzmaßnahmen konnte eine nachhaltige Stabilisierung der Hauptfischarten nicht erreicht werden. Neben dem Äschenprojekt wurde parallel ein Artenhilfsprogramm zur Wiederansiedlung von Nase, Barbe, Gründling und Elritze auf den Weg gebracht. Doch auch hier steht man mittlerweile fast wieder am Ausgangspunkt.

Gewässerökologie

Durch eine sehr effiziente Lobby- und Pressearbeit ist es der ARGE gelungen, den Blick der Politik und Behörden für die Probleme an der Sinn zu schärfen. Mit für Hessen eher un-üblichen Genehmigungen sind selbst im Naturschutzgebiet Kormoranvergrämungsabschüsse möglich geworden. Mittlerweile wurde zur weiteren Unterstützung dieser Bemühungen ein Arbeitskreis aus Vertretern der Fischerei- und Naturschutzbehörden, von Ornithologen und Mitgliedern der ARGE gebildet.

Gemeinsam mit dem Fischzüchter Herrn Lothar Keidel aus Ehrenberg (Rhön) ist es in mehrjähriger angestrengter Arbeit gelungen, autochthone Sinn-Äschen stabil in seiner Fischzucht zu vermehren und bis zu jeder gewünschten Größe aufzuziehen. Doch selbst der Besatz mit 7.000 – 9.000 Äschensetzlingen pro Jahr über mehre Jahre hinweg konnte die nahezu vollständige Vernichtung des Äschenbestandes durch Kormorane in der Sinn nicht aufhalten!

Ergänzt wurden die Ausführungen von Herrn Schmidt durch einen Vortrag von Herrn Rainer Hennings sowie einigen „Bonus-Informationen“ zur rasanten Ausbreitung invasiver amerikanischer Krebsarten und ihren nachteiligen Folgen für den einheimischen Edelkrebs in Hessen.

Im Anschluss hatten wir die Gelegenheit noch ein paar kurze Blicke in die Sinn in Altengronau zu werfen. Vor Augen geführt wurden uns die nachteiligen Auswirkungen der Kleinwasserkraftanlage auf das Gewässer, welche selbst die vor wenigen Jahren errichtete Fischwanderhilfe nur zum Teil kompensieren kann. Immerhin wurden einige kleine Äschen gesichtet aber auch ein nichtheimischer Signalkrebs in seiner ganzen Pracht. Nach den Vorträgen und am Gewässer gab es Gelegenheit zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch in kleineren Gesprächsrunden. Nach einem reichlichen Mittagessen verabschiedeten und bedankten wir uns bei unseren neu gewonnenen hessischen Freunden und Kollegen mit dem gegenseitigen Wunsch, diesen Kontakt weiter zu pflegen.

Fortgesetzt wurde unsere Exkursion nach knapp einstündiger Fahrt durch eine herbstbunte Landschaft im strahlenden Sonnenschein im Forellenhof Keidel in Ehrenberg (Rhön) am Fuße der Wasserkuppe, dem höchsten Berg der Rhön.

Auf seinem Forellenhof stand Herr Keidel schon zur Begrüßung bereit. Von ihm erfuhren wir, dass sein kleiner Familienbetrieb 40 Teiche (besser Teichlein) mit einer Gesamtfläche von einem (!) ha am Nordosthang der Wasserkuppe bewirtschaftet. Immerhin bringt er es auf dieser geringen Fläche mit spärlichem Wasserdargebot auf eine eindrucksvolle Jahresproduktion von ca. 35 t Fisch. Über die Direktvermarktung seines Markenprodukts der „Rhöner Bachforelle“, vor allem in der Gastronomie des Biosphärenreservats, gelingt ihm auch eine bemerkenswerte Wertschöpfung. Darüber hinaus beliefert er mit Forellen und Äschen (Brut und Setzlinge) Anglervereine und -verbände u.a. in Thüringen, Sachsen, Brandenburg ja selbst bis Hamburg. Die Qualität und Exklusivität seiner Fische haben dazu geführt, dass zahlreiche potenzielle Kunden mitunter jahrelang in einer Warteschleife stehen müssen. „Klein aber fein“- und zahllose Stunden engagierter Arbeit der ganzen Familie sind das Rezept seines Erfolgs.

Nach dieser kurzen Einführung ging’s dann zum eigentlichen Kleinod seines Betriebes, der Brut- und Aufzuchthalle sowie den Laichfischteichen seiner Sinn- Äschen. Erst seit wenigen Jahren steht diese moderne Halle, ausgerüstet mit Rundbecken, wo wir dann auch die ersten Äschen zu sehen bekamen. Sowohl in einigen Teichen vor der Halle und in den Rundbecken tummelten sich Tausende äußerst vitaler Jungäschen im 8 °C kühlen Quellwasser. Hier erklärte uns Herr Keidel den Zyklus von der Laichfischhaltung über die Erbrütung, das Anfüttern und die weitere Aufzucht seiner Äschen. Vor dem heute gesicherten Erfolg lagen drei angestrengte Jahre des Studierens und Experimentierens, denn Äschen verlangen ganz einfach wesentlich mehr Fingerspitzengefühl als Forellen oder Saiblinge. Das punktgenaue Erkennen der Laichreife vor dem Abstreichen oder das Herausfinden eines geeigneten Starterfutters für die Brut sind nur zwei der vielen Hürden, die zu nehmen waren. Insgesamt erfordern Äschen aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit ein weitaus behutsameres Handling als viele der bekannten Wirtschaftsfischarten. Mit seinem etablierten Laichfischbestand hat Herr Keidel ein hohes Maß an Sicherheit für eine stabile, von Kormoran- und Witterungseinflüssen weitestgehend unabhängige Äschenreproduktion geschaffen. Laichfischbestand und Reproduktions-technologie stehen bereit, um sofort bestandsstützend dort und dann einzugreifen, wo Kormorane kein ernsthaftes Problem sind. An der Sinn muss die Sinnhaftigkeit eines weiteren umfangreichen Äschenbesatzes bei anhaltender Kormoranprädation leider infrage gestellt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Dieser Tag hat sich für alle Beteiligten in jeder Hinsicht gelohnt. Es gab eine Menge zu sehen und zu lernen, wir haben neue Partner und Freunde in unserem Nachbarland Hessen gefunden, bei denen wir uns an dieser Stelle nochmals herzlich für die Zeit und Mühe bedanken möchten, die sie für uns aufgewandt haben. Mit zu diesem positiven Gesamteindruck beigetragen hat nicht zuletzt ein strahlender Indian-Summer-Tag in der Rhön. Petri sei Dank

Bilder: © Andreas Kirsch

Kleine Standgewässer und ihre ökologische Bedeutung

Kleingewässer sind wichtige Strukturen in unserer mitteleuropäischen Landschaft. Sie haben eine hohe ökologische Bedeutung für zahlreiche ans Wasser gebundene Tier– und Pflanzenarten und bereichern das Landschaftsbild. In den vergangenen Jahrhunderten und bis heute erfolgt aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus allerdings vielfach immer noch die Trockenlegung und das Verschütten zahlreicher dieser kleinen Sölle, Weiher und Tümpel.

Kleine Standgewässer und ihre ökologische Bedeutung

Auch die Grundwasserabsenkung im Zusammenhang mit Baumaßnahmen oder Bergbau spielt eine große Rolle. Im Zuge der Überdüngung der Landschaft gelangen zu viele Nährstoffe in diese Kleingewässer. All dies hat Auswirkungen auf die jeweils in den Gewässern anzutreffende Fauna und Flora. Auch spielen die Periodizität der Wasserführung, die Ufervegetation und die Landnutzung in der Umgebung hierfür eine wichtige Rolle.

Die meisten sehr flachen Gewässer erwärmen sich schnell und bieten unter den Tieren insbesondere bestimmtem Mollusken-, Insekten- und Amphibienarten Lebensmöglichkeiten.

Viele dieser Kleingewässer sind nährstoffreich. Die wenigen nährstoffarmen haben eine besonders hohe Bedeutung für den Naturschutz, da nur hier konkurrenzschwache Pflanzenarten gedeihen können. Die verschiedenen Mikrostrukturen dieser Kleingewässer wie Verlandungsbereich, Schwimmplattzonen, wenig bewachsene Schlamm– oder Kiesbänke, werden von ganz speziellen Lebensgemeinschaften besiedelt.

So können an Kleingewässern ganz verschiedene Groß- und Kleinlibellen beobachtet werden, die besonders empfindlich auf Verschlechterung ihrer Lebensgrundlagen reagieren.

Entgegen nicht ausrottbarer Vorurteile können Libellen im Übrigen nicht stechen, sie ernähren sich von Mücken, Fliegen und anderen Insekten, die im Fluge gefangen werden. Somit tragen sie zum ökologischen Gleichgewicht bei. Die häufig über Gewässern besonders intensiv fliegenden Insekten locken natürlich auch Fledermäuse an, die dieses gute Nahrungsangebot zu nutzen wissen. Auch die Vogelwelt benötigt die kleinen Wasserflächen als Nahrungs- und Rastplätze, selbst Bruten kommen vor.

In gewässerarmen Gebieten kann es sinnvoll sein, durch die Anlage von Kleingewässern wasserabhängigen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum zu bieten. Wichtig sind jedoch die richtige Wahl des Standortes sowie notwendige Absprachen mit Behörden und Eigentümern.

Mit entsprechender Geduld kann spätestens nach einigen Jahren mit der Ansiedlung speziell angepasster Organismen der Erfolg dieser Maßnahme beobachtet werden. Als Projekt für Kinder und Jugendliche würde dies das Verständnis für die biologischen Abläufe in und am Wasser steigern. Ein Beispiel dafür ist auch der am 13. Juni 2008 in Erfurt mit Schülern des Albert-Schweizer-Gymnasiums durchgeführte „Tag der Artenvielfalt“. Die erfolgreiche Organisation dieser von der Zeitschrift GEO initiierten Aktion übernahm der TLAV (siehe Ausgabe 2/2008).

Da Kleingewässer auch besonders wichtige Lebensräume für Amphibien sind, führen der fortschreitende Straßenbau und die Versiegelung der Landschaft zu erheblichen Problemen im Zusammenhang mit deren Laichwanderungen. Der Neubau einer Straße zerschneidet unter Umständen die traditionellen Wanderrouten, welche ehemals durch Gärten oder Ackerland führten. Die Amphibienwanderungen beginnen im März oder Anfang April, wenn die Nachttemperaturen nicht mehr unter 5 o C absinken. So kommt es vor, dass in einer einzigen Nacht Tausende Kröten auf einer neu angelegten Straße zu Tode kommen. Eine weitere Wanderungswelle betrifft die das Gewässer nach der Metamorphose verlassenen Jungkröten.

Diese findet in Thüringen meist zwischen Ende Juni und Mitte Juli statt. Die Jungkröten messen nur 1 cm und sind daher außer durch den Straßenverkehr vielfältigen anderen Gefahren, z.B. durch Beutegreifer, ausgesetzt. Um wenigstens die Verluste auf den Straßen gering zu halten, sind technische Lösungen unverzichtbar.

So können beispielsweise ortsfeste Amphibienschutzanlagen installiert werden, die jedoch sehr teuer sind. Nicht so kostspielig sind Schutzzäune mit Fangeimern. Hier sind jedoch das jährliche Aufstellen und Abbauen sowie die Betreuung aufwendig. Als Leitbahnen werden meist Plastikfolien verwendet.

Zur Hauptwanderzeit sind täglich bis zu drei Kontrollen notwendig, um die Fangeimer zu leeren. Leider werden die Hinweisschilder zu Amphibienschutzanlagen, meist mit zeitweisen Geschwindigkeitsbegrenzungen gekoppelt, von vielen Fahrzeugführern ignoriert.

Neben dem Straßenverkehr besteht für die Amphibienlaichgewässer gerade im Erfurter Umfeld ein weiteres Problem. Trotz Pressekampagnen und ohnehin generellen Verbots werden Fische, so insbesondere auch Goldfische, in Kleingewässern illegal eingesetzt.

Diese fressen neben Amphibienlaich auch die jungen Kaulquappen vieler Lurcharten und schädigen die Lebensgemeinschaften dieser Biotope nachhaltig.

Jörg Rainer Trompheller, Erfurt